Balve/Neuenrade. Die Bike-Saison beginnt. Ostern kesseln sie wieder. Zuvor sollten sie ihre Motorräder checken. Warum zudem Fitness so wichtig ist.

Die Tage werden nicht nur länger – sie werden auch oft schöner. Kein Wunder, dass für Motorradfahrer Ostern die Zweirad-Saison beginnt. Doch vor dem Fahrspaß steht ein Technik-Check der eigenen Maschine. Sonst kann es sein, dass Biker von den gnadenlosen Gesetzen der Physik zu Boden gezwungen werden. Worauf Kradfahrer achten sollten, verraten Olaf „Keule“ Keul und Rico Knecht von den Motorradfreunden Sauerland.

Touren-Tipp von Rico Knecht: Die Bigge ruft.
Touren-Tipp von Rico Knecht: Die Bigge ruft.

Tipp 1: Waschen

Treffpunkt ist die „schönste Garage des Sauerlandes“, wie „Keule“ Keul augenzwinkernd meint. Tatsächlich ist sie nicht nur zweckmäßig eingerichtet und aufgeräumt, sondern erinnert mit Laminatboden auch ein bisschen an „Schöner wohnen“. Die Vorführmaschinen sind gewaschen. Und zwar nicht in erster Linie wegen der Optik: Schmutz kann undichte Stellen kaschieren – Stellen, wo ungeplant Öl austritt. Und noch etwas: Nur saubere Kradbeleuchtung ist für andere Verkehrsteilnehmer erkennbar: „Sie müssen“, sagt Rico Knecht, „sehen können, was Du vorhast.“

Tipp 2: Reifen

„Die Schluffen sollten erstens nicht zu alt sein“, sagt „Keule“ Keul, „auch wenn es keine gesetzlichen Regelungen gibt.“ Rico Knecht: „Der Reifen sollte schön weich sein. Er sollte keine groben Risse haben, er sollte nicht porös sein.“ „Keule“ Keul ergänzt, es gibt Reifen mit ausreichender Profiltiefe. Aber sie seien dennoch nicht mehr verkehrssicher, weil ihr Gummi zu hart sei: „Dann fühlt sich der Reifen wie ein Vollgummi-Reifen an – Du hast keinen Kontakt zur Straße mehr. In einer Kurve würde Dir das Krad mit so einem Reifen wegschwimmen.“ Rico Knecht verweist zudem auf den richtigen Reifendruck: „Du musst überall 1,6 bar haben.“ Reifen-Sicherheit sei ganz wichtig. Ein Auto-Pneu habe eine Auflagefläche in Größe einer Postkarte, beim Krad-Reifen sei es eine Briefmarke.

Rico Knecht demonstriert, dass nur eine saubere Kradbeleuchtung für andere Verkehrsteilnehmer gut sichtbar ist.
Rico Knecht demonstriert, dass nur eine saubere Kradbeleuchtung für andere Verkehrsteilnehmer gut sichtbar ist. © WP | jürgen overkott

Tipp 3: Bremsen

Der Check beginnt mit den Bremsscheiben: „Sie sollten sauber sein“, betont „Keule“ Keul. Sie sollten keine Riefen haben. Andernfalls sei die Bremswirkung beeinträchtigt. Rico Knecht rät obendrein, die Bremsflüssigkeit zu kontrollieren. „Und die Schläuche sollten in einem vernünftigen Zustand sein“, fügt „Keule“ Keul hinzu. Das gelte für sämtliche Schläuche des Bikes.

Olaf Keul zeigt auf eine Bremsscheibe.
Olaf Keul zeigt auf eine Bremsscheibe. © WP | jürgen overkott

Tipp 4: Federgabel

Die beiden Experten weisen darauf hin, dass die Flüssigkeit der Federgabel überprüft werden muss. Voraussetzung für ausreichende Stoßdämpfer-Leistung sei, dass die Dichtungsringe an der Gabel nicht porös seien – andernfalls trete Öl aus. Das führe zu einer Verschlechterung der Fahreigenschaften der Maschine vor allem in Kurven. Damit nicht genug: Es sei fatal, sagen die beiden Fachleute, wenn Flüssigkeit auf die Bremsscheiben tropfe.

Olaf Keul checkt, ob irgendwo an der Maschine Flüssigkeit austritt.
Olaf Keul checkt, ob irgendwo an der Maschine Flüssigkeit austritt. © WP | jürgen overkott

Tipp 5: Motoröl

Zweirad-Novizen fragen sich: Wie kontrolliere ich den Ölstand? „Keule“ Keul weist mit seinem Zeigefinger auf den unteren Bereich des Motors. Dort befindet sich ein Sichtfenster. Das gibt korrekte Auskunft über die Füllhöhe des Öls – wenn das Motorrad senkrecht steht. Das lässt sich am einfachsten bewerkstelligen, wenn das Bike über einen Hauptständer verfügt. Neben dem korrekten Ölstand sollte geprüft werden, wenn ein Ölwechsel ansteht. „Ich mache es immer, wenn die Maschine zwischen 5000 und 10.000 Kilometer gefahren hat“, berichtet „Keule“ Keul. Eine andere Faustregel lautet: einmal in der Saison. Dabei sollte niemals zu viel Öl im Motor sein. Denn die überschüssige Flüssigkeit wird über die Dichtungen aus dem Motor gepresst.

Olaf Keul kontrolliert den Ölstand mit einem Blick aufs Sichtfenster im unteren Motorbereich.
Olaf Keul kontrolliert den Ölstand mit einem Blick aufs Sichtfenster im unteren Motorbereich. © WP | jürgen overkott

Tipp 6: Kette

Kettenpflege steht obenan. Die Kette sollte sauber sein. Schmutz sorgt für vorzeitigen Verschleiß: „Der wirkt wie Schmirgelpapier.“ Zu viel Kettenöl schadet übrigens auch, wie das Experten-Duo weiß. Zu viel Fett ziehe Staub magisch an. „Kette prüft man, in dem man sich aufs Motorrad setzt, und die Kette darf dann nur einen Finger breit Spiel haben“, betont „Keule“ Keul. Die Kette sollte nicht zu straff gespannt sein. Sonst drohe Überlastung durch zu viel Zug auf die Kettenglieder.

Biker kriegen nur mit gewarteten Teilen ihrer Maschine etwas auf die Kette.
Biker kriegen nur mit gewarteten Teilen ihrer Maschine etwas auf die Kette. © WP | jürgen overkott

Tipp 7: Ritzel

Das Ritzel darf keine spitzen Zähne haben; die Zähne müssen wie eine Burgzinne aussehen: oben flach.

Tipp 8: TÜV

Es klingt nebensächlich. Und dennoch kontrolliert Rico Knecht das Bike-Kennzeichen. Mit gutem Grund: Wer seine Maschine winters in der Garage hatte, vergisst nicht selten, die Gültigkeit der TÜV-Plakette in den Blick zu nehmen: „Der TÜV läuft selbst dann weiter, wenn Du ein Saison-Kennzeichen hast.“ Eine abgelaufene TÜV, sagt Rico Knecht, könne teuer werden.

Tipp 9: Fitness

Bike und Biker bilden im günstigsten Fall eine Einheit. Das funktioniert aber erfahrungsgemäß nur dann, wenn nicht nur Maschine, sondern auch der Mensch fit ist. Es biete sich an, zum Saisonbeginn zunächst eine kleine Runde zu drehen, „um wieder reinzukommen“. Es gehe darum, die Fahreigenschaften des Krades wieder kennenzulernen. Außerdem sollten Zweiradfahrer etwas für ihre Beweglichkeit tun: „Du fährst das Motorrad nicht aufrecht. Du musst die Maschine fühlen, Du musst mitgehen – selbst wenn Du Dich nicht in die Kurve legst.“ Beweglichkeit spielt nicht nur beim Beschleunigen eine Rolle, sondern mindestens genauso stark beim Bremsen.

Service

Die bieten beim am 21. April von 11 bis 17 Uhr auf dem Parkplatz des ein an. Es wird ein Parcours aufgebaut, und es gibt begleitetes Fahren mit Tour-Guides. Anmeldung ist nicht erforderlich.

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