Balve/Sundern/Berlin. Schattenseiten des Solarbooms: 500 Millionen Euro aus einem neuen KfW-Fördertopf waren ratz-fatz weg. Doch eine Firma aus Sundern hat einen Plan.
Irre! Das Programm der bundeseigenen Kreditanstalt für Wiederaufbau zur Förderung von Solaranlagen plus Speicher und Wall-Box für E-Fahrzeuge ist binnen eines Tages ausgeschöpft. 500 Millionen Euro waren ratz-fatz weg. „Das Förderangebot ist bereits so stark in Anspruch genommen worden, dass die Fördermittel ausgeschöpft sind“, hieß es am Mittwochmorgen auf der Homepage der Förderbank (kfw.de). Aber das Sunderner Unternehmen Energiewelt hat einen Plan. Er ist interessant für private Immobilienbesitzer.
Wer im Stadtgebiet unterwegs ist, sieht immer mehr Solaranlagen auf Dächern und an Hauswänden. Egal ob großflächige Fotovoltaikanlagen oder kleine Balkonkraftwerke – die Nutzung von Sonnenstrom liegt im Trend, nicht nur bei der Dorfenergiegenossenschaft Mellen.
Martin Vielhaber ist einer, der längst auf Sonnenenergie setzt. Der Brudermeister der Garbecker Schützen hat sein Haus in Frühlinghausen mit einer PV-Anlage ausgestattet. Inzwischen hat er sie sogar ausgebaut. „Das sind 20 Platten, das sind acht kWp“, sagt Martin Vielhaber und zeigt auf das große Dach auf der Südwestseite. „Da vorne“, fügt er mit Blick auf die Westseite hinzu, „habe ich noch mal zwei beigemacht.“ Das Sunderner Unternehmen Energiewelt half bei Beratung und Montage.
Das Beispiel Martin Vielhaber
Ergebnis: Martin Vielhaber erzeugt oben auf dem Dach Strom und unten, im Haushalt, steht ein Speicher für zunächst nicht benötigte Energie. Martin Vielhaber braucht den Speicher. Er erzeugt doppelt so viel Strom, wie er verbraucht. Martin Vielhaber hat eine App auf seinem Smartphone. Sie zeigt in Echtzeit Produktion und Verbrauch. Bisher hat Martin Vielhaber in diesem Jahr knapp 7.900 Kilowattstunden erzeugt. Sein Bedarf lag bei knapp der Hälfte. Martin Vielhaber strahlt wie die Sonne im Altweibersommer.
+++ BALKONKRAFTWERKE: DAS IST ZU BEACHTEN +++
Dennis Lübke und Rafael Galanis von der Energiewelt in Sundern strahlen auch. Ihr Unternehmen brummt. Ihr Erfolg gründet auf einem Mix aus mehr Umweltbewusstsein, höheren Energiepreisen und größeren Fördermöglichkeiten.
Die Förderbedingungen
Eine davon war das KfW-Programm 442. Es sah einen Zuschuss von bis zu 10.200 Euro für ein Solar-Paket vor. Es beinhaltete Kauf und Installation einer Ladestation für Elektroautos in Kombination mit einer Photovoltaikanlage und einem Stromspeicher. Eine Ladestation sollte demnach mindestens elf Kilowatt Leistung bringen. Zudem bezuschusste das Programm den Kauf einer neuen PV-Anlage mit mindestens fünf kWp Spitzenleistung und eines neuen Speichers mit mindestens fünf Kilowatt-stunden nutzbarer Kapazität. Zum Paket gehörten auch Einbau und Anschluss der Gesamtanlage plus intelligentem Steuerungssystem. Voraussetzung war obendrein ein neues vollelektrisches Fahrzeug. Das klingt kompliziert, und viele Zeitgenossen sahen das auch so.
+++ STADT BALVE ZAPFT DIE SONNE AN +++
Kein Wunder, dass Dennis Lübke und Rafal Galanis ihrer Kundschaft ein Beratungsangebot machten. Doch der Fördertopf war binnen weniger Stunden komplett ausgeschöpft. Was nun?
Der Plan
„Es war uns klar, dass 500 Millionen zu wenig sind“, sagte Rafael Galanis am Mittwochmorgen. Zugleich präsentierte er den Plan seines Unternehmens, um Interessenten doch noch ein günstiges Angebot machen zu können: „Unser Angebot sieht 1:1 genauso aus wie das der KfW – nur dass wir statt 10.000 Euro maximal 5.000 geben.“ Wie heißt das konkret? „Man müsste zehn kWp-Anlage installieren und einen Zwölferspeicher, mit einer Wall-Box natürlich. Man muss auch ein E-Auto besitzen, vollelektrisch.“ Rafael Galanis rechnete das Angebot vor: „300 Euro Zuschuss gibt’s pro kWp, 100 Euro pro Kilowattstunde Speicher, und zur Wall-Box gibt’s einen Tausender.“ Die Aktion läuft ab sofort bis zum 31. Oktober für maximal 100 Anlagen.
Die Refinanzierung
Die Rabattierung werde nicht durch staatliche Fördermittel refinanziert. Dennoch hoffen Rafael Galanis und Dennis Lübke, dass sich das Geschäft für sie lohnt. Sie setzen bei anstehenden Verhandlungen mit Lieferanten auf Mengen-Rabatt. Das Interesse an Solarenergie in der Region sei gestiegen: „Dann kriegen wir andere Preise.“
Die Energiefachleute können sich kaum vor Aufträgen retten. Damit unterscheiden sie sich von anderen Handwerksbetrieben im Ausbaugewerbe, die laut Konjunkturbericht der Handwerkskammer Südwestfalen im Frühjahr mit gemischten Gefühlen in die Zukunft blickten. Rafael Galanis und Dennis Lübke indes spüren einen Boom. Doch der hat seinen Preis. Die Unternehmer verzichten dafür auf Freizeit: „Wir arbeiten momentan immer bis 19 Uhr.“