Dortmund. Aggressives Betteln, verbotenes Campieren und Drogenkonsum vor aller Augen: Die Stadt Dortmund will das Drogenproblem in den Griff bekommen.

Wie steht's um die Drogenszene in der Dortmunder Innenstadt? Spätestens seit Frühjahr sind die Probleme mit öffentlichem Dealen, aggressivem Betteln und verdreckten Schlafplätzen massiv. Vor dem Drogenkonsumraum "Café Kick" am Ausgang "Martinstraße" der Thier-Galerie sitzen sogar Süchtige auf dem Bordstein und nehmen Drogen – in aller Öffentlichkeit. Die Kritik von Handel, Kundschaft und Anwohnenden wird immer lauter. Zuletzt hatten sich einige Gastronomen auf dem Alten Markt zusammengetan und einen Sicherheitsdienst engagiert, um Gäste vor Bettelei zu schützen.

Im Mediengespräch der Verwaltungsspitze waren am Dienstag Kontrollen in der Drogenszene ein Thema. Zur grundsätzlichen Zukunft des "Café Kick", dessen Standort am Westenhellweg viele Dortmunder kritisieren, sagte Oberbürgermeister Thomas Westphal nur: "Wir sind schon der Meinung, dass es eine Alternative zum jetzigen Raum geben muss. Wo und in welcher Form, das ist die Frage." Alles sei offen, aber die Diskussion werde noch dauern. "Wir haben einen Drogenkonsumraum an dieser Stelle – das ist nicht die Situation der Zukunft."

Seit August kontrollieren Stadt und Polizei noch mehr

Aber wie kontrollieren Stadt und Polizei die Drogenszene in der City? Dortmunds Sozialdezernent Norbert Dahmen zieht Bilanz. Wegen der explodierenden Probleme (vor allem mit Crack) hatte sich die "AG Belästigung bekämpfen" gebildet. Sie soll Drogenvergehen, verbotenes Campieren und aggressives Betteln in den Griff bekommen.

Seit Sommer seien die Kontrolleure von Stadt und Polizei verstärkt im Einsatz. Dazu gebe es ein zusätzliches Team im Ordnungsdienst und mehr Personal bei der Polizei. Bei einer zehntägigen Kontroll-Aktion (18. bis 27. August) sei sogar der komplette Ordnungsdienst im Einsatz gewesen, so Dahmen. Anderhalb Wochen lang sei der Kontrolldruck in der Innenstadt und am Hauptbahnhof massiv gewesen. Einige Zahlen aus seiner Bilanz der zehntägigen Kontrolle:

  • 809 Personalien aufgenommen
  • 507 Platzverweise, 21 Personen kamen wegen ihrer Weigerungshaltung in Polizeigewahrsam
  • 234 Anzeigen wegen illegalen Drogenkonsums
  • 101 Anzeigen wegen aggressiver Bettelei
  • 33 Fälle von Lagern und Campieren
  • Die Hälfte derer, die beim illegalen Übernachten in Hauseingängen oder Fassadennischen erwischt wurden, fiel den Kontrolleure auch durch illegalen Drogenkonsum auf.
  • Ähnlich beim aggressiven Betteln: 53 Prozent der Erwischten waren durch Drogenkonsum in der Öffentlichkeit bekannt.
  • Insgesamt seit August: 1500 Platzverweise von der Stadt, 1800 von der Polizei

Schwerpunkte seien der Stadtgarten und die Martinstraße am Café Kick, so Dahmen. "Dort ist die Situation schon deutlich besser geworden", meint er. Illegaler Drogenkonsum und aggressives Betteln seien durch die Kontrollen zurückgegangen. Letzte Woche seien es "nur noch" zehn Fälle gewesen, bilanziert der Dezernent. "Wir merken, dass sich die Situation seit August deutlich verändert hat." Gelöst seien die Probleme aber noch lange nicht.

Kontrolldruck hochhalten, damit sich die Situation nicht verfestigt

Polizei und Stadt wissen aber: "Sobald wir Kontrolldruck zurückfahren, besteht das Risiko, dass sich die Situation sofort wieder verschlechtert." Die Kontrollen bleiben also – damit sich die Szene in der Innenstadt nicht verfestigt. Gleichzeitig werden auch andernorts Kontrollen gefahren, so Dahmen. Etwa am U, damit sich die Szene nicht dorthin verlagert.

Bänke säubern, Gehwege flicken: Die AG "Stadtraum verschönern"

Beim Mediengespräch der Stadtspitze ging es aber nicht nur um Arbeit der AG "Belästigung bekämpfen", sondern auch um die AG "Stadtraum verschönern". Baudezernent Arnulf Rybicki gab einen Einblick in die Arbeit der Arbeitsgemeinschaft aus Stadtgrün, Tiefbauamt, DSW, EDG, DoNetz, DB und anderen Playern. Die Teams (unter anderem die neue "City-Kolonne") greifen spontan da ein, wo Kosmetik im Stadtbild nötig ist: Sie entfernen Graffiti, streichen Trafohäuschen, flicken Löcher im Pflaster, reparieren Spielgeräte, säubern Sitzbänke – nicht nur in der Innenstadt, sondern auch in den Stadtteilen.

Allein in den letzten drei Jahren habe die Stadt 300.000 Euro für die Graffiti-Beseitigung ausgegeben. 10.000 Quadratmeter seien dafür überstrichen worden. "Es gewinnt weiter an Fahrt, aber das ist eine Sisyphusarbeit", meint der Baudezernent. "Aber wir haben die Hoffnung, dass wir den längeren Atem haben."

Zur noch schnelleren Beseitigung von Gammel-Ecken plane die Stadt zudem ein Meldesystem, um Infos aus der Bevölkerung zu bekommen – vergleichbar mit der App "Dreckpetze" der EDG.