Dortmund. Dominik De Marco hat den „Cannabis Social Club Dortmund“ gegründet. Viele wollen Mitglied werden. Dabei geht es im Club nicht nur um den Konsum.
Seit dem ersten April steht das Telefon beim Cannabis Social Club Dortmund nicht mehr still. Die Anrufer wollen alle dasselbe: Mitglied in Dortmunds erstem Cannabis-Club werden. Mit 100 Leuten will dieser zunächst starten, doch schon jetzt stehen 300 weitere auf der Warteliste.
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Der Vorsitzende des eingetragenen Vereins, Dominik De Marco, war schnell. Schon im September 2023 hat der 30-Jährige den Verein gegründet, ist mit den Vorbereitungen inzwischen genau so weit, wie die gesetzlichen Vorgaben es derzeit erlauben. Der Lokalpolitiker – er ist SPD-Ratsmitglied und kulturpolitischer Sprecher seiner Fraktion – kennt sich damit aus: Er kämpft seit Jahren für die Legalisierung von Cannabis. „Es geht mir darum, Drogenpolitik verantwortlich zu gestalten“, sagt er. „Und dem Schwarzmarkt nicht das Feld zu überlassen.“
Dortmunder will den Cannabis-Konsum raus aus der Schmuddelecke holen
De Marco will den Konsum von Cannabis raus aus der Schmuddelecke holen. „Wir müssen weg von dem negativen Bild“, sagt er. Wer Cannabis konsumiere, sei weder ein schlechter Mensch noch ein Nichtsnutz. Und könne genauso leistungsfähig sein, wie jemand, der gern ein Feierabendbier trinkt. „Wichtig ist aber der maßvolle Umgang mit der Droge.“
Dass Kiffen an sich schädlich ist, will der Dortmunder dabei überhaupt nicht bestreiten. „Es ist schlecht, Cannabis zu konsumieren“, gibt er unumwunden zu. „Aber noch schlechter ist es, sich auf dem Schwarzmarkt an schlechtem Stoff mit gefährlichen Beimengungen zu bedienen.“ Davor könne der Social Club die Konsumenten künftig schützen. „Wir möchten hochqualitatives Cannabis anbauen und an unsere Mitglieder weitergeben.“ Außerdem solle die Sucht- und Jugendprävention ein wichtiger Teil der Vereinsarbeit sein, versichert De Marco, der auch im Ausschuss für Kinder, Jugend und Familie der Stadt Dortmund sitzt.
Bis zu zehn Cannabis-Sorten sollen angebaut werden
Wann und wo das sein wird, das steht noch nicht fest. Frühestens ab dem 1. Juli kann der Verein den Antrag auf Zulassung als Anbauvereinigung stellen. Erst wenn die Erlaubnis erteilt ist, will De Marco mit seinen Vorstandskollegen eine Halle suchen, in der die Plantage angelegt werden soll. An einem unbekannten Ort, diskret in einem Gewerbegebiet, eingezäunt und vom Objektschutz gesichert. Langfristig sollen dort bis zu zehn verschiedene Cannabis-Sorten angepflanzt werden. Ein kompetentes Team, das langjährige Erfahrung mit dem Anbau gesammelt hat, wird dem Verein mit seiner Expertise helfen, damit die Pflanzen auch gedeihen.
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Abgegeben und verteilt werden soll das Cannabis an anderer Stelle. Wo genau die sein wird, ist noch unklar, ebenso wie die Frage, wie oft sie geöffnet sein wird. Täglich oder doch nur einmal in der Woche? „Wir schauen, was leistbar ist“, sagt der Kommunikationsdesigner, der den Club zusammen mit seinen Mitstreitern zunächst einmal ehrenamtlich auf die Beine stellen will. Sicher ist: Ein Vereinsraum, in dem man sich trifft und zusammen konsumiert, wird die Abgabestelle nicht sein. „Das wäre auch gar nicht erlaubt“, betont der Vorsitzende und verweist auf die Konsum- und Abstandsregelungen im Cannabisgesetz, die auch in und um Anbauvereinigungen gelten. Er bedauert, dass es ein klassisches Vereinsleben daher vorerst nicht geben kann. „Da müssen wir abwarten, was vielleicht später mal machbar sein wird.“
Vorstand setzt auf Aufklärung und Gespräche
Das Miteinander sei aber auch ohne Clubraum möglich, davon ist der 30-Jährige überzeugt. Von Kontrolle will er nicht sprechen. „Aber wir werden aufeinander acht geben“, sagt er. Die geschulten Präventionsbeauftragten des Vereins können sehen, wie sich der Konsum der Mitglieder entwickelt – und falls nötig das Gespräch anbieten. Gespräche, auch anonym, Informationen, Aufklärung: Das ist De Marco wichtig. „Und selbst, wenn wir damit nur einem helfen können, dann ist schon viel geholfen.“
Auch bei der Auswahl der Mitglieder setzt der Vorstand auf das Gespräch. Jeder Bewerber wird persönlich kennengelernt. Dabei gilt: Engagement ist willkommen. Doch wer bislang keine Konsum-Erfahrung mit Cannabis gemacht hat und nur mal probieren will, der wird kaum eine Chance haben, aufgenommen zu werden. „Wir wollen ja niemanden animieren, sondern nur denen, die bereits konsumieren, eine sichere Quelle bieten.“ Außerdem müssten die Wertevorstellungen stimmen. „Wir haben einen Ehrenkodex im Club, damit sich jeder im Verein wohlfühlt“, betont De Marco. Jede Form vom Diskriminierung oder Rassismus habe da keinen Platz.
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Auch wegen dieser Werte will der Dortmunder seinen Social Club selbständig, also ohne Dachverband, auf die Beine stellen. „Wir wollen lieber erst einmal unabhängig bleiben, um nichts mitmachen zu müssen, was wir nicht wollen“, sagt er. Überhaupt beobachtet De Marco skeptisch, was sich in der Szene gerade so tut. Es herrsche eine „Goldgräberstimmung“, die ihm nicht geheuer sei. „Ich fürchte, manchen geht es um das ,Big Business‘ und nicht um einen verantwortungsvollen Konsum.“
Mehr zum Cannabis Social Club Dortmund e.V. gibt es hier:csc.do.