Dortmund. Vier Stunden lang ist ein Flieger nachts über dem Dortmunder Süden gekreist. Mit einer fehlenden Landeerlaubnis hatte das nichts zu tun.

So mancher Anwohner dürfte sich gewundert haben. In der letzten Woche ist ein Flugzeug nachts stundenlang über dem Dortmunder Süden gekreist. Zwischen 23 Uhr und drei Uhr nachts zog die Propellermaschine ihre Schleifen in 1000 Metern Höhe über der Stadt und den angrenzenden Vororten von Witten und Bochum. Die Erklärung: Der nächtliche „Flieger“ ist Teil eines Forschungsprojekts und hat Wärmebilder von Dortmunder Häusern aufgenommen.

+++ Folgen Sie der WAZ Dortmund auf Facebook und Instagram +++

Der Name des Projekts lautet CATCH4D (Climate Adaptation through Thermographic Campaign and Heatmapping). Durchgeführt wird es vom Dortmunder Institut für Landes- und Stadtentwicklungsforschung (ILS Research) in Zusammenarbeit mit der Stadt. Mit den Bildern sollen Schwachstellen in der Gebäudedämmung aufgespürt werden, die mit dem bloßen Auge nicht zu sehen sind.

Flieger sollte schon viel eher in Dortmund fotografieren

Der Flieger war in der letzten Woche nicht zum ersten Mal unterwegs. Ende Februar hatte die Maschine bereits über dem Dortmunder Norden Wärmebilder aufgenommen. Eigentlich hätten die Flüge schon viel eher stattfinden sollen, aber das Wetter spielte nicht mit. „Wir brauchen unter fünf Grad, Trockenheit und einen wolkenlosen Himmel“, erklärt Projektleiter Bastian Heider.

Ein Flieger ist Anfang März stundenlang über Dortmund gekreist. Das zeigt ein Bildschirmfoto von  „Flightradar24 – Live Air Traffic“.
Ein Flieger ist Anfang März stundenlang über Dortmund gekreist. Das zeigt ein Bildschirmfoto von  „Flightradar24 – Live Air Traffic“. © WAZ | Marek Schirmer

Er ist glücklich, dass die Aufnahmen in diesem Winter überhaupt noch geklappt haben – und dass das Flugzeug nicht noch ein drittes Mal abheben muss. „Wir hatten mit einem dritten Flug gerechnet“, erklärt Heider. Bereits jetzt seien aber alle Aufnahmen im Kasten. „Wir haben die Daten zwar noch nicht ausgewertet, sind aber mit dem Ergebnis bislang schon sehr zufrieden.“

Lesen Sie auch

Die Bilder, die bei den Thermografieflügen aufgenommen worden sind, sollen jetzt aufbereitet werden. „Die Ergebnisse werden wir anschließend mit einem bereits existierenden 3D-Gebäudemodell der Stadt Dortmund verknüpfen“, so Heider. Das digitale Modell und die Wärmebilder werden dabei in Übereinstimmung gebracht, so dass Sanierungsbedarf punktgenau erkannt werden kann.

Nur Eigentümer sollen Bilder ihres Hauses einsehen können

Die gewonnenen Erkenntnisse sollen aber nicht veröffentlicht, sondern vor allem in der Energieberatung genutzt werden, erklärt der Projektleiter. Eigentümern, die zur Beratung kommen, sollen die Bilder ihres Hauses zur Verfügung gestellt werden. So können sie sich selbst ein Bild von der Energieeffizienz ihres Gebäudes machen. Eventuell soll es auch möglich sein, die Aufnahmen vom eigenen Grundstück ohne Beratung einsehen zu können. „Das ist technisch schwierig, aber wir arbeiten gerade an einer Lösung“, erklärt Heider. Letztlich gehe es darum, mit den Eigentümern über Möglichkeiten der Sanierung und Förderprogramme ins Gespräch zu kommen.

+++ Mehr Nachrichten aus Dortmund lesen Sie hier +++

Heider betont, das Projekt nehme den Datenschutz sehr ernst. Bei der geplanten thermografischen Befliegung würden lediglich die Dächer und Fassaden der Gebäude erfasst. Fahrzeuge und Personen seien aufgrund der geringen Auflösung der Bilder nicht zu erkennen. Die gewonnenen Daten dienten ausschließlich der Entwicklung von Maßnahmen für den Klimaschutz und würden nicht an Dritte weitergegeben. Eigentümer hätten zudem die Möglichkeit, der Verwendung von Daten zu ihren Immobilien per E-Mail (catch4d@ils-forschung.de) zu widersprechen. Diese Daten würden dann umgehend gelöscht.