Balve. Die Bandbreite der Emotionen ist bei der Abrechnung der Balver Schützen groß. Der neue Jungschützenkönig jubelt, zwei Autofahrer haben Ärger.

Der Tag der Abrechnung: Er wird der Balver Schützenbruderschaft St. Sebastian noch lange in Erinnerung bleiben. Janne Wilk wird später in nostalgischen Gefühlen schwelgen: Er ist der neue Jungschützenkönig. Der Vorstand der Bruderschaft sieht den Abend mit gemischten Gefühlen. Der Andrang bleibt selbst der „Mammuts“-Party übersichtlich. Zwei Autofahrer indes werden sich noch lange ärgern.

Abrechnung der Balver Schützen: Christoph „Keksi“ Rapp stößt ins Horn.
Abrechnung der Balver Schützen: Christoph „Keksi“ Rapp stößt ins Horn. © WP | jürgen overkott

Der Reihe nach: Das Schützenvolk marschiert nachmittags zur Höhle. Der Vorstand will die Teilnahme – bei bestem Wetter – mit Biermarken im Wortsinn schmackhaft machen. Dechant Andreas Schulte zelebriert eine gut besuchte Schützenmesse. Die Besucherschar erlebt den Gottesdienst als besondere Veranstaltung. Die Höhle sorgt nach wie vor für eine besondere Stimmung – allein durch ihre Akustik. Musikverein Balve und Männerchor 1874 Balve nutzen sie.

Blumen für die Damen

Am Ende der Messe stehen Ehrungen für verdiente Mitglieder an: Oberst Andreas Fritz, Adjutant Lutz Errulat und Beirat Rüdiger Wieden werden von Chef des Kreisschützenbundes Arnsberg, Thomas Reiß, und Geschäftsführer Martin Thiele ausgezeichnet. Nicht nur sie: Auch ihre Partnerinnen Carmen, Annette und Petra erhalten Blumen und großen Applaus.

+++ BALVER SCHÜTZENFEST: REKORDUMSATZ UND GÄNSEHAUT-MOMENTE +++

Dann teilt sich die Schützen-Gemeinde. Ein kleiner Teil bleibt in der Natur-Arena. Die Egerländer des Musikvereins „Amicitia“ Garbeck unterhalten das Publikums mit traditionsreichen Melodien. Das junge Volk indes zieht’s zum Schützenplatz neben der Höhle, vorne weg Philipp Cramer und sein Balver Blasorchester mit Musik zum Marsch.

Abrechnung der Balver Schützen: Die Egerländer aus Garbeck spielen das „Balver Lied“. 
Abrechnung der Balver Schützen: Die Egerländer aus Garbeck spielen das „Balver Lied“.  © WP | jürgen overkott

Lutz Errulat macht aus dem Jungkönigschießen eine Schießübung. Sorgfältig weist er die 25 Kandidaten ein, die richtige Körperhaltung inklusive. Der ehemalige Schützenkönig Günter Cordes weiß, wie weh ein unerwarteter Rückstoß des Gewehrs tun kann. Zugleich aber coacht der erfahrene Schütze seine Jungs von der 4. Kompanie.

+++ ABRECHNUNG IN BALVE: DIE FOTOS +++

Um die Buchführung kümmert sich der scheidende König Jerome van Meegen, notiert Namen, Schüsse, Treffer. „Normalerweise“, sagt er, „brauchen wir um die 60 Schüsse, bis wir einen neuen König haben.“ Denkste.

Dabei halten die Jungs drauf. Da wird nicht taktiert, da wird geschossen. Der Musikverein sorgt für den passenden Soundtrack. Mit Humor: Philipp Cramer & Co. erlauben sich musikalische Späßchen. Dem Publikum gefällt’s. Tusch um Tusch sorgen für Treffer um Treffer. Patrick Kalla wird unvermutet zum Flügel-Mann. Er holt beide von der Stange. Doch der Flattermann, wie gewohnt aus der Werkstatt von Stephan Honert, erweist sich als zähes Biest. Zepter, Krone, Flügel – alles weg, doch hängt er gegen 20 Uhr immer noch. Schützen-Chef Christoph „Keksi“ Rapp sieht besorgt drein. Es dämmert bereits. Wie lange wird es noch dauern?

Abrechnung der Balver Schützen: Flügel-Mann Patrick Kalla
Abrechnung der Balver Schützen: Flügel-Mann Patrick Kalla © WP | jürgen overkott

Dann, um 20.08 Uhr, kommt die Erlösung. Janne Wilk gibt dem Vogel mit Schuss 75 den Rest. Er kann sein Glück kaum fassen. Freunde stürmen auf ihn zu, umarmen ihn, tragen ihn auf Schultern.

+++ BALVER SCHÜTZENFEST: JEDE MENGE NEUEINTRITTE +++

Janne Wilk ist beim Schießen in Doppelfunktion im Einsatz. Er tritt für die Jungschützen an, aber er trägt den Dress des Musikvereins. Nach seinem goldenen Schuss hat der neue König aber dienstfrei. Er zieht mit seiner Truppe in der Höhle, den kläglichen Rest des gerupften Vogels in der Hand, Janne Wilk selbst strahlt und strahlt und strahlt.

Die Stimmung ist gut – perfekte Voraussetzung für den trockenen Teil eines feucht-fröhlichen Abends. Kassierer Markus „Macke“ Niehoff ist der Herr der Zahlen, und er zieht alle Register. Knapp 191 Hektoliter Bier: noch besser als im Vor-Corona-Jahr 2019. Selbst Alkoholfreies ist in rauen Mengen durch durstige Kehlen geflossen. Knapp 1200 Tickets sind verkauft, dann rund 940 im Vorverkauf. Bereits am Eröffnungsabend hat festgestanden: Die Schützen hätten, wenn sie denn gedurft hätten, noch viel mehr Karten losschlagen können. Der faktenreiche Vortrag einen wichtigen Hintergrund. „Macke“ Niehoff will dem Schützenvolk klar machen, dass Rekordumsatz nicht zwangsläufig Rekordgewinn bedeutet. Rund 207.000 Euro kommen rein, knapp 200.000 Euro gehen raus. Die Inflation hat auch beim Schützenfest ihren Preis.

EC-Karten im Auto

Abrechnung der Balver Schützen: Auf dem Programm stehen Ehrungen von Rüdiger Wieden, Lutz Errulat und Andreas Fritz mit Partnerinnen Annette, Petra und Carmen.
Abrechnung der Balver Schützen: Auf dem Programm stehen Ehrungen von Rüdiger Wieden, Lutz Errulat und Andreas Fritz mit Partnerinnen Annette, Petra und Carmen. © WP | jürgen overkott

Apropos Preis. Zwei Autofahrer sind nach dem Abend um insgesamt fünf EC-Karten ärmer. Sie lagen in den Fahrzeugen. Polizeihauptkommissar Felix Dünnebacke: „Dass es so viele waren – das habe ich noch nicht erlebt.“