Ennepe-Ruhr. . Der Breitbandbeauftragte des EN-Kreises, Ulrich Schilling, möchte auf eine langfristige Planung und damit auf flächendeckende Glasfaser setzen.
Der Breitbandbeauftragte des Ennepe-Ruhr-Kreises, Ulrich Schilling, macht sich keinerlei Sorge um seine berufliche Zukunft: „Ich bin jetzt 50 Jahre alt und habe ganz sicher bis zu meiner Rente damit zu tun, unterversorgten Gebieten eine schnellere Internetverbindung zu verschaffen.“ Würde es nach ihm gehen, müsste er sich lange vor dem regulären Ende seines Arbeitslebens allerdings schon keine Gedanken mehr darüber machen, dass überall zeitgemäße Übertragungsraten anliegen. Die Bedarfe sind aktuell zwar überwiegend gedeckt, doch schon mittelfristig, so Schillings Prognose, wird die aktuelle Verfügbarkeit in Privathaushalten nicht mehr ausreichend sein. Bremsklötze sind mannigfaltig.
Bremsklotz 1: Tiefbau
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Weil Leitungen in Deutschland in den Boden müssen, braucht es jemanden, der diese verlegt. Und das ist aktuell das größte Hindernis: „Es gibt auf Ausschreibungen immer öfter überhaupt keine Angebote mehr, weil es aktuell keine Tiefbauunternehmen mit freien Kapazitäten gibt“, sagt Ulrich Schilling. Immer mehr Menschen fragen beim Breitbandbeauftragten nach, wann sie mit einem Glasfaseranschluss rechnen können – auch mit Blick auf die mögliche neue NGA-Rahmenrichtlinie, die wohl noch in diesem Jahr eine Unterversorgung neu definiert, so dass dann alle Gebiete, in denen weniger als 100 Mbit/s möglich sind, als unterversorgt gelten.
„Das wäre der Startschuss für die Gigabit-Infrastruktur mit Glasfaser bis in die Häuser hinein“, sagt Schilling. Aber: Selbst wenn entsprechende Förderprogramme und finanzielle Mittel zur Verfügung stehen – so lange niemand die Löcher buddelt und auch nach deutscher Norm wieder verschließt, stockt der Ausbau. „Aktuell kann niemand davon ausgehen, dass er vor 2025, eher 2027 überhaupt beginnt“, sagt Schilling und will in diesem Zuge auch gleich darauf verweisen, dass dies ein maßgeblicher Grund dafür ist, warum Deutschland beim Breitbandausbau oft als rückständig selbst im Vergleich mit Rumänien hingestellt werde. „Dort ist der Ausbau einerseits verstaatlicht, andererseits werden die Kabel einfach von Haus zu Haus gespannt. Das findet bei uns aus gutem Grund in anderer Qualität statt.“
Bremsklotz 2: Technik
Im Ennepe-Ruhr-Kreis wird ebenso wie an andernorts parallel an diversen Baustellen gearbeitet. Die Bundespolitik fordert flächendeckenden 5G-Ausbau, zu einem Zeitpunkt, zu dem der LTE-Ausbau noch gar nicht abgeschlossen ist. „Das klappt nur, wenn alle 500 Meter ein Mast steht, um die Tallagen zu erfassen. Diese Masten wird auf dem Land niemand setzen“, sagt Schilling.
Seiner Meinung nach sind 5G entlang der Autobahnen sowie in den Zentren zu realisieren. „Überall anders reicht ein LTE-Netz, weil diese Masten mit Glasfaser angebunden werden müssen.“ Heißt: Kreuz und quer durch den Kreis würden durch den Funkausbau ohnehin Glasfaserkabel im Boden liegen. Den 5G- mit dem Glasfaserausbau zu koordinieren, ist aber kaum möglich. „Ob bei der Telekom oder bei Vodafone, das sind überall zwei komplett verschiedene Bereiche, weil Festnetz- und Mobilfunkkunden nichts miteinander zu tun haben.“
Zudem scheuen die Unternehmen die Investition in Glasfaser, stürzen sich aktuell auf das deutlich günstigere Vectoring, bei dem durch Glasfaserverbindungen bis zu den Schaltschränken die alten Kupferkabel zum Haus bis zu 350 Mbit/s übertragen können. „Will ich aber Sicherheit auf 30 Jahre haben und nicht bald wieder die Straßen aufreißen, führt kein Weg an der Glasfaser vorbei. Es gibt kein anderes Medium, das diese Datenmengen übertragen kann“, sagt der Breitbandbeauftragte.
Bremsklotz 3: Bürokratie
„Bürokratischer Irrsinn“ nennt Schilling das Prozedere, das sich hinter der Breitbandförderung des Bundes verberge. Dieser ziehe sich nun bereits seit dem Jahr 2015 hin. Die Vorwürfe der Politik, der Ennepe-Ruhr-Kreis habe kaum Fördergelder abgerufen, entkräftigt er damit, dass dies erst geschehen könne, wenn die Rechnungen der ausführenden Betriebe vorliegen. Einerseits gebe es beim Tiefbau erhebliche Reklamationen der Kommunen, andererseits – und damit schließt sich der Kreis – müsse man erst einmal Firmen finden.