Dortmund. In Dortmund wurden 2023 viel mehr Straftaten registriert als in den Vorjahren. Sorgen bereitet der Polizei vor allem die hohe Gewaltbereitschaft.

Die Polizei sieht in Dortmund eine besorgniserregende Entwicklung. Nachdem die Kriminalität über Jahre hinweg stetig gesunken war, ist nun zum zweiten Mal in Folge ein Anstieg zu verzeichnen. 70.241 Straftaten wurden laut der polizeilichen Kriminalstatistik 2023 in Dortmund registriert – 7480 (11,92 Prozent) mehr als im Jahr zuvor.

„Es handelt sich dabei auch um Bereiche, die für das Sicherheitsgefühl relevant sind“, berichtet Polizeipräsident Gregor Lange mit Blick auf neue Ausmaße etwa bei der Gewaltkriminalität: Hier weist die Statistik 3423 Taten aus – und damit ein Plus von 17,55 Prozent im Vergleich zu 2022 (2912 Taten).

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Dortmunds Polizeipräsident befürchtet „Verrohung der Gesellschaft“

Betrachtet man die zurückliegenden zehn Jahre, handelt es sich um einen neuen Höchststand. „Das Gewaltpotenzial und die Aggressivität steigen, die Hemmschwellen nehmen ab“, sagt Lange, der eine „Verrohung der Gesellschaft“ befürchtet. Konflikte würden immer häufiger mit Messern oder gar Schusswaffen ausgetragen. Der Polizeipräsident verweist auf ähnliche Entwicklungen in anderen Großstädten in NRW und bundesweit.

Auch die Zahl der sogenannten Straftaten gegen das Leben, dazu zählen unter anderem Mord und Totschlag, ist gestiegen. Mit 37 angezeigten Taten (Vorjahr: 25) und einem Anteil von 0,05 Prozent macht diese Deliktsgruppe einen kleinen Anteil an der Gesamtkriminalität aus.

Außerdem registrierte die Polizei mehr Fälle in den Bereichen Straßenkriminalität (15.518 Fälle, + 13,04 Prozent), Raubüberfälle (400 Fälle, + 10,8 Prozent) und Wohnungseinbrüche (1248 Fälle, + 15,99 Prozent), die sich jedoch weiterhin deutlich unter dem Niveau bewegten, das in den Jahren bis 2014 zu verzeichnen war.

Die Zahl der Sexualdelikte (1122) lag ungefähr auf dem Niveau des Vorjahres. Taschendiebstähle, die dem Bereich Straßenkriminalität untergeordnet sind, gehören zu den wenigen Delikten, bei denen eine rückläufige Entwicklung zu beobachten war: 1747 Fälle entsprechen einem Rückgang von 9,48 Prozent.

Polizei Dortmund: Mehr Präsenz in der Innenstadt und Nordstadt

Aus der Behörde gibt es auch gute Nachrichten. Mit einer Aufklärungsquote von 57,14 Prozent liegt die Polizei Dortmund nicht nur mehr als zwei Prozentpunkte über 2022, sondern auch vor allen anderen vergleichbar großen NRW-Großstädten.

Die Anstiege in vielen Bereichen der Kriminalität hätten noch höher ausfallen können, meint der Polizeipräsident. Bereits im Januar 2023 habe man deutliche negative Entwicklungen erkannt, berichtet Gregor Lange, und diese durch verschiedene Maßnahmen abgeschwächt.

Insbesondere in der Innenstadt und in Teilen der Nordstadt sei die Situation zu Jahresbeginn schwierig gewesen, „auch, weil wir es vermehrt mit Drogenabhängigen zu tun haben“. Die Polizei habe dort die Präsenz erhöht, um das Sicherheitsgefühl von Anwohnern und Gewerbetreibenden zu stärken; auch eine zusätzliche Einsatzhundertschaft steht mittlerweile zur Verfügung. Zu dem Maßnahmenpaket gehörten außerdem die Videokameras im Dietrich-Keuning-Park.

Jugendkriminalität über dem Niveau vor der Corona-Pandemie

Gregor Lange berichtet von Schwerpunkteinsätzen zur Bekämpfung von Kinder- und Jugendkriminalität. Denn auch hier liege die Zahl der Straftaten mittlerweile über dem Niveau, das man vor der Corona-Pandemie gewohnt war: 22,1 Prozent von 25.759 Tatverdächtigen waren unter 21 Jahre alt.

Der Polizeipräsident nimmt das zum Anlass für einen gesamtgesellschaftlichen Appell: „Wir als Polizei können nur die Symptome bekämpfen. Es braucht eine Ursachenforschung: Wie helfen wir rechtzeitig jungen Menschen, bevor sie einen falschen Weg einschlagen?“ Hier seien Schulen gefragt, Eltern, aber auch Jugend- und Freizeitstätten.

Die vollständige Kriminalstatistik mit allen Deliktgruppen ist auf der Internetseite der Polizei Dortmund einsehbar.