Ennepetal. Der TuS Ennepetal will in den nächsten drei Jahren klimaneutral sein. Wie das klappen kann, verrät Vorsitzender Dr. Michael Peiniger.

Auch Sportler hinterlassen ökologische Fußabdrücke. Der TuS Ennepetal stellt sich seiner Verantwortung im Kampf um mehr Klimaschutz und hat sich jetzt ein ehrgeiziges Ziel gesetzt: Unser Verein wird klimaneutral.

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Der TuS schreibt damit ein Stück Geschichte. Die Ennepetaler sind nach dem Fußball-Bundesligisten TSG Hoffenheim der zweite Verein in Deutschland, der der „Allianz für Entwicklung und Klima“ beigetreten ist. Dabei handelt es sich um einem vom Bundesministerium für wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung (BMZ) initiierten Verbund, dessen Partner sich zu klimaneutralem Handeln selbstverpflichten. Auch die Stadt Ennepetal will der Allianz beitreten. Der Rat wird dazu in seiner Sitzung am 28. November einen Beschluss fassen.

Idee reifte im Verein schon länger

Die Idee dazu reifte beim TuS schon vor längerer Zeit. Vorsitzender Dr. Michael Peiniger selbst war es, der den Anstoß dazu gab. „Mir als Physiker ist seit vielen Jahrzehnten klar, dass der Klimawandel kommt und dass wir alle in ein Riesen-Problem reinrutschen.“

Stadt ist Eigentümerin

Der TuS Ennepetal hat aktuell 750 Mitglieder und bietet die Sportarten Fußball, Gymnastik und Tischtennis an. Aushängeschild ist das Fußball-Oberligateam.

Heimstätte ist das Bremenstadion mitsamt Nebenplatz und Vereinsheim.

Die Immobilie ist Eigentum der Stadt Ennepetal, der TuS nutzt sie als Betreiber.

Infos: www.tus-ennepetal.de

Vor gut einem Jahr habe man im Vereinsheim zusammengesessen und darüber gesprochen, was man auch als Verein tun kann, um nicht auf Kosten späterer Generationen zu leben. Das sei eine kleine Gruppe damals gewesen. „Wir haben überlegt, wie wir nachhaltig arbeiten können“, erzählt Michael Peiniger. Da ging es nicht nur ums Klima und um Klimaneutralität. „Wir wollen auch weg vom Plastik.“

Die Idee reifte zu einer konkreten Zielsetzung, und vor wenigen Wochen traf der Hauptvorstand dann die Entscheidung: Der TuS wird Allianzmitglied und tritt an zum Match für mehr Klimaschutz.

Ein Verein braucht Energie

Der Ball war damit ins Rollen gebracht. Doch wie sieht die Taktik aus, um ein solch schwieriges Match zu gewinnen? Denn ohne Flutlicht, Warmduschen oder beheizte Clubräume ist kein Trainings- und Spielbetrieb möglich. Alles braucht Energie und alles führt zu CO2-Ausstößen.

„Wir werden in einem ersten Schritt genau analysieren, wieviel CO2 der TuS pro Jahr verbraucht“, erklärt der Vorsitzende. „Dabei werden wir alles genau berechnen, vom Stromverbrauch bis zur Heizung.“ In einem zweiten Schritt werden dann Maßnahmen entwickelt. Wie lässt sich Energieverbrauch vermeiden? Wo genau kann reduziert werden? Der TuS wird dabei bis in den letzten Kabinenwinkel schauen. „Die Liste wird vollständig sein“, verspricht Michael Peiniger.

Grünstrom

Auf der Taktiktafel sind schon erste „Spielzüge“ erkennbar. Grünstrom beispielsweise. „Wir werden mit der AVU sprechen.“ Und die alte Ölheizung, die der Stadt gehört, soll unbedingt weg. „Wir würden gerne auf Gas umstellen“, so der Vorsitzende.

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Beim Flutlicht hingegen ist eher nichts mehr einzusparen. Es wurde schon auf LED umgestellt. Und auch die Wärmedämmung des Clubheims ist neu und daher topp. Gut möglich aber, dass der alte Rasenmäher mit Verbrennungsmotor in Zukunft durch einen Mähroboter mit E-Antrieb ersetzt wird.

Klimaneutralität ist ein komplexes Thema. Was da wie ein Treffer aussieht, kann schnell zum Eigentor werden. Natürlich denkt der TuS auch über eine Solaranlage auf den Dächern des Vereinsheimes oder des Jugendheimes nebenan nach. Doch eine solche Anlage erzeugt CO2 bei der Herstellung. „Rechnet sich das dann wirklich oder ist das Geld in puncto Klimaneutralität nicht vielleicht besser in einem Aufforstungsprogramm in Indien angelegt, wo bei gleichem finanziellen Einsatz 10.000 Tonnen CO2 statt hier 1000 Tonnen eingespart werden“, fragt sich Michael Peiniger. Er spricht damit einen wichtigen Aspekt an. Wo CO2-Vermeidung und Einsparung nicht reichen, bleibt die Kompensation. Der TuS ist bereit, für seinen ökologischen Fußabdruck notfalls Ausgleichszahlungen zu leisten.

Fünfköpfige Fachgruppe

Es sind viele Fragen, die sich dem Club stellen. Die Antworten darauf, will der TuS jetzt finden. Eigens dafür wurde eine fünfköpfige Fachgruppe gebildet. Maßgeblich mit dabei ist Alexander Ischebeck, der mit knapp 30 einer Generation angehört, für die das Thema ein drängendes ist, und der als gelernter Maschinenbauingenieur über das nötige Fachwissen verfügt, wo und was sich ändern muss, um die Ziele zu erreichen.

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Vorsitzender Michael Peiniger spricht von einer großen Aufgabe und einem langen Prozess. Zu erreichen sei das Ziel nur, wenn alle 750 Mitglieder mitmachen. Auf sie kommt es an, wenn es beispielsweise darum geht, den Wasserverbrauch beim Duschen zu reduzieren oder halbleere Autos bei Auswärtsspielen zu vermeiden. Der TuS ist gewillt, um jede CO2-Einsparung kämpfen. In drei Jahren wolle man klimaneutral sein, sagt Vorsitzender Peiniger. „Wir können nicht versprechen, ob es gelingt, aber wir versuchen es.“

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