Hagen. . Ein 30-Jähriger hat am Bahnhof zwei Frauen sexuell belästigt und attackiert. Jetzt sitzt er vor Gericht. Ihm droht die Unterbringung.

Er (30) wirkt beinah noch wie ein Kind, redet auch wie ein Kind – doch dieser Angeklagte kann auch so unbeherrscht ausrasten wie ein Kind. Allerdings mit schlimmeren Folgen. Das Landgericht hat nun herauszufinden, ob der Mann in einem psychiatrischen Krankenhaus untergebracht werden muss.

Bei der Staatsanwaltschaft häuften sich unter seinem Namen die Ermittlungsakten: In den sechs Monaten zwischen Juni und November 2015 fiel der Angeklagte allein durch elf Schwarzfahrten in S-Bahn-Zügen auf. Seine Lieblingsstrecke war die vom Hauptbahnhof bis Westerbauer und wieder zurück. „Ich hatte kein Geld für ein Ticket“, zeigt er sich offenherzig geständig.

Angeklagter klaute Parfüm im Wert von 590 Euro

In der Galeria Kaufhof wurde er bei einem großen Parfüm-Diebstahl erwischt: Markendüfte im Wert von 590 Euro wollte er dort unbezahlt mitgehen lassen. Im Hasper Kaufpark waren es eine Packung Marlboro, eine Tüte Chips, ein Bauernbrot und eine Zahnbürste für 19 Euro.

Weniger harmlos sind jedoch seine völlig unkontrollierten Attacken gegen Frauen. So kam ihm gegen sieben Uhr morgens auf der Frankfurter Straße/Dödterstraße eine arglose Politesse entgegen. Als die Dame vom Ordnungsamt genau auf seiner Höhe war, wurde sie überraschend mit einem Vulgärausdruck beleidigt. Dabei spuckte er ihr ins Gesicht.

Hinterhältiger Angriff am Hauptbahnhof

Der gravierendste Anklagepunkt vor der 6. Großen Strafkammer, die erstmals von der neuen Vorsitzenden Dr. Bettina Wendlandt geleitet wird, ist jedoch ein hinterhältiger Angriff am Hauptbahnhof. Am 8. Juli, kurz nach Mitternacht, belästigte der Angeklagte dort zwei Frauen, fragte sie unvermittelt nach Sex.

Nach der eindeutigen Ablehnung schlich er sich von hinten an. Er versetzte der 18-Jährigen einen so wuchtigen Fausthieb, dass sie zu Boden fiel, kurz ihr Bewusstsein verlor. Der Schlag war mit einer solchen Heftigkeit ausgeführt worden, dass die junge Frau später in ihrer Wohnung noch einmal zusammenbrach.

„Ich habe da Scheiße gebaut“, tönt es von der Anklagebank, „aber es tut mir leid, und ich will mich ändern.“ Seit zehn Wochen ist der Beschuldigte psychiatrisch untergebracht. Es könnte noch viel länger werden.