Gevelsberg. Gerichtsprozess und 1200 Euro zu zahlen: Dieses Knöllchen wird einem 23 Jahre alten Gevelsberger lange in Erinnerung bleiben.

  • Ordnungsamtsmitarbeiterin stellt Knöllchen wegen Falschparkens aus
  • Fahrzeugführer fängt sie auf der Straße schimpfend ab
  • Der 23 Jahre alte Mann beleidigt sie übelst und droht ihr Schläge an

Mit zehn Euro wäre das Knöllchen gut und vor allem billig bezahlt gewesen. Da der Falschparker aber die Mitarbeiterin des Ordnungsamtes mit ordinären Schimpfworten und Drohungen bedachte, wurde es richtig teuer.

Die 62-jährige Politesse versah am 12. August ihren Dienst auf Gevelsbergs Straßen. In der Mittelstraße fiel ihr das Auto des Angeklagten auf. Die Parkzeit war nicht nur falsch auf der Parkscheibe eingestellt, sondern auch schon u m einige Minuten überschritten. „Also habe ich ihn wegen Parkzeitüberschreitung verwarnt“, erklärte die Zeugin vor Gericht das übliche Prozedere. Sie setzte ihren Rundgang fort, als der 23-jährige Gevelsberger sie laut schimpfend ein paar Straßen weiter abfing. Voller Wut schleuderte er ihr unflätige Beleidigungen an den Kopf und drohte an, ihr „beim nächsten Mal eins auf die Fresse“ zu geben.

23-Jähriger bestreitet Vorwürfe

Dazu die Frau vom Ordnungsamt: „Er hat geschrien in voller Lautstärke. Normalerweise schalte ich bei so etwas ab. Wenn ich jeden anzeigen würde, der mich beleidigt, säße ich mehr vor Gericht als dass ich meinen Job machen würde. Aber ich denke, wir sind kein Freiwild, dass man uns so beleidigen darf.“ Und als der Gevelsberger ihr dann noch Schläge angedroht habe, habe das für sie den Ausschlag gegeben, ihn anzuzeigen.

Durch den Radau aufgeschreckt, kam eine Buchhändlerin aus ihrem Laden und versuchte, zu schlichten. Sie war die Nachbarin des Mannes und kannte ihn gut. „Mich hat das sehr aufgeregt. Ich fragte ihn ,Wie kannst du jemanden derartig beleidigen?’, aber er hörte nicht zu und schrie herum. Das ist mir unangenehm. Er ist ja mein Nachbar. Aber Gevelsberg ist kein rechtsfreier Raum“, sagte die Buchhändlerin.

Der Angeklagte, der ohne Rechtsbeistand vor Gericht erschien, schäumte während der Aussagen sichtlich. Er hatte eine völlig andere Sicht auf den Vorfall und fühlte sich ungerecht behandelt. „Ich wollte zu meinem Auto gehen und einen Parkschein holen. Da hat die mir ein Ticket geschrieben! Ich dachte, ich seh‘ nicht richtig! Das darf drei Minuten dauern. Ich bin nicht der Dümmste und auch nicht der Schlauste, aber das weiß ich!“ Gemeint war der Weg vom Parkautomaten zurück zum Wagen.

"Dem Bürgermeister sagen, wie sie ihre Arbeit macht"

Dass er die Frau aufs Übelste beleidigt und sie auch bedroht habe, bestritt er energisch. „Ich habe gesagt, dass ich zum Bürgermeister gehe, um dem mal zu erzählen, wie die ihre Arbeit macht!“, polterte er mit ziemlicher Lautstärke. Daraufhin wies die Richterin ihn zurecht: „Sie sind aufbrausend. Das ist der Eindruck, den Sie hier hinterlassen – schon nach ganz kurzer Zeit.“

Das brachte das Fass zum Überlaufen. Seinen Antrag und sein letztes Wort nutzte der Angeklagte, um gegen das Gericht zu schimpfen: „Hier in Deutschland kann man nur gewinnen, wenn man Hells Angels oder Bandidos ist! Die Frauen haben sich doch zusammen getan! Ich bin hier nicht mit dem Rechtsanwalt angekommen, weil ich weiß, dass Sie sowieso zu der da halten!“ Auch sein Urteil, 80 Tagessätze zu je 15 Euro, nahm der wegen übler Nachrede vorbestrafte Mann nicht ohne Widerworte auf: „Mir ist das alles hier eh egal!“ Eine gefährliche Einstellung, denn sollte der Mann sich noch einmal wegen Beleidigung strafbar machen, droht ihm eine Freiheitsstrafe.