Dortmund. Diese Umschulung ist eine Punktlandung: Bundeswehr-Fallschirmjäger Ismail Yalcinkaya macht eine Ausbildung zum Kita-Erzieher.
Heben, senken, heben, senken – und hopp, schnell unter das bunte Fallschirmtuch, um ein Luft-Iglu zu bilden. Dieses Spiel kennen viele aus ihrer Kindheit, und es hat bis heute nicht an Beliebtheit verloren. Bei Erzieher-Azubi Ismail Yalcinkaya (27) weckt es noch andere Erinnerungen: Er war zwei Jahre bei der Fallschirmjägertruppe der Bundeswehr.
„Als Kind hatte ich zwei Traumberufe: Soldat oder Kindergärtner. Ich konnte mich aber nicht entscheiden“, sagt der Dortmunder. Er ging zum Bund, wo wochenlanges Überlebenstraining in der freien Natur einen Entschluss herbeiführte: „Wenn ich aus diesem Wald rauskomme, dann werde ich Erzieher!“, sagte er sich, und begann eine Ausbildung beim städtischen Kita-Träger FABIDO (Familienergänzende Bildungseinrichtungen für Kinder in Dortmund).
Kinder sind begeistert von Soldaten-Tricks
Die Zeit beim Bund bereut „Isi“ – so rufen ihn die Kids – in keinster Weise: „Dort habe ich viel mitgenommen. Wenn ich heute mit den Kindern im Wald bin, dann zeige ich ihnen, wie man Feuer macht und Wasser sammelt. Das sorgt immer für Begeisterung.“ Vor allem Jungs würden in ihm ein Vorbild sehen und auch mal schneller gehorchen, wenn der sanftmütige Ex-Soldat sie zurechtweist. Was er an seinem Job besonders liebt: „Die Ehrlichkeit der Kinder und ihre Freude, wenn sie mich sehen. Dann geht mein Herz auf!“
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Ausbildung im Erwachsenenalter erleichtern
Im Rahmen einer verkürzten, praxisintegrierten Ausbildung (PiA) bekommt Ismail ein Ausbildungsgehalt: „Ohne die PiA wäre das für mich gar nicht realisierbar gewesen“, stellt er fest.
Um mehr Menschen für Berufe rund um Kindererziehung zu gewinnen und den Quereinstieg attraktiv zu machen, „erfinden wir Ausbildungen und Studiengänge“, sagt Daniel Kunstleben, Geschäftsführer von FABIDO. Der Fachkräftemangel sei eine große Belastung, man versuche die Ausbildungskapazität Jahr für Jahr zu erhöhen und plane Teilzeitmodelle, „sodass man auch mit Familie die Ausbildung machen kann.“
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Fachkräfte- und Männer-Mangel
Vor allem wolle man aber auch mehr Männer für den Job begeistern – derzeit liege ihr Anteil im einstelligen Prozentbereich. „Dortmund wächst enorm, wir haben einen hohen Bedarf in der Kita-Ausbauplanung. Wir haben das Ziel, bei den 3- bis 6-Jährigen auf 100 Prozent zu kommen bis zum Jahr 2025, im Bereich der unter 3-Jährigen auf 50 Prozent. Das werden wir nicht ganz schaffen, da wir so viele zusätzliche Kinder haben“, sagt Monika Nienaber-Willaredt, Kinder- und Jugenddezernentin der Stadt Dortmund.
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Beruf für Geflüchtete öffnen
Deshalb müsse man strategisch an die Fachkräftegewinnung herangehen: „Wir wollen diesen Beruf öffnen für alle, für Männer wie Frauen. Von dem klassischen Klischee wollen wir ganz klar weg.“ Man überlege, auch andere Zielgruppen zu erschließen, „unter anderem Menschen, die zu uns geflüchtet sind“, so die Dezernentin.
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