Balve/Menden. Nachhaltigkeit kommt in Mode. Der Verein „Hönnetal im Wandel“ hat eine Fülle an Ideen - vom Kleiderschrank bis zur Gemüseernte.

Schon im Eingangsbereich ihres Wohnhauses in Garbeck wird der Besucherin von Sabine Biehs-Romann ein buntes und naturbewusstes Zuhause deutlich: eine Naturfaser-Fußmatte mit Regenbogen und eine Uhr, die zu jeder vollen Stunde Vogelgezwitscher hören lässt. Vor dem Küchenfenster pickt eine bunte Hühnerschar. Genauso bunt und naturverbunden wie ihr eigener Lebensraum ist auch das Programm des von Sabine Biehs-Romann gegründeten Vereins „Hönnetal im Wandel e.V.“, dessen erste Vorsitzende sie ist.

Repair-Café in der Sokola.de: Wolfgang Biehs und Ottmar Hermanns nehmen auch in der  Corona-Zeit die alten Schätze im Empfang.
Repair-Café in der Sokola.de: Wolfgang Biehs und Ottmar Hermanns nehmen auch in der Corona-Zeit die alten Schätze im Empfang. © Sven Paul | Sven Paul

„Ich wollte mich nicht nur auf einen Ort beziehen, den Verein also zum Beispiel nicht ,Balve im Wandel‘ nennen, sondern alle Dörfer ansprechen“, erklärt die Garbeckerin ihre Grundidee. Inspiriert zur Gründung des Vereins wurde sie durch den britischen Permakulturlehrer Rob Hopkins, der die weltweite „Transition-Bewegung“ ins Leben gerufen hat. Der Grundgedanke dieser Bewegung ist der Erhalt alter Kulturtechniken und ein bewusster Umgang mit natürlichen Ressourcen.

Balves Bücherei und Verein
Balves Bücherei und Verein "Hönnetal im Wandel" verleihen Saatgut: Steffie Friske, Sabine Biehs-Romann und Heike Hering (von links). © WP | jürgen overkott

„Die Politik ist häufig zu langsam, der Einzelne überfordert, sodass er nicht recht weiß, wo er anfangen soll, wenn es um Ressourcenschonung und Nachhaltigkeit geht. Als Gemeinschaft kann man aber Veränderungen vor Ort bewirken“, hoffen Sabine Biehs-Romann & Co. für die Region von Menden bis Neuenrade.

Verein hat auch in Menden Mitglieder

Erste Erfolge ihres Vereins geben Sabine Biehs-Romann recht: Der 2017 gegründete Verein „Hönnetal im Wandel e.V.“ hat mittlerweile 50 Mitglieder und bietet einige Aktionen an, die sich wachsender Beliebtheit erfreuen.

 Am Kreuzeskamp sprießt die Wildblumenwiese von „Hönnetal im Wandel“: Sabine Biehs-Romann mit einem Plakat beim Start vor fünf Jahren.
 Am Kreuzeskamp sprießt die Wildblumenwiese von „Hönnetal im Wandel“: Sabine Biehs-Romann mit einem Plakat beim Start vor fünf Jahren.

Repair-Café: Retro ist wieder in

Ein großer Erfolg des Vereins ist das Reparatur-Café jeden letzten Samstag im Monat in der Sokola.de in Langenholthausen, in das 2023 in zehn Veranstaltungen insgesamt 20 Reparaturstunden gesteckt wurden. Immerhin konnte von 121 gebrachten Geräten 82 durch eine Reparatur zu neuem, zweitem Leben verholfen werden. Mittlerweile neun fachkundige Reparateure schauen sich die elektronischen Geräte vom Mixer bis zur Kaffeemaschine und weit darüber hinaus an, sodass der Ruf dieses Engagements sogar bis nach Werdohl gedrungen ist und einige Werdohler in Langenholthausen vorbeigeschaut haben, um ihr defektes Haushaltsgerät vor dem Elektroschrott zu retten. Sabine Biehs-Romann ist froh, dass die Angebote von „Hönnetal im Wandel“ so gut angenommen werden.

Alte Gemüsesorten werden neu entdeckt

Auch die Saatgutausleihe in Kooperation mit den Büchereien in Balve und Menden ist für den Verein so ein großer Erfolg, dass derzeit keine Saattüte in der Ausleihe mehr zu haben ist. Für Fragen, sollten etwa die besonderen „Cherokee“-Tomaten oder Paprika in Auberginenlila doch zu schnell ins Kraut schießen oder andere Probleme auftauchen, stehen neben einer WhatsApp-Gruppe, in der auch Rezeptideen zur Verwertung des gezogenen Gemüses geteilt wird, in den Büchereien Gartenbücher zur Verfügung. Bei der neuen Ernte werden von den Bohnen, Tomaten, dem Salat und Co. neue Samen gesammelt und wieder zurück in die Büchereien gebracht, damit das Projekt weiterlaufen kann.

Sabine Biehs-Romann vom Verein Hönnetal im Wandel organisiert mit Anne Hermanns und Birgit Schäfer den ersten Kleidertausch. In Kprze gibt es eine Fortsetzung.
Sabine Biehs-Romann vom Verein Hönnetal im Wandel organisiert mit Anne Hermanns und Birgit Schäfer den ersten Kleidertausch. In Kprze gibt es eine Fortsetzung. © WP | jürgen overkott

Wer im eigenen Garten neben dem Anbau von Gemüse oder Obst etwas für die bedrohten Insekten tun möchte, bekommt über den Verein auf die Region abgestimmte Wildblumensaat, denn „viele Wildbienen sind auf bestimmten Pollen spezialisiert“, weiß Biehs-Romann beim Blick auf Wildblumenmischungen aus dem Handel. Der Naturschutzbund (Nabu) hat deshalb an die einzelnen Regionen angepasste Mischungen zusammengestellt. Eine Liste lokaler Imker gibt‘s im Netz (www.hoennetalimwandel.de).

Auf diesen und anderen Erfolgen, wie der Wildblumenwiese am Kreuzkamp, die in diesen Tagen per Sense zurückgeschnitten wird, oder der Apfelsaftaktion aus lokalen Äpfeln ruht sich „Hönnetal im Wandel“ aber nicht aus.

Vergesst Kleinanzeigen-Portale: Hier kommt der Kleidertausch

Am 20. April kann frau den eigenen Kleiderschrank nicht nur „schlanker“ machen und nicht mehr getragene Kleidung abgeben, sondern kostenfrei gegen ein anderes Stück beim Kleidertauschtreff für Frauen von „Hönnetal im Wandel e.V.“ in der Sokola.de in Langenholthausen tauschen, denn die Produktion von immer neuer Wegwerf-Mode ist nicht eben umweltfreundlich. Ab 9 Uhr kann man die Kleiderbügel schwingen und das Mitgebrachte aufhängen, ab 9.30 bis 11 Uhr kann der „Tauschrausch“ starten. Anmeldung bis 13. April: 02375-3689 (Birgit Schäfer) oder unter 02375-3994 (Anne Hermanns). Bis zu zehn Teile kann jede Interessierte an den Bügel hängen und dann stöbern. Ungetauschte Kleidung geht im Anschluss an den „Fairkauf“-Laden in Lendringsen.

Wie können Böden ganzjährig vorm Austrocknen geschützt werden?

Weiter geht es mit dem Programm von „Hönnetal im Wandel e.V.“ am 26. April um 19.30 Uhr mit einem Vortrag von Vincent Hahn, der einen Permakultur-Schauhof im Spessart mitbetreibt, zum Thema „Permakultur und Landwirtschaft – im Sauerland?“. Eingeladen sind auch Landwirte, denn Permakultur, also ständiger Bewuchs einer Fläche, auch in verschiedenen „Etagen“, ist kein reines Gartenthema, sondern ursprünglich eines, das aus der australischen Landwirtschaft stammt und auf jede Region angepasst werden kann.

Risse, Flecken, Löcher: So werden alte Klamotten wieder cool

Und wer noch mehr Kleidung, die Risse, Flecken oder Löcher hat, neues Leben einhauchen will, kann sich für den Upcycling-Workshop „Visible Mending – Sichtbar Flicken“ anmelden, der am 28. Mai in der Sokola.de von 17.30 bis 19 Uhr mit Julia Brockhaus, Umweltberaterin der Verbraucherzentrale des Märkischen Kreises stattfindet. Warum nicht einen Fleck im Lieblingsteil, der nicht mehr rausgeht, mit Faden oder Farben zum Kunstwerk machen? Dieser Trend aus den sozialen Medien kommt dank „Hönnetal im Wandel e.V.“ im Mai nach Langenholthausen. Zehn Interessierte können im Workshop lernen, dass „kaputt“ nicht „unbrauchbar“ bedeutet. Anmeldung: birosa@t-online.de; 02375-1767.