Der Vorsitzende des Landwirtschaftlichen Kreisverbandes übt scharfe Kritik an der Bundesregierung: Das Agrarpaket sei politischer Aktionismus.

Ennepe-Ruhr-Kreis. „Das können wir Landwirte so nicht hinnehmen“, sagt der Vorsitzende des Landwirtschaftlichen Kreisverbandes Ennepe-Ruhr/Hagen Dirk Kalthaus zum Agrarpaket, das Umweltministerin Svenja Schulze (SPD) und Landwirtschafts¬ministerin Julia Klöckner (CDU) am Mittwoch vorgestellt haben. Das Paket sei reiner politscher Aktionismus.

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„Wir müssen in der Lage sein, weiterhin eine fach- und sachgerechte Landwirtschaft betreiben zu können und zudem müssen wir in Europa noch einen Hauch von Wettbewerbskraft besitzen“, sagt der Landwirt. Es sei eine politische Fehlentscheidung der Bundesregierung, wenn zusätzliche massive Auflagen die heimische Landwirtschaft belasten, die für den gleichen europäischen Markt mit gleichen Preisen wie die Kollegen aus den Nachbarländern erzeugen müsse.

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Das Paket treffe die heimische Landwirtschaft gleich an mehreren Stellen: Ob es die Unterschutzstellung von artenreichem Grünland und Streuobstwiesen sei oder das geplante Verbot von Pflanzenschutzmitteln in Schutzgebieten. „Wir gehen sehr sparsam und sorgsam mit Pflanzenschutzmitteln um“, so Kalthaus, „müssen aber weiterhin die Möglichkeit haben, unsere Pflanzen gesund zu erhalten.“ Schon jetzt gebe es beispielsweise beim Raps große Probleme. „Viele Flächen werden im kommenden Mai nicht mehr gelb blühen und den Bienen Nahrung bieten“, sagt er.

Es gebe viele Bestrebungen innerhalb der Landwirtschaft zum Insektenschutz und zum Tierwohl, die deutliche Erfolge brächten, so beispielsweise die seit einigen Jahren existierende ‚Initiative Tierwohl‘. „Wir vermissen hier die Unterstützung der Politik“, sagt Kalthaus. Anstelle dessen, gebe es permanent neue Auflagen, die nicht auf fachlicher, sondern auf rein politischer Ebene entstünden. „Auflagen werden fast Ausschließlich auf Kosten der Landwirtschaft gemacht, da die geringe Anzahl an Bauernfamilien, die es noch gibt, als Wählerklientel nicht mehr die Rolle spielt“, sagt er. Was mache man beim Insektenschutz bei den Handlungsfeldern ‚Flächenversieglung‘ oder ‚Lichtverschmutzung‘? Hier gäbe es keine Auflagen.

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„Die Politik muss sich entscheiden, ob sie in Deutschland noch Landwirtschaft haben will“, sagt der Bauernvorsitzende. „Wir müssen wissen, ob wir unsern Kindern bei aller Liebe zu den Tieren und zur Natur noch empfehlen können, Landwirtschaft zu lernen und unsere Höfe zu übernehmen.“