Gevelsberg. Auf dem Gevelsberger Markt hatte Katja Heier ihren ersten Stand. Dort beendete sie auch ihr Berufsleben. Mit Freude und Wehmut blickt sie zurück.
„Der Gevelsberger Markt war für mich immer was Besonderes und wird es auch immer bleiben“ – Markthändlerin Katja Heier ist einer der alten Hasen unter den Händlern auf dem Gevelsberger Wochenmarkt. Nach nun 40 Jahren stellte sie nun zum letzten Mal ihren Stand mit Frauenkleidung und Textilien auf – für sie geht es jetzt in den wohlverdienten Ruhestand.
„Alles hat im November 1979 angefangen, als ich 23 Jahre alt war“, erinnert sich Katja Heier. Ihr Mann arbeitete damals in einem Autohaus und sie wollte eine flexible Arbeit ausführen, um auch für die Kinder da sein zu können. „Meine Eltern waren Metzger und auch als Händler auf dem Wochenmarkt. Ich bin sozusagen auf dem Markt groß geworden“, erzählt die Händlerin. Für Katja Heier stand jedoch von Beginn an fest, dass sie keine Lebensmittel verkaufen möchte, sondern etwas, das nicht verdirbt. So entstand die Idee, Kleidung anzubieten.
Auf bis zu neun Märkten
Ihren ersten Stand hatte sie schließlich auf dem Wochenmarkt in Gevelsberg. Später kamen weitere Märkte in Ennepetal, Witten oder auch Dortmund dazu und auch auf Weihnachtsmärkten war sie vertreten. An bis zu neun Märkten baute die Händlerin schließlich wöchentlich ihren Stand auf. Dabei bekam sie Hilfe von ihrer Mutter. „Wir sind meist in zwei verschiedene Richtungen gefahren und ich bin immer zu dem Markt, der näher war, um mittags schnell bei meinen Kindern zu sein“, erzählt Heier.
Auch interessant
Der Gevelsberger Wochenmarkt war jedoch immer ihr liebster Markt: „Nur in Gevelsberg ist es so familiär untereinander. Sowohl unter den Händlern als auch mit den Kunden. Hier wird Anteil genommen, zusammen gelacht und jeder hilft jedem“, berichtet die Händlerin. Für sie war jeder Markttag eine Art Wundertüte – an Regentagen wurde oft mehr verkauft als an sonnigen. 80 Prozent ihrer Kundinnen sind Stammkunden und kaufen ihre Kleidung nur bei Katja Heier. „Meine Kundinnen sind über die Jahre mit mir gewachsen. Die meisten kommen regelmäßig alle paar Wochen“, sagt sie.
Trotz des Internets und Konkurrenz durch große Markenläden sind der Verkauf stabil und ihre Kundinnen ihr 40 Jahre lang treu geblieben. Denn die Kleidung, die Katja Heier anbot, ist aus deutscher Herstellung und in keinem Geschäft zu erhalten. Die Kunden kennen und schätzen die Qualität der feinen Pullover, Blusen und Shirts. „Was sich allerdings verändert hat, sind die Modetrends. Früher war es viel konservativer und heute tragen auch ältere Frauen mal einen gewagteren pinken Pullover“, erzählt die erfahrene Händlerin.
Restbestand verkauft
Auch interessant
Im gesamten vergangenen Jahr gab es bei Katja Heier keine neuen Waren mehr, sie verkaufte ihren Restbestand. Bereits 2018 stieg sie bei den anderen Märkten aus – der Gevelsberger Markt war ihr allerletzter Stand. „Hier habe ich angefangen und hier höre ich auch auf“, sagte Katja Heier sowohl mit Freude als auch etwas Wehmut. Ihren Ruhestand wird sie ganz ihren Enkeln und ihrem Mann widmen. Für das Ehepaar ging es nun zunächst in den Urlaub nach Florida.
Die übrig gebliebene Kleidung, die nicht verkauft wurde, möchte die Händlerin vielleicht im Internet verkaufen oder an Freunde und Familie verschenken. Vermissen wird Katja Heier vor allem das Untereinander zwischen den Händlern und den engen Kontakt zu den Stammkunden. Den Wochenmarkt in Gevelsberg wird sie allerdings weiterhin besuchen – dann allerdings nicht mehr als Händlerin, sondern als Kundin.