Dortmund. Birgit Burkert leitet eine Kindertagesstätte in Dortmund. In den letzten Jahren haben sich die Bedürfnisse vieler Kinder verändert.

Vor rund einem Jahr sind die letzten Corona-Schutzmaßnahmen weggefallen. Die Auswirkungen der Pandemie sind aber längst nicht verblasst. Erzieherinnen und Sozialpädagogen in Kindertagesstätten spüren die Spätfolgen der monatelangen Lockdowns bei ihrer täglichen Arbeit mit den Kleinen.

Birgit Burkert leitet eine Kita des städtischen Trägers FABIDO (Familienergänzende Bildungseinrichtungen für Kinder in Dortmund) in Dortmund-Scharnhorst. Die 60-Jährige hat in ihrer beruflichen Laufbahn einiges miterlebt, stellt fest: „In den letzten Jahren haben sich die Bedürfnisse vieler Kinder verändert.“ Und das nicht zum Positiven.

Birgit Burkert leitet die Kindertagesstätte „Am Stuckenrodt“ in Dortmund-Scharnhorst.
Birgit Burkert leitet die Kindertagesstätte „Am Stuckenrodt“ in Dortmund-Scharnhorst. © FUNKE Foto Services | Lars Heidrich

Kinder erschrecken bei Körperkontakt

„Wir merken, dass sich etwas verändert hat durch Corona. Dass wir viel Überforderung auch in Familien erleben“, so die Kita-Leiterin. Manche Kinder zeigten große Probleme bei der Kontaktaufnahme und im Sozialverhalten: „Wir merken, dass es viel schwieriger geworden ist, überhaupt an die Kinder heranzukommen. Manche zucken zusammen, wenn man sie berührt. Das war letztes Jahr sehr extrem.“ Die Eingewöhnung in der Kita sei dadurch deutlich schwieriger und langwieriger geworden – besonders für Kinder, die insgesamt wenig Kontakt zu anderen hätten.

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Problematischer Medienkonsum

Überforderung von Eltern spiegele sich vor allem im hohen Medienkonsum der Kinder – sogar schon bei unter 3-Jährigen! Immer mehr Entwicklungsverzögerungen würden sich bemerkbar machen, „indem viel mehr Störungsverhalten von Kindern kommt“, so die Pädagogin. „Da wäre eine Eins-zu-eins-Betreuung nötig“, die man aber oft nicht gewährleisten könne. Womit wir beim grassierenden Fachkräftemangel wären, den die Stadt Dortmund u.a. durch Quereinsteigerprogramme für Erzieher und Kinderpflegerinnen bekämpfen will.

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Inklusionsbedarf steigt

FABIDO-Geschäftsführer Daniel Kunstleben dazu: „Die Zahlen von Kindern mit inklusivem Bedarf gehen deutlich nach oben. Es gibt bestimmte Diagnosen und Beeinträchtigungsbilder, die deutlich auf dem Vormarsch sind.“ Dieser Inklusionsbedarf könne aber nur mit zusätzlichen Stunden gedeckt werden, was wiederum zusätzliche Fachkräftebedarf erfordere.

FABIDO-Geschäftsführer Daniel Kunstleben
FABIDO-Geschäftsführer Daniel Kunstleben © FUNKE Foto Services | Lars Heidrich

Was können Eltern tun?

Was können Eltern tun, um dem Kita-Personal die Arbeit zu erleichtern? Birgit Burkert hat diesbezüglich einen klaren Wunsch: „Offen für alles sein. Von Eltern wird ein Hinweis unsererseits leider oft als Kritik verstanden.“ Und: Bildschirmzeit begrenzen, dem Nachwuchs nicht einfach stundenlang das Handy überlassen, damit Ruhe ist.

„FABIDO ist familienergänzend und nicht familienersetzend. Es heißt nicht umsonst: Erziehungspartnerschaft. Dabei haben alle Beteiligten unterschiedliche Perspektiven und Qualifikationen; die einen die fachliche, die anderen die emotionale Bindung. Und gut geht’s, wenn beide gut zusammenarbeiten“, so Daniel Kunstleben zusammenfassend.