Schwelm. . Heute geht es in der Serie „In ZahlEN“ um den Einzelhandel: Wie viel Geld geben die Bewohner des EN-Kreises in ihrer Stadt für Einkäufe aus?
Wie viel Geld steht den Einwohnern des Ennepe-Ruhr-Kreises durchschnittlich im Jahr für Einkäufe zur Verfügung? Wie viel geben sie in den Geschäften der eigenen Stadt aus? Die interaktive Grafik oben verrät es.
Die Schwelmer Innenstadt wird sich massiv verändern. Ein Gespräch mit der Vorsitzenden der Schwelmer Werbegemeinschaft Daniela Weithe über die anstehenden Bauarbeiten und die Konkurrenz in den Nachbarstädten.
Was macht den Schwelmer Einzelhandel aus?
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Daniela Weithe: Wir haben einen guten Branchenmix und sind stolz auf unsere Altstadt. Die Chance, dass sich hier ein Laden wie H&M ansiedelt, sehe ich zwar nicht, weil Schwelm dafür einfach zu klein ist. Aber es gibt hier verhältnismäßig viele inhabergeführte Fachgeschäfte, die ähnliches anbieten, da muss man nur reingehen (lacht).
Wo hat Schwelm noch Potential?
Viele Geschäfte in der Einkaufsstraße sind nicht barrierefrei, sondern nur über Treppenstufen erreichbar. Ein Problem sehe ich auch oben am Loh. Früher gab es dort ein Lebensmittelgeschäft, heute nur noch einen Bäcker. Ein Laden würde dem Stadtteil gut tun.
Wie sieht es aus mit der Konkurrenz in der Nachbarschaft?
Zum Möbelkauf in die große Stadt
Obwohl die Herdecker im Schnitt rund 8100 Euro im Jahr für Einkäufe zur Verfügung haben, haben sie nur etwas mehr als die Hälfte davon in der eigenen Stadt ausgegeben. Stephanie Erben von der Südwestfälischen Industrie- und Handelskammer sagt: „Es ist typisch und hängt mit der Stadtgröße zusammen. In den Oberzentren gibt es in der Regel auch immer ein Warenangebot für den langfristigen Bedarf.“ Damit sind zum Beispiel Möbel gemeint. So ist zu erklären, dass theoretisch fast die komplette Hagener Kaufkraft auch in der Stadt „bleibt“.
Nicht so filialisiert
Die Einzelhandelsregion Ennepe-Ruhr bezeichnet Erben als polyzentristisch: „Wir haben viele Kommunen, die nah beieinander liegen. Auch innerhalb der Stadt gibt es noch verschiedene Zentren, zum Beispiel in Wetter und Ennepetal.“ Das führe zu einem hohen Wettbewerb zwischen den einzelnen Standorten.
Ein Vorteil der Innenstädte in der Region ist, dass diese „nicht so sehr filialisiert“ seien. Statt der immer gleichen Kettenläden, habe jede Stadt einen eigenen Charakter. So habe Schwelm beispielsweise eine schöne Altstadt und Gevelsberg setze stark auf Events.
Ist ein Zusammenarbeiten im Einzelhandel erkennbar? „Die Tendenz ist bei den Werbegemeinschaften da. Aber natürlich schaut jede Stadt zunächst auf sich.“
Was wir im Blick haben, sind die größeren Konzepte wie das neue Factory Outlet in Elberfeld direkt am Bahnhof. Das gefährdet unseren Standort. Düsseldorf ist von Schwelm aus auch gut mit der S-Bahn zu erreichen. Dort gibt es ein ganz anderes Sortiment als hier. Was wir jedoch erleben ist, dass Menschen in der Vorweihnachtszeit in den großen Städten bummeln gehen, aber dann doch in den heimischen Geschäften kaufen.
Welche Wünsche für die Stadt teilen Schwelmern Ihnen mit?
Was wir immer wieder hören ist der Wunsch nach Außengastronomie. Dass dieses Bedürfnis generell da ist, merkt man, wenn im Sommer der Feierabendmarkt voll ist. Die Verweildauer in der Stadt wird hierdurch erhöht. Von so einem Angebot würde auch der Einzelhandel profitieren.
Vor welche Probleme stellen Onlineshops die Innenstadt?
Unser größter Konkurrent ist Amazon. Viele Kunden googlen gar nicht mehr nach einem Produkt, sondern schauen direkt bei Amazon. Nach dem Motto: Was es dort nicht gibt, gibt es auch nicht.
Wie nutzen die Schwelmer Einzelhändler selbst das Internet?
Einige sind vertreten und bieten ihre Produkte sogar in einem Onlineshop an. Für manche Ladenbesitzer ist das aber weiterhin ein schwieriges Thema. Viele haben Angst dadurch mit ihren Preisen vergleichbar zu sein. Eine Homepage muss natürlich gepflegt sein. Manchmal wäre es gut, jemanden zu haben, der sich nur um die Internetpräsenz und Social Media kümmert. Es muss auch nicht immer direkt ein Onlineshop sein, aber ist zumindest eine Homepage die Visitenkarte eines Ladens, auf der Informationen wie Öffnungszeiten zu finden sind.
Wie bewerten Sie die Planungen zum neuen Rathaus Center?
Das Rathaus Center ist auf jeden Fall eine Chance. Die Innenstadt bekommt ein neues Bild, das macht sie für die Schwelmer noch interessanter.
Vorher stehen aber erst einmal Bauarbeiten an ...
Während der Bauphase wird es auf jeden Fall Beeinträchtigungen geben. Das bieten uns aber auch die Möglichkeit für besondere Aktionen. In Gevelsberg gab es ja beispielsweise ein Baustellenfrühstück.
Wie wird sich der Innenstadtumbau auf die Parkplatzsituation auswirken?
Der Ansturm auf die Parkplätze wird größer, zumal neben den Innenstadtbesuchern ja auch die städtischen Mitarbeiter irgendwo parken müssen. Man müsste in dem Fall eigentlich über ein kleines Parkhaus nachdenken. Eine Tiefgarage wäre wohl zu teuer, aber ich lasse mich überraschen. Sicherlich gibt es Prognosen, die von einer Veränderung der Mobilität ausgehen. Wir müssen aber auch die derzeitigen Gegebenheiten mit einbeziehen.
Was wünschen Sie sich für die Zukunft?
Es wäre gut, wenn wir unsere niedrige Leerstandsquote halten könnten. Eine gute Idee wäre es, die Diagonalsperre von der Bahnhofstraße zum Märkischen Platz zu öffnen. Besucher, die aus westlicher Richtung in die Stadt kommen, müssen bislang komplett außen herum fahren, um die Innenstadt zu erreichen. Ein Wunschtraum wäre die Umgestaltung des Altmarktes. Wir haben hier einen Platz mit viel ungenutztem Potential. Hier bringe ich wieder die Außengastronomie mit in Spiel.
Die Werbegemeinschaft ist im Dezember nur knapp einem Aus entgangen. Wie geht es jetzt weiter?
Wir wollen wieder einen Stammtisch für unsere Mitglieder anbieten. Das Stadtmarketing möchte die gemeinsamen Arbeitskreise wiederbeleben. Wir stehen vor einem spannenden Neuanfang.
Zur Person
Daniela Weithe ist seit 2007 Vorsitzende der Schwelmer Werbegemeinschaft. Die 47-Jährige ist außerdem Inhaberin des WeinhandelsRiesling & Komplizen.
Alle Teile der Serie „In ZahlEN“ gibt es hier.