Balve. Lange war das feuerrote Fahrzeug in Balve im Einsatz. Künftig hilft es in der Ukraine beim Brandschutz. Die Übergabe war emotional.

Alexander Lück

Selbst an die passende Beschriftung wurde gedacht: „Allzeit gute Fahrt! Eure Kameraden der Feuerwehr Balve“ steht als Wunsch und Gruß auf dem Löschgruppenfahrzeug. In Ukrainisch, denn dorthin soll dieser Wagen, den die Balver Feuerwehr ausgemustert hat, schon in Kürze gehen. In das von Russland angegriffene Land, wo auch die Feuerwehr aktuell in absoluter Notlage operiert. Mit der Indienstnahme kürzlich von zwei neuen Fahrzeugen für die heimische Wehr sind gleichzeitig zwei alte Wagen nun „über“. Die Balver Politik hat entschieden, dass ein Löschfahrzeug zugunsten des eigenen Säckels versteigert wird, das andere soll an die kriegsgebeutelte Ukraine gespendet werden.

Ein Gruß an die ukrainischen Kameraden:
Ein Gruß an die ukrainischen Kameraden: "Allzeit gute Fahrt! Eure Kameraden der Feuerwehr Balve" steht auf dem gespendeten Fahrzeug. © WP | Alexander Lück

Es ist ein Löschgruppenfahrzeug Baujahr 1997, hat also über ein Vierteljahrhundert gute Dienste im Hönnetal geleistet und sich bewährt. Der Großteil seiner Ausrüstung bleibt im Wagen, die Balver Feuerwehr legt aus ihrem Bestand auch noch Einsatzjacken oder Druckluftflaschen für Atemschutz dazu. Kürzlich fand am Gerätehaus der Löschgruppe Mitte die Übergabe statt.

Johannes Grothoff war dazu nach Balve gekommen, Chef der Feuerwehr in Delbrück bei Paderborn. Mit seinem guten Kumpel Martin Steffens und vielen anderen Helfern hat er schon mehr als eine Handvoll Hilfstransporte in die Ukraine organisiert. Als er in Balve im Rahmen der Fahrzeugübergabe von Erlebnissen und Eindrücken auf diesen Fahrten berichtete, hatte er dafür tief berührte Zuhörer: Mehrere Kameraden der Feuerwehr, wie der Wehrleiter Frank Busche waren gekommen, Stadtoberhaupt Hubertus Mühling, Vertreter aus dem Rat, der sich ja schließlich für die Spende entschieden hatte.

Lager für Hilfsgüter

Johannes Grothoff dachte zurück an den Jahresanfang 2022, den russischen Angriff auf das Nachbarland im Februar. In den Monaten vorher war Grothoff immer wieder im Ahrtal gewesen, um dort beim Wiederaufbau nach der Flut zu helfen. „Eigentlich war ich danach richtig platt.“ Aber das Geschehen in Osteuropa ließ ihm und Martin Steffens keine Ruhe. Mehrere Hallen der Delbrücker Feuerwehr wurden zum Lager für Hilfsgüter, die ersten Transporte fanden statt. Zunächst an die polnisch-ukrainische Grenze, dann auch ins Land hinein. „Wir sind zunächst ganz blauäugig einfach reingefahren“, erinnert sich Grothoff. „Viel fahren, wenig schlafen“, beschreibt Martin Steffens die Touren.

Aus ganz NRW wurden auch Löschfahrzeuge gespendet, über 30 brachte die Gruppe aus Ostwestfalen schon in die Ukraine. Johannes Grothoff hatte dafür einen Aufruf an alle Feuerwehren im Bundesland gestartet, der Kontakt nach Balve kam aber auch deshalb schnell und unkompliziert zustande, weil er und Balves stellvertretender Wehrleiter Christopher Biehs sich auf Feuerwehrlehrgängen kennen und schätzen gelernt haben. Steffens und Grothoff berichten weiter von Gängelungen der polnischen Grenzorgane durch endlose Wartezeiten, von Fahrten durch kleine Dörfer, wo es überall frische Gräber gibt auf den Friedhöfen, von Stromausfällen und Fliegeralarm, und von einer Hauptstadt Kiew, die so gut es geht auch das „normale“ Leben versucht aufrecht zu erhalten. Martins Steffens: „Im Grund tun mir die jungen Soldaten auf beiden Seiten leid.“

Noch vor Dezember wollen sie das Balver Fahrzeug und andere in das Land gebracht haben. „Dann geht es sofort in den Einsatz.“ Ein paar Formulare sind für solch einen Transfer freilich auch zu unterzeichnen, das machten Hubertus Mühling und Frank Busche für die Balver Seite bei der Übergabe. Frage von Mühling an Grothoff, ob er weitere Hilfstouren fahren wolle? „Ich muss.“

Mit den deutschen Löschfahrzeugen klarzukommen, sei für die ukrainischen Kameraden übrigens kein Problem, erklärt Grothoff, auch dank internationaler Standards bei der Ausrüstung. Und auch wenn man mit den Feuerwehrleuten dort in Kontakt komme, sei das sofort unkompliziert und freundschaftlich, auch mit Sprachbarriere: Auch an die passende Beschriftung wurde gedacht: „Allzeit gute Fahrt! Eure Kameraden der Feuerwehr Balve“ steht als Wunsch und Gruß auf dem Löschgruppenfahrzeug.

Die Übergabe: Frank Busche (Leiter der Feuerwehr Balve), Alexander Schulte und Susanne Schnadt als Vertreter des Balver Rates, Bürgermeister Hubertus Mühling, Martin Steffens und Johannes Grothoff aus Delbrück und Feuerwehr-Vize Christopher Biehs (v.lks.)
Die Übergabe: Frank Busche (Leiter der Feuerwehr Balve), Alexander Schulte und Susanne Schnadt als Vertreter des Balver Rates, Bürgermeister Hubertus Mühling, Martin Steffens und Johannes Grothoff aus Delbrück und Feuerwehr-Vize Christopher Biehs (v.lks.) © WP | Alexander Lück