Gevelsberg. Seit Wochen kämpft eine Gevelsberger Grundschule gegen Vandalismus, Drogen und Saufgelage auf ihrem Schulhof. Bislang ist keine Lösung in Sicht.
Marihuana-Tütchen, Trinkgelage, Vandalismus – die Grundschule Pestalozzi an der Teichstraße hat seit Wochen vermehrt und beinahe täglich mit den Eskapaden unliebsamer Zeitgenossen zu tun. Jetzt reicht es Schulleiterin Heike Feldmann. In einem Schreiben wendet sie sich an die Öffentlichkeit. Auch die Stadt Gevelsberg als Schulträger hat das Problem erkannt. Sie kündigt an, zeitnah Maßnahmen zu ergreifen.
Thema bei Schulkonferenz
Am Dienstag, 28. Januar, findet die nächste Schulkonferenz statt, an der auch Gevelsbergs Bürgermeister Claus Jacobi teilnehmen wird.
Im Zuge dieser Konferenz sollen weitere Maßnahmen besprochen werden, um die Probleme mit Alkohol, Drogen und Vandalismus an der Grundschule Pestalozzi an der Teichstraße in den Griff zu bekommen.
„Wieder wurden von einer Schülerin mehrere Marihuana-Tütchen auf dem Schulhof gefunden. Forderung der Eltern: Macht doch endlich etwas“, liest es sich in dem Schreiben, das Schulleiterin Heike Feldmann aufgesetzt hat. Der Frust an der Schule sei groß. Frühmorgens müsste der Hausmeister erst einmal die leeren und kaputten Alkoholflaschen vom Schulhof entfernen. Nach Schul- und Betreuungsschluss um 16 Uhr sei dieser als Spielplatz freigegeben, so Feldmann. Jugendliche säßen dann vorzugsweise auf den Tischtennisplatten unter dem überdachten Teil des Hofes. „Die Platten sollen jetzt entfernt werden, um den Jugendlichen die Gemütlichkeit zu nehmen“, erklärt die Schulleiterin.
Auf Nachfrage dieser Zeitung bei der Stadt Gevelsberg bestätigte Bürgermeister Claus Jacobi, dass das am Dienstag bereits geschehen sei. Eine Platte stehe nun auf einem anderen Teil des Schulhofs. Die andere sei ganz entfernt worden. Und dass obwohl die Platten von den Schülern in den Pausen und auch nachmittags zum Spielen genutzt würden, wie Heike Feldmann betont. Das sei schade.
Gefüllte Marihuana-Tütchen
Allerdings habe sie ein klares Anliegen. „Ich will das Problem des Alkohol- und Drogenkonsums nicht unterstützen und für unsere Schüler ein kindgerechtes Umfeld schaffen“, sagt sie. Ein Teil der Marihuana-Tütchen, die auf dem Schulhof gefunden worden seien, sei noch gefüllt gewesen. „Wir haben auch schon eine Waage gefunden“, sagt Feldmann. Ihre Befürchtung: Die Pestalozzischule wird abends zum Drogenumschlagplatz.
„Auch Präservative haben wir schon gefunden“, ärgert sich die Schulleiterin. Die Wandschmierereien habe der Hausmeister ebenfalls entfernt. „Was sollen wir noch tun?“, fragt Feldmann. Eltern und Anwohner würden sie ansprechen. Die Schule solle doch endlich etwas unternehmen. „Aber wir machen doch was“, entgegnet Feldmann. „Der Schulträger und das Ordnungsamt sind informiert mit der Bitte, die Sicherheitsvorkehrungen nach Schul- und Betreuungsende zu erhöhen“. Fotos vom Unrat und von Wandschmierereien seien sogar an den Bürgermeister geschickt worden. Auch die Polizei sei involviert, zudem die Schülerschaft sensibilisiert. Den Schulhof abends abzusperren, hält Heike Feldmann für wenig sinnvoll. „Wir haben eine Turnhalle, die abends noch von Vereinen genutzt wird“, sagt sie. Und ob ein geschlossenes Tor die Jugendlichen abhalte, bezweifele sie.
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„Wir nehmen das als Thema sehr ernst“, sagt Bürgermeister Claus Jacobi auf den Sachverhalt angesprochen. „Ich habe den Eindruck, dass das in den letzten Monaten an der Grundschule Pestalozzi zugenommen hat.“ Als Ursache vermutet er eine Verdrängung von Menschen, die sich vor den Bauarbeiten zum Beispiel noch auf dem Vendômer Platz aufgehalten hätten. „Meistens sind das Verdrängungserscheinungen“, sagt er. Auch verursacht durch das Erhöhen restriktiver Maßnahmen an anderen Stellen in der Stadt.
Sicherheitsdienst zu teuer
An einer Grundschule habe jede Form von schulfremder Nutzung fernzubleiben, so Jacobi weiter. Besonders, wenn sie eine Verbindung zu kriminellem Verhalten habe. Jacobi sieht in der Problematik zudem einen Ausdruck gesellschaftlicher Missstände, die auch vor Gevelsberg nicht Halt machten. Gemeint sind Drogen- und Alkoholkonsum, das Zurückziehen in dunkle Ecken. „Das kommt an allen Schulen vor und davor müssen wir eine Schule schützen“, unterstreicht der Bürgermeister. „Aber wir können nicht jeden Schulhof überwachen.“ Ein Sicherheitsdienst für alle Schulen sei finanziell nicht darstellbar. Eine Kamera im Eingangsbereich der Pestalozzischule sei bereits installiert. Demnächst wolle die Stadt den Schulhof besser beleuchten.
Als Schulträger sieht Jacobi die Stadt vor allem in einer moderierenden Funktion. „Wir sind hier lediglich ein Akteur“, sagt er. „Da braucht man die Ordnungsbehörden, die Polizei, den Polizeibezirksdienst und die Elternschaft.“ In den Griff bekomme man das Problem hinterher nur, wenn alle Akteure an einem Strang zögen.