Schwelm. Vor fünf Jahren hat DHL die Zustellbasis in Schwelm am ehemaligen Bahnhof Loh eröffnet. 10 Millionen Pakete sind seitdem zugestellt worden.

Der Weihnachtsmann wohnt zwar nicht in Schwelm. Aber die Kreisstadt ist häufig Dreh- und Angelpunkt, wenn es um das Erfüllen von Wünschen geht. Seit fünf Jahren betreibt die Deutsche Post DHL Group auf dem Gelände des alten Bahnhofs Loh an der Rheinischen Straße ihre mechanisierte Zustellbasis (kurz: mechZB). In diesen Tagen wurde von den zurzeit 105 Zustellern gerade das zehnmillionste Paket an einen der 200.000 Einwohner ausgeliefert, die im Versorgungsgebiet leben.

Wichtiges Bindeglied zum Internet

Auf den ersten Blick regiert das Chaos in dem gelben Hallenbau an der Rheinischen Straße. Doch dank Computer finden von hier aus täglich bis zu 18.000 Pakete den Weg zu ihren rechtmäßigen Besitzern.
Auf den ersten Blick regiert das Chaos in dem gelben Hallenbau an der Rheinischen Straße. Doch dank Computer finden von hier aus täglich bis zu 18.000 Pakete den Weg zu ihren rechtmäßigen Besitzern. © WP | Bernd Richter

Sie tragen keine roten Mäntel, haben keine Zipfelmütze auf dem Kopf und in der Regel auch keinen langen weißen Bart im Gesicht. Und statt Schlitten und Rentieren sitzen sie hinter dem Lenkrad eines Sprinters. Aber dennoch wird ihr Kommen heiß und innig erwartet, so wie Kinder auf das Erscheinen des Weihnachtsmanns hoffen. Denn ihr Fahrzeug ist gerade in den Wochen vor dem Fest der Liebe häufig voll bepackt mit Geschenken. Die Rede ist von den Paketzustellern, das immer wichtiger werdende Bindeglied zwischen Internetkaufhaus und Endkunden.

In der Vorweihnachtszeit herrscht Hochbetrieb an der Rheinischen Straße. 2014 ist dort die mechanisierte Zustellbasis der Deutschen Post DHL Group ans Netz gegangen. Für die wilden Wochen des Jahres ist gerade die Mannschaftsstärke von 83 auf 105 Zusteller hochgefahren worden. Mit Bannern an den Autos, im Internet und mit 60.000 Flyern, die in Schwelm, Gevelsberg und Ennepetal verteilt worden sind, wurde aktiv um neue Mitarbeiter geworben. „Das hat richtig viel gebracht“, freut sich Andrea Wojtyniak, Abteilungsleiterin Auslieferung Paket. DHL ist in der Logistikbranche ein berechenbarer Arbeitgeber, zahlt als Einstiegsgehalt 13,65 Euro die Stunde und damit mehr als den Mindestlohn, schult seine Mitarbeiter und lockt nach zwei Jahren mit Urlaubs- und Weihnachtsgeld.

Der Arbeitsaufwand in der Zustellbasis steigt zum Jahresende enorm an. Wandern an normalen Tagen rund 8.000 Pakete durch fleißige Hände zum Kunden, steigt der Durchsatz an Spitzentagen bis auf 18.000 große und kleine Kartons an. „Alles, was am Montag, 23. Dezember, bis 12 Uhr den Weg über die Förderbänder in Schwelm in die Sprinter findet, wird an Heiligabend noch ausgeliefert“, verspricht Dirk Echterhoff, seit 2017 Chef der Zustellbasis. DHL selbst verspricht, das jedes Paket, das bis zum 20. Dezember abgegeben worden ist, an Heilig Abend unterm Baum liegt.

Mittlerweile kann Dirk Echterhoff eine ziemlich genaue Prognose darüber abgeben, wann in seinem Verantwortungsbereich mit einem erhöhten Arbeitsaufkommen zu rechnen ist: „Immer, wenn Feiertag ist und schlechtes Wetter herrscht.“

Dirk Echterhoff, ZB-Leiter in Schwelm, am Herzen der Anlage, der 3D-Scanner, der bis zu 6500 Pakete in der Stunde „lesen“ kann.
Dirk Echterhoff, ZB-Leiter in Schwelm, am Herzen der Anlage, der 3D-Scanner, der bis zu 6500 Pakete in der Stunde „lesen“ kann. © WP | Bernd Richter

Von Schwelm aus wird ein Bereich mit 200.000 Menschen versorgt. Das Gebiet reicht von Schwelm über Ennepetal, Gevelsberg, Wetter und Sprockhövel bis nach Wuppertal. Stetig ist das Paketaufkommen in den fünf Jahren gestiegen – und damit auch die technologischen Anforderungen. Im ersten vollen Jahr 2015 durchliefen die „mechZB“ insgesamt 1,8 Millionen Päckchen und Pakete. Im Jahr 2016 waren es 2,3 Millionen und 2017 und 2018 rund 2,7 Millionen Sendungen. Neben den ausgelieferten Paketen kommen täglich rund 3500 Sendungen, die von Kunden abgegeben und von Schwelm über das Paketzentrum Hagen abgeleitet werden.

Die Konkurrenz schläft aber nicht. Im Februar 2017 ging der Onlineversandhändler Amazon mit seinem eigenen Auslieferungslager für die Region an den Start – nicht ohne Auswirkungen für DHL. Die Bezirke wurden größer, ihre absolute Zahl von 70 auf 64 zurückgefahren. Der Betrieb an der Rheinischen Straße beginnt Tag für Tag morgens früh ab 3 Uhr. Zu diesem Zeitpunkt erreichen die ersten von fünf Zuführungsfahrzeuge das Gelände. In der Vorweihnachtszeit steigt die Zahl um weitere drei Lkw. Drei Entlader bedienen die Auflegebänder. Die Zusteller beladen morgens ab 8 Uhr bzw. 9 Uhr in zwei Wellen (Schichten) ihre Fahrzeuge mit rund 160 Paketen. Das dauert etwa eine Stunde. Anschließend geht es auf Zustelltour. Seit Sommer 2019 hilft ihnen Mona dabei, die optimale Route zu finden. Mona ist keine Beifahrerin, sondern die „Mobile Navigation“, die auf diesen Namen hört. Mona legt anhand der eingelesenen Adressen die optimale Route der Tour fest. Den letzten Meter zum Kunden und das Treppensteigen nimmt Mona den Fahrern allerdings nicht ab. Mehr als 20.000 Schritte stehen gewöhnlich zum Schichtende auf der Fitness-Uhr.

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In der mechanisierten Zustellbasis in Schwelm blickt Leiter Dirk Echterhoff auf eine fünfjährige Erfolgsgeschichte zurück: „Zum fünften Geburtstag haben wir die Zehn-Millionen-Marke an Paketen deutlich überschritten“, sagt Echterhoff. Ohne modernste Technik gehe nichts mehr. „Das Besondere hier ist die eingebaute Verteilanlage. Täglich scannt sie mehr als 10.000 Sendungen und ordnet sie automatisch der richtigen Zustelltour zu. Dieser Arbeitsschritt erfolgt in herkömmlichen Zustellbasen noch manuell.“ Durch die automatische Sortierung können DHL-Paketboten ihre Sendungen früher verladen und damit noch schneller ausliefern. „Wir haben uns technologisch immer weiterentwickelt. Ich freue mich auf die Zukunft hier in Schwelm, mit einem weiter steigenden Paketaufkommen“, sagt Echterhoff.

Das Technik nicht gefeit gegen Ausfälle ist, hat Dirk Echterhoff vor rund vier Wochen erlebt. Da passierte im „mechZB“ quasi der Super-GAU. Der 3D-Scanner, das Herzstück der Sortier- und Verteilanlage, fiel aus. „Das Gerät zeigte einen Lesefehler an und hat blockiert“, so der Stützpunktleiter. „50 Prozent der Pakete mussten wir von Hand sortieren, alle Mitarbeiter haben mit angefasst, bis der Scanner wieder lief“, so Echterhoff.