Mellen/Balve. Meteorologischer Rückblick auf 2023, Fachmann Julian Pape kommt nach Mellen. PV-Anlage erhält Wetterstation.

Viel zu nass und wieder zu warm: So kann man das Wetter in 2023 in der Region bündig zusammenfassen. Wer noch mehr ins Detail gehen möchte, kann Ende Januar einen Vortrag von Julian Pape in Mellen besuchen. An der geplanten Solaranlage möchte die Dorfenergiegenossenschaft auch eine Wetterstation aufbauen und damit viele Daten im Blick behalten. Für sie sind natürlich auch die Sonnenstunden interessant, und auch dazu gibt es ein Fazit des letzten Jahres.

Sturm-Einsätze in Balve: Die Feuerwehr räumt umgestürzte Bäume und Äste weg. So war es nicht nur am 2. November 2023.
Sturm-Einsätze in Balve: Die Feuerwehr räumt umgestürzte Bäume und Äste weg. So war es nicht nur am 2. November 2023. © Feuerwehr Balve | Feuerwehr Balve

Die letzten Tage haben es wie in einem Brennglas nochmal vor Augen geführt, wenn auch im Sauerland nicht so heftig wie in anderen Regionen Deutschlands. Das Jahr 2023 war viel zu nass, und auch der Jahresstart 2024 scheint diesen Trend ja erst einmal fortzuführen. Julian Pape kann diese Beobachtung auch mit Zahlen und Daten unterfüttern. Der Winterberger Diplomgeograf führt mit seinem Vater zusammen schon seit einigen Jahren die Internetseite www.wetter-sauerland.de, deren Erfassungsgebiet auch den Märkischen Kreis einschließt. Den WP-Redaktionen im Hochsauerland berichtet er regelmäßig von seinen Beobachtungen und Messungen zu Wetter und Klima.

Am Freitag, 26. Januar, wird er abends nach Mellen kommen und auf Einladung der Dorfenergiegenossenschaft ausführlich zu diesem Thema sprechen und Fragen beantworten. Die am Rande des Golddorfes geplante PV-Anlage wird dabei natürlich auch ein Thema sein, geht es ja hier vor allem um die Kraft der Sonne und wie viel und wie oft diese scheint.

In einer Senke der K 12 in Garbeck steht das Wasser am Samstagmorgen (23. Dezember) so hoch, dass die Straße gesperrt werden muss.
In einer Senke der K 12 in Garbeck steht das Wasser am Samstagmorgen (23. Dezember) so hoch, dass die Straße gesperrt werden muss. © Balve | Feuerwehr Balve

Ersten Kontakt zwischen Julian Pape und der Dorfenergiegenossenschaft gab es bei einer Veranstaltung des Naturparks Sauerland Rothaargebirge. Der WP hat der Winterberger schon einen Ausblick auf seinen Vortrag gegeben und vor allem ein Fazit des Wetters in 2023 für Balve und Umgebung gezogen.

Dabei weist er auch auf interessante Unterschiede innerhalb des Märkischen Kreises hin. Weil der Regen in der Regel aus Südwest heranzieht, und der nördliche Kreis mit Balve, Menden oder Iserlohn im sogenannten Regenschatten der höheren Erhebungen um Lüdenscheid ist, ist es hier deutlich trockener als im Südkreis. Die Zahl dazu: Meinerzhagen verzeichnete in 2023 2100 Liter Niederschlag pro Quadratmeter, der Nordkreis 1300 Liter.

Beides aber liegt gut 50 Prozent über den jeweiligen Durchschnittswerten der vorherigen Zeit und macht deutlich, dass das letzte Jahr ungewöhnlich feucht war. An manchen Messstationen lagt der Wert gar doppelt so hoch wie in den Vorjahren. Für das ganze Bundesland gerechnet war es die größte Niederschlagsmenge, die in den letzten 140 Jahren verzeichnet wurde, erklärt Julian Pape. Nachdem man in den vergangenen Sommern vor allem mit Hitze, Dürre und daraus resultierend nicht nur Waldbränden, sondern auch Borkenkäferschäden zu kämpfen hatte.

Mendens Stab für außergewöhnliche Ereignisse (SAE) um den in Volkringhausen wohnenden Feuerwehr-Chef Christian Boike, Ordnungsamtsleiterin Manuela Schmidt und Bürgermeister Dr. Roland Schröder (von links) hat die aktuellen Pegelstände stets im Blick. Der heimische Landtagsabgeordnete Matthias Eggers (rechts) ist ins Rathaus gekommen, um sich für den Einsatz der städtischen Bediensteten zu bedanken. Das war am 23. Dezember 2023.
Mendens Stab für außergewöhnliche Ereignisse (SAE) um den in Volkringhausen wohnenden Feuerwehr-Chef Christian Boike, Ordnungsamtsleiterin Manuela Schmidt und Bürgermeister Dr. Roland Schröder (von links) hat die aktuellen Pegelstände stets im Blick. Der heimische Landtagsabgeordnete Matthias Eggers (rechts) ist ins Rathaus gekommen, um sich für den Einsatz der städtischen Bediensteten zu bedanken. Das war am 23. Dezember 2023. © Menden | Dirk Becker

Verregnet und auch etwas frisch für Badevergnügen gestaltete sich für viele der Urlaub im Hochsommer Deutschlands. Was aber nichts an der Feststellung ändert, dass es wieder ein sehr warmes Jahr war. „Auch wenn man es durch den Regen und die Temperaturen im Hochsommer vielleicht nicht so wahrgenommen hat“, sagt Pape. 2023 war das wärmste Jahr seit Beginn der Aufzeichnungen.

Für das Sauerland, wo die längste Messreihe auf dem Kahlen Asten durchgeführt wird, gibt es noch drei Jahre mit einer insgesamt höheren Temperatur, alle liegen gerade erst knapp hinter uns. Trotz des bescheidenen Hochsommers: Auch die Zahl der Sonnenstunden war überdurchschnittlich, vor allem dank der Monate drumherum, Juni und September, erklärt Julian Pape. „Und damit ein ordentliches Jahr für PV-Anlagenbetreiber.“ Unsere Region bringt es auf etwa 1500 bis 1600 Sonnenstunden, etwa 15 Prozent mehr als der Durchschnitt, wenn auch deutlich hinter dem sonnendurchfluteten Jahr 2022.

Wenn Julian Pape nach Mellen kommt, dann wird er auch über den Unterschied zwischen Wetter und Klima referieren, über Klimaveränderungen und -wandel, über besondere Gegebenheiten oder Extremvorkommnisse im Mittelgebirge Sauerland. Wo ist es wärmer, wo kälter? Und welche Prognosen lassen sich schon für das neue Jahr und die Zukunft überhaupt anstellen?

Die Dorfenergiegenossenschaft hat jedenfalls einen konkreten Plan: Die Solaranlage südlich des Ortsrandes soll auch eine eigene Wetterstation bekommen. Die kann Julian Pape in das Netz von mittlerweile 80 Stationen im Sauerland für seine eigenen Beobachtungen integrieren. Aber die Daten werden auch in Balve, für Bürger und nicht nur die Mitglieder der Genossenschaft abrufbar sein, erklärt die Vorsitzende Johanna Vedder-Stute. So wird das Instrumentarium hier nicht nur Regen oder Wind messen, sondern auch die für PV-Anlagen natürlich besonders interessante Sonnenstärke. Dazu kommen, so Pape, weitere interessante Sonderfunktionen, etwa zur Feuchtigkeit im Boden, was wiederum Einfluss auf das Pflanzenwachstum hat.

Sonne zuerst, aber dann kommt Windkraft: Johanna  Vedder-Stute erklärt, wie sich die Mellener Dorfenergiegenossenschaft beteiligen möchte.
Sonne zuerst, aber dann kommt Windkraft: Johanna  Vedder-Stute erklärt, wie sich die Mellener Dorfenergiegenossenschaft beteiligen möchte. © WP | Alexander Lück

Der Bau der PV-Anlage hat sich dadurch, wie berichtet, ein wenig verzögert, weil eine öffentliche Auslegung der Pläne wegen der Cyberattacke auf das Rathaus wiederholt werden muss. Ansonsten zeigt sich Johanna Vedder-Stute mit dem aktuellen Fortgang zufrieden und teilt mit: „Wir hoffen auf einen sonnenreichen Sommer!“ Für den Vortrag am Freitag, 26. Januar, ab 19 Uhr im Essensraum der Mellener Schützenhalle bittet die Dorfenergiegenossenschaft um eine vorherige Anmeldung bis spätestens 19. Januar per Mail an vorstand@dorfenergie-mellen.de.