Gevelsberg. An der Grundschule Schnellmark herrscht eine sehr familiäre Atmosphäre. Grundschulleiterin: „Schlechter Ruf ist nicht gerechtfertigt.“

Die Aufregung war enorm. Genauer gesagt: Es herrschte blankes Entsetzen bei der Leitung und dem Kollegium der Grundschule Schnellmark. Man sah sich an den Pranger gestellt, die eigene Arbeit nicht gewürdigt und vor allem herrschte die Angst, dass die Berichterstattung und Kommentierung dieser Zeitung so etwas wie ein Sargnagel für die Grundschule sein könnten, die ohnehin nur noch Anmeldungen für eine Eingangsklasse bekommt. Pünktlich zum Schulbeginn gewähren daher die kommissarische Schulleitung Anja Drebes, ihre dienstälteste Kollegin Birgit Tewes und Schulsozialarbeiterin Katja Peyrick einen Blick in den Schulalltag und ihre Zukunftspläne. Sie sprechen ebenso offen über Gründe für sinkende Anmeldezahlen. Nicht zuletzt zeigen sie, welche Merkmale die Grundschule Schnellmark so einzigartig machen.

Hintergrund: Der Rat der Stadt Gevelsberg hat Obergrenzen für die Anmeldung an den Grundschulen Strückerberg und Pestalozzi eingeführt, um vor allem die Grundschule Schnellmark zu stärken.

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Am heutigen Donnerstag beginnen 19 Kinder ihre Schullaufbahn an der Schnellmark. Das entspricht einer Eingangsklasse. „Wir sind in einem alternden Schulbezirk“, sagt Anja Drebes. Der Generationenwechsel sei in der Schnellmark und an der Haufe noch nicht vollzogen. „Außerdem“, so ergänzt Katja Peyrick, „gibt es mit Liebfrauen und der Haufe nur zwei kleinere Kindergärten in der Nähe.“ Doch die Jungen und Mädchen der beiden Kindergärten leben im gesamten Stadtgebiet verteilt, so dass nicht gewährleistet ist, dass die Kleinen in die Grundschule Schnellmark gehen. Der schlechte Ruf der Schule gründe sich eher auf das Umfeld und den hohen Anteil an Kindern mit Migrationshintergrund, und sei „überhaupt gar nicht gerechtfertigt“, wie die drei Frauen unisono betonen.

Jeder kennt jeden mit Namen

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Denn die geringe Größe bietet aus ihrer Sicht enorme Vorteile. „Es ist sehr familiär. Jeder kennt jeden mit Namen. Dadurch können wir uns intensiver miteinander beschäftigen“, sagt Birgit Tewes. Doch es sind noch andere Dinge, die die Grundschule aus Sicht der Pädagoginnen attraktiv machen. Dort konzentrieren sich die Kolleginnen auf zwei wesentliche Pfeiler, die in dieser Art und Weise nur an dieser Gevelsberger Grundschule berücksichtigt werden: Musik und Natur.

„Seit einem Jahr läuft bei uns das Projekt ,Jedem Kind seine Stimme’“, berichtet Anja Drebes. Vier Kolleginnen bildeten sich dafür in Münster fort. In der Theorie heißt das: „Singen ist die elementarste Form des Musizierens. Sie stiftet kulturelle Identität und fördert interkulturelle Dialoge.“ In der Praxis sieht das so aus, dass Singen ein fester Bestandteil des Schulalltags ist, dass die Kinder unabhängig von ihrer Herkunft – immerhin werden hier elf verschiedene Nationen beschult – mit Inbrunst das Schullied schmettern und die Schnellmarkschule das Ziel hat, auch offiziell den Titel „singende Schule“ führen zu dürfen.

Buden bauen in der Draußen-Schule

Grundschule stellt sich beim Tag der offenen Tür vor

Bevor die Anmeldetermine für das Schuljahr 2020/2021 an der Grundschule Schnellmark am Montag, 23. und Donnerstag, 26. September, laufen, will die Schule sich den Eltern vorstellen.

Daher findet am Samstag, 21. September, von 9 bis 11 Uhr ein Tag der offenen Tür statt.

Nach der Begrüßung durch Schulleiterin Anja Drebes und ihr Team können sich die potenziellen I-Dötze und ihre Eltern i n mehreren Einheiten den Unterricht ansehen.

In der Pause geht es natürlich auf den Schulhof, der Förderverein der Grundschule stellt sich vor und „jeder, der sich für uns interessiert ist ganz herzlich willkommen“, sagt Anja Drebes.

Und das nächste Projekt steht schon in den Startlöchern. „Wir wollen eine Draußen-Schule werden“, sagt die Leiterin. Noch befindet sich die Sache im Konzeptstadium, aber klar ist schon jetzt: Der Unterricht soll vor die Tür wandern. „Wir haben den Stadtwald direkt um die Ecke und wollen den Kindern ein naturnahes Leben und Lernen geben“, sagt Katja Peyrick. Dazu gehöre, dass die klassischen Fächer an der frischen Luft unterrichtet werden und die Jungen und Mädchen Dinge tun, die sie heute kaum noch in ihrer Freizeit machen. „Wir wollen ihren zeigen, wie man Buden und Staudämme baut. Dafür brauchen wir noch ein Grundstück, denn der Wald ist Naturschutzgebiet“, sagt Birgit Tewes.

Bewegung wird groß geschrieben: „Wir legen auch Wert auf Dinge abseits von Mathe und Deutsch: Kein Kind verlässt unsere Schule als Nichtschwimmer“, sagt Anja Drebes und verweist auf das eigene Schwimmbad. Und nicht zuletzt sei durch die Sportabzeichenquote deutlich nach oben gegangen.

Eltern-Café zu Schulbeginn, Feiern vor jeden Ferien, enge Zusammenarbeit mit den Eltern – die drei Frauen zählen viele weitere Dinge auf, die aus ihrer Sicht zeigen, dass es deutlich mehr Argumente gibt, um sein Kind an der Schnellmark anzumelden, als eine vorgegebene Anmeldequote für die Gevelsberger Grundschulen.