Düsseldorf. Mitglieder der „Letzten Generation“ haben sich auf dem Düsseldorfer Flughafen festgeklebt. Flüge verspäteten sich, die Reaktionen waren deutlich.
Es ist kurz vor 6.00 Uhr am Donnerstagmorgen, als Mitglieder der Letzten Generation die Umzäunung des Düsseldorfer Flughafens überwinden. Sieben Aktivistinnen und Aktivisten laufen aufs Rollfeld und kleben sich dort fest. Bis die Polizei es schafft, alle vom Boden zu lösen, vergehen drei Stunden. Der Flugbetrieb wird zeitweise unterbrochen, nach Angaben einer Sprecherin fallen 24 Flüge aus, zwei werden umgeleitet. Noch den ganzen Tag über gibt es Verspätungen. Und das mitten in den Sommerferien.
Flughafen Düsseldorf: Reul kritisiert Aktivisten scharf
Mit harscher Kritik reagierten Bundes- und NRW-Landespolitiker. „Diese Klima-Chaoten sind keine Aktivisten, sondern Kriminelle“, sagte NRW-Innenminister Herbert Reul (CDU). „Flugzeuge, die die Landung abbrechen müssen, Familien, denen man den Start in den Urlaub verderben will - das hat rein gar nichts mit legitimem Protest zu tun“, so der Minister. Gefährlicher Eingriff in den Luftverkehr und Nötigung seien Straftaten.
Bundesinnenministerin Nancy Faeser (SPD) kündigte am Donnerstag neue Sicherheitsstandards für Flughäfen an. Die Sprecherin der Bundespolizeiinspektion am Flughafen Düsseldorf betonte aber gegenüber dieser Redaktion: „Die Luftsicherheit war zu keiner Sekunde gefährdet.“
„Diese Aktionen spalten unsere Gesellschaft“
Bundeswirtschaftsminister Robert Habeck (Grüne) warf den Aktivisten vor, dem Anliegen Klimaschutz massiv zu schaden. In der NRW-Landespolitik waren vergleichbare Einschätzungen zu hören. SPD-Landtagsfraktionschef Jochen Ott sagte, er habe kein Verständnis für die Klima-Kleber: „Diese Aktionen spalten unsere Gesellschaft und machen die Errungenschaften von Fridays For Future für die Klimabewegung kaputt. Wir sind mitten in den Sommerferien, viele Familien wollen in den Urlaub. Den haben sie sich redlich verdient. Solche Aktionen erzeugen nur Gegenreaktionen, sonst nichts.“
Gregor Golland, Innenexperte der CDU-Landtagsfraktion, bezeichnete die Protestierenden auf Nachfrage als kriminelle Extremisten. „Sie sollten neben einem Strafverfahren die vollen Kosten für diese Aktion auferlegt bekommen“, sagte er dieser Redaktion.
„Das hat mit Klimaschutz nichts mehr zu tun“
„Das hat mit Klimaschutz rein gar nichts mehr zu tun. Durch die gezielten Straftaten der Klimaextremisten wurde vielen Familien, die heute Morgen vielleicht in den wohlverdienten und langersparten Urlaub fliegen wollten, die Urlaubsfreude jäh genommen“, sagte Marc Lürbke, Innenexperte der FDP im Landtag, dieser Redaktion. Er warf der schwarz-grünen Landesregierung vor, „Klimaextremisten“ unter „Welpenschutz“ zu stellen. Bayern und Hessen stellten im Gegensatz zu NRW der „Letzten Generation“ die Kosten für die Polizeieinsätze in Rechnung.
Die Letzte Generation will mit der Aktion nach eigenen Angaben „gegen die Planlosigkeit und den Gesetzesbruch der Regierung in der Klimakrise“ protestieren. Weitere Mitglieder legen auch den Hamburger Airport zeitweise lahm. Schon Ende 2022 hatte es ähnliche Aktionen an den Flughäfen München und Berlin gegeben.
Flughafen Düsseldorf: Aktivisten durchtrennen Stacheldraht
Laut Polizei durchtrennten die Aktivisten in Düsseldorf den Stacheldraht oberhalb des Metallzauns und legten zum Schutz vor Verletzungen ein Kissen darüber. Dann seien sie über den Zaun geklettert und zum Rollfeld gesprintet, schildert ein Sprecher. Nach Aufnahme ihrer Personalien seien sie wieder auf freien Fuß gekommen. Mehrere Beteiligte seien bereits durch andere Fälle polizeibekannt
Viele Flughäfen hätten an den Zäunen zusätzliche Überwachungssysteme wie Videokameras, Bewegungsmelder oder Kontaktdrähte installiert. „Unsere Prozesse und Alarmsysteme haben gut funktioniert, die Sicherheit des Flugbetriebs war zu jeder Zeit gewährleistet“, teilte der Düsseldorfer Flughafenchef Lars Redeligx mit.
Flughafen Düsseldorf: Sicherheitskonzept wird regelmäßig aktualisiert
„Der Airport schützt auf Basis seines regelmäßig aktualisierten Sicherheitskonzeptes durch die Kombination von personellen, physischen und technischen Sicherheitsmaßnahmen das Flughafengelände auf bestmöglich Weise.“ Der Vorfall vom Donnerstag werde gemeinsam mit den Behörden analysiert, daraus gewonnene Erkenntnisse würden in das Sicherheitskonzept integriert.
Die tausenden Passagiere, die wegen der Protestaktionen nun Verspätungen in Kauf nehmen mussten, werden wohl keine zusätzlichen Entschädigungszahlungen erhalten. Aller Wahrscheinlichkeit nach handle es sich bei den Protesten um einen außergewöhnlichen Umstand, weil die Fluggesellschaften daraus entstehende Flugausfälle nicht selbst verschuldet haben, meint Claudia Brosche vom Fluggastrechte-Portal Flightright.
Auf Anfrage dieser Zeitung teilte der Flughafen Köln/Bonn mit, dass man die Entwicklungen der Klimaproteste sehr genau beobachte: „Wir stehen im ständigen Austausch mit den zuständigen Sicherheitsbehörden.“ Am Airport in Weeze wollte man sich am Donnerstag mit Verweis auf die sensible Sicherheitsfrage nicht öffentlich äußern.
(mit dpa)