Dortmund. “Ehre, Freiheit, Vaterland“: Die Deutsche Burschenschaft bekommt einen Stand auf der “Jagd & Hund“ – und die Messe Dortmund kann nichts tun.

So sicher wie der Termin der Messe "Jagd & Hund" ist auch die Kritik an der Dortmunder Jagdmesse. Fleischverzehr, Trophäen-Safaris und Jagdreisen nach Russland provozieren jedes Jahr aufs Neue Online-Petitionen und Boykottaufrufe. 2023 forderte eine Petition sogar die komplette Abschaffung der Messe.

In diesem Jahr kommt ein weiterer Kritikpunkt hinzu: Die weit rechts stehende "Deutsche Burschenschaft" bekommt einen eigenen Stand. Halle 3, C76 – laut Ausstellerliste zwischen einem Stand für Tiernahrung und dem Jagdaufseherverband NRW. Auch viele andere Gruppen und Vereine sind in Halle 3 vertreten, wie der "Verein für Jagdteckel", der "Gordon-Setter-Club" und der "Klub Kurzhaar Westfalen". Und nun auch die Deutsche Burschenschaft.

Die Deutsche Burschenschaft und der "Arier-Nachweis"

Burschenschaften sind, kurz gesagt, besonders traditionsbewusste Studentenverbindungen. Rund 250 Burschenschaften gibt es in Deutschland. Verwerflich ist ein Burschschaftsstand auf der Dortmunder Messe also erstmal nicht. Aber die "Deutsche Burschenschaft" (DB), der als Dachverband laut eigener Aussage 66 Gruppen angehören, gilt als besonders weit rechts. "Ehre, Freiheit, Vaterland" ist der offizielle DB-Wahlspruch.

Ein Vorfall von 2011 zeigt die rechten Tendenzen der Burschenschaften im DB. Damals gab es einen Streit um den sogenannten "Arier-Nachweis". Die Bundespolitische Zentrale für Bildung (bpb) schreibt dazu: "Auf einem Verbandstreffen war gefordert worden, eine Burschenschaft wegen eines Mitglieds, dessen Eltern aus China stammen, aus dem Dachverband auszuschließen. Es sei 'in Zeiten fortschreitender Überfremdung nicht hinnehmbar, dass Menschen, welche nicht vom deutschen Stamm sind, in die Deutsche Burschenschaft aufgenommen werden', lautete die Begründung." Erst nach öffentlichen Druck wurde der Antrag zurückgezogen. Einige gemäßigte Verbindungen traten aus dem Verband aus. Die konservativen blieben.

Messe Dortmund kann Stand auf der "Jagd & Hund" nicht verbieten

Verboten ist die Deutsche Burschenschaft nicht – und das ist das Problem der Messe Dortmund, erklärt Westfalenhallen-Sprecher Robin Uhlenbruch: Als 100-prozentige Stadttochter könne die Messe keinen Anbieter ausschließen, sofern er sich im Rahmen geltender Gesetze bewege. Die Messe Dortmund sei "gemäß der gesetzlich vorgeschriebenen Gleichbehandlung verpflichtet, deren Teilnahme zuzulassen".

Die Zulassung von Ständen beruhe allein auf der Überprüfung des Teilnahme-Antrages, so Uhlenbruch. "Das gilt für die Zulassung aller Teilnehmenden, so auch von Verbänden oder Vereinen wie der Deutschen Burschenschaft". Um diese Zwickmühle zu untermauern, verweist er auf ein OVG-Urteil von 2023. Damals war die Westfalenhalle damit gescheitert, einen Vortrag des umstrittenen Historikers Daniele Ganser zu verhindern.

"Ablehnung von Inhalt, der demokratische Werte gefährdet"

Es sei ihm aber wichtig zu betonen, "dass die Messe Dortmund die Grundrechte als Grundpfeiler unserer demokratischen Gesellschaft respektiert und schützt, selbst wenn dies die Toleranz von Ansichten beinhaltet, die wir selbst nicht teilen", so der Hallen-Sprecher. "Gleichzeitig bekräftigen wir unsere entschiedene Ablehnung von jeglichem Inhalt, der unsere demokratischen Werte gefährdet."

Eine Anfrage an die Deutsche Burschenschaft, welche Inhalte oder Produkte auf der Messe vertrieben werden sollen und was die Gruppe mit Jagd verbindet, blieb leider unbeantwortet.