Ennepe-Ruhr. . Das schnellere Internet soll in den Ennepe-Ruhr-Kreis Einzug halten. Doch die Kosten dafür sind hoch. Ein Interview mit Ulrich Schilling.
Alle reden vom schnellen Internet und seiner Bedeutung für die Städte und Kreise. NRW-Wirtschaftsminister Garrelt Duin kündigte jüngst eine halbe Milliarde Euro für den Ausbau im Land an. Einer Studie der NRW-Bank zufolge bräuchte es jedoch allein im Ennepe-Ruhr-Kreis 120 Millionen Euro, um Unternehmen und Haushalte tatsächlich flächendeckend mit schnellen Verbindungen auszustatten. Unsere Redaktion hat mit Ulrich Schilling, dem Breitbandbeauftragten für den EN-Kreis, über die Situation und die besonderen Herausforderungen zwischen Ennepe und Ruhr gesprochen.
Genau ein halbes Jahr ist es her, dass Schilling den Job des Breitbandbeauftragten antrat. Sein Büro befindet sich in Hattingen, im Haus der EN-Agentur, der die Aufgabe des Breitbandausbaus im Kreis übertragen wurde. An der Wand hängt eine Karte, um die ihn die Netzbetreiber beneiden.
Herr Schilling, was ist Stand der Dinge beim Breitband-Ausbau im Kreis?
Ulrich Schilling: Wir sind jetzt soweit, dass wir bis auf den letzten Meter genau wissen, wo welche Technik vorhanden ist. Dazu haben wir in den letzten Monaten die Informationen aller Netzbetreiber eingeholt und sie mit Geodaten hinterlegt. Allen Anbietern mussten wir vertraglich zusichern, dass wir deren Daten nur intern und für unser Ausbau-Vorhaben verwenden. Diese Informationen wären für die Konkurrenz schließlich Gold wert. Das Ergebnis ist eine Karte vom Ennepe-Ruhr-Kreis, wo jeder graue Verteilerkasten und jeder LTE-Mast eingezeichnet ist. Theoretisch könnten wir jetzt jedem im Kreis sagen, wie sich dessen Internet-Situation darstellt.
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Wie stellt sich die Situation im Kreis denn dar?
Schilling: Das kommt drauf an. In den Innenstädten ist die Versorgung sehr gut. Das gilt für alle Städte. Dort liegen die Internet-Verbindungen zurzeit bei im Schnitt 50 Mbit oder mehr. Aber umso ländlicher es wird, umso langsamer wird das Internet.
Was ist mit langsam gemeint?
Schilling: In Siedlungsgebieten reden wir bei einer Geschwindigkeit von weniger als 16Mbit von einem unterversorgten Gebiet. Es gibt allerdings auch Ecken, wo man nur auf 1Mbit kommt. Bei Gewerbegebieten sollten es mindestens 50Mbit sein, alles darunter ist förderfähig.
Welche unterversorgten Gebiete gibt es im Südkreis?
Schilling: Bei den Siedlungsgebieten wären das in Gevelsberg Asbeck und Silschede und in Schwelm Linderhausen.
Und wie sieht es bei den Gewerbegebieten aus?
Schilling: Knapp die Hälfte aller Gewerbegebiete gilt aktuell als unterversorgt. Wir haben aber ermittelt, dass in 23 der 25 Gewerbegebiete kreisweit Breitband-Infrastruktur vorhanden ist. Das ist gut. Da liegt irgendwo schon ein Lichtwellen-Kabel in der Erde. Jetzt gilt es, Kopfstellen einzurichten, um von dort die Firmen anzuschließen.
Klingt ja ganz einfach...
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Schilling: Ist es aber nicht. Meine Aufgabe besteht darin, Netzbetreiber und die, die davon profitieren, an einen Tisch zu bringen und von einer Investition in den Ausbau zu überzeugen. Entscheidend dabei ist immer auch, wieviel Geld gibt’s vom Bund und wieviel vom Land oder baut ein Anbieter sogar ohne öffentliche Förderung aus. Die Landes-Förderrichtlinien schreiben zurzeit vor, dass mindestens 50 Prozent der Betriebe in einem Gewerbegebiet den Anschluss an eine 50Mbit-Leitung oder mehr wollen. Für große Unternehmen ist das kein Problem. Für kleinere schon, weil die Nutzung 800 Euro pro Monat kosten kann. Wir haben im Kreis so gut wie keine Gewerbegebiete, wo es sich bei mehr als die Hälfte der Betriebe um größere Unternehmen handelt. Ein weiteres Problem ist, dass die Förderprogramme von Bund und Land für den Ausbau in Gewerbegebieten zurzeit nicht kombinierbar sind. Das würde es erheblich erleichtern. Umso mehr Förderung umso interessanter wird es für die Investoren. Hier gibt es allerdings positive Signale aus Düsseldorf.
Was also tun?
Schilling: Wir sind dabei, Zwischenlösungen für die Unternehmen zu finden, die weniger als 50Mbit benötigen. Mehr kann ich noch nicht verraten.
Wie sieht es bei den Privathaushalten aus?
Schilling: Mein Ziel ist es, dass wir bis zum Jahr 2018 etwa 90 bis 95 Prozent der Bevölkerung im Ennepe-Ruhr-Kreis an eine Internetverbindung ab 16 Mbit, mindestens aber 75 Prozent ab 50 Mbit bringen können. Ennepetal ist flächendeckend bereits versorgt. Für Schwelm und Gevelsberg bin ich zuversichtlich. Bei den unterversorgten Bereichen dort handelt es sich um relativ dicht besiedelte Gebiete. Das sind Perlen, die sich die Investoren nicht nehmen lassen werden. Generell sieht es im Südkreis besser aus als im Nordkreis. Unsere härteste Nuss ist die dünn besiedelte Elfringhauser Schweiz in Hattingen. Schwierig wird es auch in Witten-Buchholz, an einigen Ecken in Sprockhövel und Hasslinghausen und in Breckerfeld. Es wird uns sicher nicht gelingen, überall die Haushalte ans ganz schnelle Internet zu bringen. Aber auch hier habe ich Ideen, wie sich diese Anbindung im Laufe der nächsten Jahre deutlich spürbar verbessern lässt. Hierzu sind allerdings noch viele Gespräche und Verhandlungen notwendig