Ennepetal. Die Suche nach dem Verursacher geht weiter. Laut Kreisverwaltung stehen weitere Emissionsmessungen auf dem Programm.
Die erhöhten PCB-Werte und die darauf folgende Empfehlung des Kreises, in Oelkinghausen und Büttenberg auf den Verzehr von Obst und Gemüse aus dem eigenen Garten vorerst zu verzichten, haben nicht nur im Ennepetaler Rathaus und bei der heimischen Politik für Nachfragen von besorgten Bürgerinnen und Bürger gesorgt. Auch beim Kreis selbst stehen die Telefone nicht mehr still.
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Wie der Ennepe-Ruhr-Kreis am Donnerstagmittag mitteilte, hätten sich seit Anfang der Woche rund 70 Bürger im Kreishaus telefonisch gemeldet, um mit Mitarbeitern des Fachbereiches Soziales und Gesundheit oder des Umweltamtes über die vom Kreis ausgesprochene vorsorgliche Verzehrempfehlung zu sprechen.
Erstmals Gelegenheit für Nachfragen bot sich am Montagmorgen, nachdem der Ennepe-Ruhr-Kreis seine Mitteilung zu den erhöhten PCB-Werten und die Verzehrempfehlung am Freitag um 13.33 Uhr und damit anderthalb Stunden nach Dienstschluss im Kreishaus, unmittelbar vorm Wochenende, verschickte und so öffentlich machte.
Nach Informationen unserer Redaktion soll das Ergebnis der Untersuchung im Kreishaus zwei Tage vorher vorgelegen haben. Der Ennepe-Ruhr-Kreis soll am Tag darauf, am Donnerstag, die Stadt Ennepetal über die Erkenntnisse informiert haben.
Auf Vorschlag vom LANUV
Wie der Kreis am Donnerstag mitteilte, erfolgte die vorsorgliche Verzehrempfehlung Ende letzter Woche auf Vorschlag des Landesamtes für Natur, Umwelt und Verbraucherschutz (LANUV). Grundlage dafür sind erhöhte Werte von PCB, die in mehreren Löwenzahnproben nachgewiesen worden sind. Demnach liegen bisher die Ergebnisse von acht Löwenzahn-Proben vor. An sechs Stellen sei der sogenannte Hintergrundwert für PCB überschritten worden. An einer Stelle um das rund siebenfache, an anderen um das fünf-, vier- und dreifache, teilte der Kreis mit.
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All diese Punkte würden im Gewerbegebiet Oelkinghausen liegen. Der im Norden des Ortsteils Büttenberg gefundene Wert würde sich nahe am Hintergrundwert bewegen, zwei weitere Löwenzahnproben im Osten seien unauffällig. Auf Nachfrage unserer Redaktion teilte das Kreishaus mit, dass es sich bei den gefundenen Stoffen um „Tri- bis Decachlorbiphenyle, einschließlich des PCB 47“ handele.
„Diesen erhöhten Werten müssen wir natürlich nachgehen. Dies machen wir. Dabei setzen wir auf die Zusammenarbeit mit dem LANUV sowie der Stadt Ennepetal“, teilte die Kreisverwaltung am Donnerstag mit.
Abschließende Bewertung erst im Frühjahr 2020
Mit einer abschließenden Bewertung ist erst im Frühjahr 2020 zu rechnen. Solange wird es dauern, bis die Ergebnisse aus der Grünkohl-Untersuchung vorliegen. Die Pflanze mit ihren großen Blättern gilt als hervorragender Bio-Indikator. Aus diesem Grund wurden an mehreren Stellen im Untersuchungsraum Grünkohlpflanzen aufgestellt. „An dieser Stelle kollidieren allerdings auch Ernte- und Auswertungszeit. Während das heimische Gemüse und Obst jetzt und in den nächsten Wochen gegessen wird, werden wir auf die ,Grünkohl-Ergebnisse’ bis Frühjahr 2020 warten müssen“, erklärte die Kreisverwaltung.
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Das Kreishaus äußerte sich in der Mitteilung von Donnerstag auch dazu, warum sie die vorsorgliche Warnung auf eine mögliche Gefährdung ausgesprochen hat. „Wir können den Bürgerinnen und Bürgern ja nicht in einigen Monaten sagen, ,hätten Sie das mal besser nicht gegessen’“.
Bodenproben an zwölf Stellen
Mit deutlich schnelleren Ergebnissen ist bei den Bodenproben zu rechnen, die das LANUV in dieser Woche vornimmt. Die Proben werden an zwölf Stellen entnommen. Der Kreis geht davon aus, dass das Ergebnis im Oktober vorliegt.
Das steckt hinter dem Hintergrundwert
Es gibt gut 100 verschiedene PCBs, die unterschiedlich giftig und unterschiedlich weit verbreitet sind. Sie wurden u.a. als Weichmacher verwendet.
Herstellung und Verbreitung von PCB ist in Deutschland seit 1989 verboten, weltweit seit 2001. Dennoch ist die Umweltbelastung weiter vorhanden und weltweit verbreitet.
Der Hintergrundwert ist ein Orientierungswert über den allgemein verbreiteten Gehalt eines Schadstoffes in Böden, Gewässern und Luft.
Zudem standen und stehen im Gewerbegebiet Oelkinghausen laut Kreisverwaltung weitere Emissionsmessungen auf dem Programm. Dies hat auch damit zu tun, dass mit der Firma BIW, in deren Umfeld die weißen Partikel gefunden wurden, zwar ein Unternehmen besonders im Fokus steht. Das heißt aber nicht, dass die Emissionen nicht auch von woanders her stammen könnten.
Kreis bittet um Geduld
„Die mit den Bodenproben und Messungen verbundenen Ergebnisse werden es uns möglich machen, die Lage vollständiger zu beurteilen. Viele der uns aktuell gestellten Fragen lassen sich tatsächlich auch erst dann verlässlich beantworten“, erklärte der Kreis, der alle Betroffenen um Geduld bittet. „Selbstverständlich werden wir die Öffentlichkeit bei diesem Thema auf dem Laufenden halten.“
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Weil weitere Emissionen damit nicht auszuschließen sind, wiederholt die Kreisverwaltung ihren Aufruf an die Bürger, sich zu melden, wenn im genannten Bereich erneut weißliche Partikelniederschläge festzustellen sind.
Hinweise auf Partikel nimmt die Stadt Ennepetal unter entgegen. Bürger, die Fragen zu den Verzehrsempfehlungen oder gesundheitlichen Aspekten haben, können sich direkt an die Kreisverwaltung wenden. Erste Wahl sind dabei die Mitarbeiterinnen der Telefonzentrale . Sie verbinden dann je nach Fragestellung mit den Ansprechpartnern in Umweltamt und Fachbereich Soziales und Gesundheit.