Ennepetal. . Dreharbeiten zum Film “Die Grenzen der Stadt“ laufen in Ennepetal. Schauspieler Peter Lohmeyer fühlt sich am Set und mit dem Team wohl.

  • Henning Beckhoff dreht in Ennepetal den Film „Die Grenzen der Stadt“
  • Der erste Drehtag lief sehr entspannt ab
  • Den renommierten Schauspieler Peter Lohmeyer gefällt die Klutertstadt

Johannes sitzt an dem rustikalen Küchentisch und schlürft Nudelsuppe aus einem Pappbecher. Neben ihm Bruder und Vater, die ernst auf ihr Butterbrot starren. Die Wände sind mit braunem Holz vertäfelt, es riecht muffig. Von draußen zieht der Duft von Dünger rein, eine Fliege summt durch den dunklen Raum. „Scheiße hier, alles Scheiße“, ruft sein älterer Bruder Carsten. Der steht plötzlich auf, packt Johannes am verschlissenen Hemd und brüllt: „Du Wichser.“ Da wirft sein Vater das Messer auf den Tisch. „Raus hier!“ Die Tür knallt. „Danke, Ende“, ruft Nachwuchsregisseur Henning Beckhoff.

In Ennepetal dreht der Student den Film „Die Grenzen der Stadt“. Hektisches Gewusel, Kamera neu einstellen, die Szenenbildnerin kontrolliert, ob alles an der richtigen Stelle liegt. „Wir drehen gerade eine Schlüsselszene“, sagt der Ennepetaler Henning Beckhoff. Johannes Vater gespielt von Peter Lohmeyer wirft in dieser Einstellung den älteren Sohn aus der Wohnung. Das lange geplante Filmprojekt des jungen Regie-Studenten nimmt Formen an. „Die ersten Drehtage waren bisher echt total entspannt, das hätte ich gar nicht gedacht. Es läuft sehr gut“, sagt Henning Beckhoff. Heute dreht er mit seinem Team auf einem Bauernhof am Rande von Ennepetal. Es ist der erste Drehtag von Peter Lohmeyer. Er schnappt sich in der kurzen Drehpause einen Apfel und setzt sich im Innenhof des Bauernhofes auf eine Bank.

Ennepetal besser als München

Peter Lohmeyer am Set in Ennepetal: Der erfahrene Schauspieler lobt das Team des Films.
Peter Lohmeyer am Set in Ennepetal: Der erfahrene Schauspieler lobt das Team des Films. © Veronika Gregull

Die Sonne scheint ihm ins Gesicht, die Beine von sich gestreckt. „Schön ist es hier und das Wetter spielt auch mit“, sagt der Schauspieler und beißt genüsslich in seinen Apfel. Am Rande von Ennepetal drehen statt in der Metropole München? Für den erfahrenen Schauspieler kein Problem, im Gegenteil: „Die Bäuerin hat mir hier zum Frühstück Marmelade geschenkt? Wo gibt es denn sowas? Nicht mal in München“, sagt er lachend. In dem kleinen Team fühlt er sich wohl und lobt seine beiden Filmsöhne Jerome Hirthammer und Henning Flüsloh: „Beide tun nicht so als ob, sondern sind so, wie sie sind.“ Auch Hauptdarsteller Jerome Hirtmanner genießt die Drehpause in der Sonne.

Der 15-Jährige kommt zwar aus Berlin, war aber früher oft auf dem Bauernhof der Großmutter und hat Landluft geschnuppert. An den Anruf von Regisseur Henning Beckhoff erinnert er sich noch genau: „Ich war im Physikunterricht, musste unter den Tisch krabbeln und dachte ‘was soll das denn jetzt’. Henning hat drauf losgequatscht und seine halbe Lebensgeschichte erzählt“, sagt er grinsend. Heute sitzt er neben Peter Lohmeyer am Set. Mit einem renommierten Schauspieler zu arbeiten? Für den 15-Jährigen mit den kurzen braunen Haaren keine große Sache: „Ist halt Arbeit.“

Zwei Liter Milch bei einer Szene

Neben den beiden fährt die Bäuerin eine Schubkarre mit Heu am Filmset vorbei. Der ganz normale Betrieb geht weiter, Film hin oder her. „Das klappt total super. Alle sind sehr rücksichtsvoll“, sagt Felipa Goltz (17). Die Schülerin kümmert sich darum, dass bei jeder Szene der Anschluss passt und notiert konzentriert die einzelnen Szenen in ihrem Block. Hektische Rufe aus dem Haus, Peter Lohmeyer macht sich wieder auf den Weg in die Küche und setzt sich auf die Eckbank, Typ Eiche Rustikal.

„Ruhe bitte, wir drehen“, tönt es aus der Küche. Felipa geht in den Nebenraum, auf einem kleinen Bildschirm kann sie den Dreh mitverfolgen. Die Klappe fällt und wieder sitzt Johannes vor der Nudelsuppe, die er lustlos mit dem Löffel umrührt. Gleiche Szene, neue Suppe. Diesmal in der Halbtotalen.

„Wir haben eine Szene schon 12 mal hintereinander gedreht und Jerome musste bestimmt zwei Liter Milch trinken“, erinnert sich Felipa lachend. Das Zimmer, in dem sie mit zwei anderen Setmitarbeitern das Geschehen in der Küche beobachtet, ist im Film das Kinderzimmer von Johannes.

Modellautautos stehen neben kleinen Spielfiguren in einem Regal, stapelweise Brettspiele und abgenutzte Bücher liegen auf einer dicken Staubschicht. Die Topfpflanze auf dem Schreibtisch lässt die braun-grünen Blätter hängen. In zwei Wochen haben Henning Beckhoff und sein Team die leerstehende Wohnung in einen authentisch wirkenden Drehort verwandelt, mit viel Liebe zum Detail.

Sandpapier und Motoröl

„Die Wohnung musste erst renoviert werden und dann haben wir alles wieder auf alt getrimmt“, sagt Filipa. Schließlich sollen die Zimmer ja so aussehen, als ob Johannes hier seit Jahren mit seiner Familie wohnt. Sandpapier, Motoröl, Drahtbürste – viel Aufwand, um eine Wohnung im Zeitraffer um Jahre altern zu lassen. „Danke“, ruft Henning Beckhoff. Die Szene ist im Kasten. Viele weitere werden folgen, noch vier Wochen dreht er mit seinem Team in Ennepetal. Peter Lohmeyer ist sich sicher: „Der Henning weiß, was er macht. Das passt.“