Dortmund. Zwei Tote und ein Brandanschlag: Dortmund diskutiert über mehr Schutz für obdachlose Menschen. Sind neue Übernachtungsangebote ein Schlüssel?
Nach zwei Todesfällen und einem weiteren lebensgefährlichen Angriff redet Dortmund über den Schutz von Obdachlosen. Aber wie schafft man für sie mehr Sicherheit? Hoffnung setzen Stadt und Rat in neue Übernachtungsangebote, die sich stärker an den Bedürfnissen der Betroffenen orientieren. Um diese Bedürfnisse besser zu verstehen, wurde eine Befragung durchgeführt.
„Es hat die Leute sprachlos gemacht, was auf unseren Straßen passiert ist“, sagte Ratsfrau Jenny Brunner (Grüne) am Dienstag im Sozialausschuss. „Wir wollen nicht, dass Menschen so einer strukturellen Gefahr ausgesetzt sind und um ihr Leben fürchten müssen.“ Brunners Fraktion sowie die CDU hatten das Thema auf die Tagesordnung gebracht, und drängen auf ein Konzept für die Unterbringung von Obdachlosen.
Welche Übernachtungsangebote wünschen sich Dortmunder Obdachlose?
Dass es dieses Konzept geben soll, hat der Rat bereits im Februar beschlossen. Begründet wurde das vor allem mit den Beschwerden vieler Geschäftsleute, Anwohner und Passanten in der City, die sich von der Drogen- und Obdachlosenszene gestört fühlen. Seit im April das Nachtlager einer Frau angezündet, ein Mann bei einem Polizeieinsatz erschossen und ein weiterer von einem Jugendlichen erstochen wurde, rückt nun aber die Sicherheit der Menschen noch stärker in den Fokus.
Ein „ergänzendes, alternatives und niedrigschwelliges Übernachtungsangebot“ sieht der Ratsbeschluss aus dem Frühjahr vor. Betont wird darin, dass die Akzeptanz des Angebots bei den Wohnungslosen gestärkt werden muss, damit diese es überhaupt annehmen wollen.
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Geplant sind deshalb kleinere, dezentrale Einrichtungen. Bei einer Befragung durch Streetworker im November wünschten sich die Betroffenen vor allem Privatsphäre, Ruhe und Schutz vor Übergriffen und Diebstählen. Geäußert wurde auch der Wunsch, sich Zimmernachbarn selbst auswählen zu dürfen und den Schlafplatz nicht mit Fremden teilen zu müssen.
Diebstähle, Streit und Gewalt, oft auch mangelnde Hygiene
Diebstähle, Streit und Gewalt sowie oft auch mangelnde Hygiene sind Gründe, aus denen viele Obdachlose die zentralen Unterkünfte meiden. Das ist nicht nur in Dortmund so, weshalb auch anderenorts über Alternativen nachgedacht wird. In Essen stellt eine Kirchengemeinde, in Duisburg ein gemeinnnütziger Verein Obdachlosen sogenannte Tiny Houses zur Verfügung. Die zwei Quadratmeter Privatsphäre kämen bei den Nutzern gut an, berichtet etwa der Duisburger Verein City-Wärme.
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Das in Dortmund geplante Konzept ist umfangreich und geht über das Angebot neuer Notunterkünfte hinaus. Es sei in Arbeit, aber noch nicht fertig, erklärte im Sozialausschuss Jörg Süßhard vom Sozialamt: „Wir haben unter anderem die Orte dafür noch nicht gefunden.“ Neben passenden Flächen und Immobilien muss auch ein Betreiber für die künftigen Einrichtungen her.
Der Ausschuss beauftragte am Dienstag außerdem die Stadt mit einem Aufklärungskonzept, um die Stadtgesellschaft für die Situation von Obdachlosen zu sensibilisieren und ihre Hilfsbereitschaft zu stärken.
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