Gevelsberg.

Die Tage der Badminton- und Freizeithalle Am Kotten sind gezählt. Sie soll zwei Doppelhaushälften und zwei Mehrfamilienhäusern weichen, so wünscht es sich der neue Eigentümer des Grundstücks. Die Halle, die Wolfgang Püttmann 1993 pachtete und seitdem betreibt, muss dafür abgerissen werden. Das Thema kam im Stadtentwicklungsausschuss auf den Tisch und wurde direkt wieder von der Tagesordnung genommen.

Mehr als ein Dutzend Sportler hatten sich im Sitzungssaal des Rathauses versammelt, um ihrem Unmut über das Bauvorhaben Luft zu machen und sich für den Erhalt ihrer Halle einzusetzen. Die Politik zeigte sich von dem Engagement beeindruckt und reagierte.

Bürgermeister Claus Jacobi schlug vor, das Thema zu vertagen, um über die Sache reden zu können, bevor Fakten geschaffen werden. So sei Zeit gewonnen, eine Lösung zu finden, mit der alle Beteiligten leben können. Jacobi machte aber auch deutlich, dass diese nur gemeinsam mit dem Eigentümer gefunden werden könne.

Geltendes Baurecht ist maßgeblich

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Das Baurecht ist nämlich auf seiner Seite. In gleich gelagerten Fällen habe die Stadt den Vorhaben in der Vergangenheit immer zugestimmt, zustimmen müssen. Sachfremde Abwägungen spielten bei der Entscheidung keine Rolle. Auch in dem Beschlussvorschlag zum Grundstück Am Kotten im Rahmen der Bauvoranfrage machte die Verwaltung der Politik deshalb auch den Beschlussvorschlag, zuzustimmen. Diese Entscheidung ist nun vertagt.

Vor etwa fünf Wochen sei Wolfgang Püttmann darüber informiert worden, dass er seine Badmintonhalle aufgeben müsse, sein Pachtvertrag sei bereits gekündigt. Bis Ende März müsse er seine Sachen aus der Halle geschafft haben. Er ist traurig. „So viele Menschen kommen zu uns, hier werden Kindergeburtstage gefeiert, Schulen treten gegeneinander an, hier sind Freundschaften geschlossen worden.“ Wolfgang Püttmann habe keine Ahnung, wo all diese Menschen zukünftig einen Platz für ihr Hobby finden sollen. Vor allem um den von ihm gegründeten Bogensport-Verein macht er sich Sorgen.

1993 hat er die ehemalige Tennishalle übernommen. „Sie war runtergekommen, ich habe einen erheblichen finanziellen Aufwand betrieben, diese wieder herzurichten“, sagt Püttmann. Seitdem sei die Halle ein Ort der Begegnung.

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„Wir sind in der Halle sehr glücklich“, sagt Monika Brink von den Bogensportfreunden im Ausschuss für Stadtentwicklung. Vor 25 Jahren waren es zwei Interessierte, die sich auf die Anzeige von Wolfgang Püttmann meldeten. Heute zählt die Bogensportverein mehr als 60 Mitglieder, unter ihnen auch Jan-Christopher Ginzel, der als kleiner Junge in Gevelsberg anfing und bereits bei Olympia an den Start ging. „Es gibt keine Halle, in der wir Platz für unseren Sport und unsere Ausrüstung hätten“, sagt Monika Brink. „Die Halle liegt vielen Leuten am Herzen“, sagt auch Sebastian Scheer von der Fraktion FWG/FDP.

Auf der Suche nach einer Lösung

„Richtig Geld verdient habe ich mit dieser Halle nie“, sagt Wolfgang Püttmann. Es seien Idealismus und die Liebe zum Sport, die ihn antreiben. „Mein Herz hängt an dieser Halle.“ Er komme jeden Tag gern hierher. Die Frage ist nur, wie lange noch? „Ich würde gern weitermachen“, sagt er und ergänzt: „Ohne überheblich zu sein, wenn die Halle weg wäre, wäre das ein Verlust für Gevelsberg.“

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Claus Jacobi brachte in der Sitzung eine mögliche Alternative als Sportstätte für die Bogenschützen ins Spiel. Die Stadt habe eine Immobilie, die erst seit Kurzem im Bestand sei, und die geprüft werde. Er versicherte, dass die Stadt als Moderator auftreten und alle Beteiligten an einen Tisch holen möchte. „Wir werden zeitnah zusammen kommen.“