Mellen. Der Landmarkt in Mellen steht leer. Wie geht’s weiter? Es gibt verschiedene Optionen.
Die Hoffnungen waren groß. Doch bereits nach kurzer Zeit wurden sie enttäuscht – Corona sei’s geklagt. Ob Egbert Linnekugel oder Charly Röttinger – die letzten Pächter des Landmarkts in Mellen gaben nach kurzer Zeit auf. Wie geht es weiter im Golddorf?
Fakt ist: Das 550-Einwohner-Dorf hat keine Gaststätte mehr, kein Bistro, kein Café. Dazu kommt, dass auch die Nahversorgung mit Lebensmitteln übersichtlich ist. Der 24-Stunden-Service im Selbstbedienungskiosk bietet lediglich ein kleines Sortiment. Aber Landmarkt-Eigentümer Björn Freiburg gibt nicht auf. Was hat er vor?
Inzwischen öffnet er den Landmarkt zumindest am Wochenende wieder. „Wir öffnen das Café“, sagt Björn Freiburg im Gespräch mit der Westfalenpost, „und das ziehen wir auch durch, zumindest in dieser Saison.“ Samstags hat das Café von 14 bis 17 Uhr geöffnet, sonntags von 11 bis 17 Uhr. Kaffee, Kuchen und Belgische Waffeln mit Sahne und Kirschen oder Vanilleeis bieten Björn Freiburg und sein kleines Team zum Selbstkostenpreis an.
Bedarf ist offenbar vorhanden. „Der Mellener Stammtisch“, weiß Björn Freiburg, „tagt hier schon seit Jahren.“ Selbst nach der vorübergehenden Komplettschließung des Landmarktes kehrte der Stammtisch wieder zurück. Björn Freiburg lädt per Dorf-Mail alle Bewohnerinnen und Bewohner ein. Auch Sorpe-Touristen – ob Wanderer und Radfahrer – sind willkommen. Doch taugt das Konzept als Dauerlösung?
+++ BAYERISCHES IM LANDMARKT IN MELLEN +++
Im Dorf heißt es, wichtig sei eine Bedarfsanalyse. Wie groß ist das Interesse der Bevölkerung, die Angebote im Landmarkt zu nutzen? Daraus ergebe sich, was machbar sei.
Björn Freiburg kann sich vorstellen, dass der Landmarkt künftig ehrenamtlich geführt wird. Vorbilder gibt es.
In Beckum, beispielsweise, einigten sich die Dorfvereine nach dem Aus der Traditionsgasthofs König-Fabry an der Arnsberger Straße darauf, eine Ehrenamtskneipe einzuführen. Einmal im Monat trifft sich das Dorf seither am Tresen. Die Organisation geht reihum. Auch die Veranstaltungsorte wechseln. Inzwischen hat sich der Kreis der Ausrichter der Ehrenamtskneipe sogar vergrößert. Seit kurzem zapfen sogar Mitglieder des Fördervereins der Grundschule im Dorf.
+++ RW MELLEN IM LANDMARKT: ZURÜCK IN DIE ZUKUNFT +++
Allerdings sähe eine Ehrenamtslösung in Mellen anders aus. Es gäbe einen festen Ort: den Landmarkt. Björn Freiburg denkt über die Gründung eines Trägervereins nach. Im Dorf heißt es, die Idee sei nicht schlecht. Allerdings seien noch Fragen zu klären, beispielsweise steuerrechtliche. Zudem sei es erforderlich, wie bei jedem Verein, Aktive und Förderer zu gewinnen. Doch wie sieht’s aus mit der Nahversorgung, mit einem Sortiment, das einst die sogenannten Tante-Emma-Läden auszeichnete?
Mellen hat zwar keinen Laden mehr, auch keinen Hofladen, aber immerhin ein 24-Stunden-Kiosk mit einem Selbstbedienungsangebot, vorne weg gekühlte Getränke und Süßkram vom Eiswerk.
Warenautomat sinnvoll?
Sollte kein Verein zustandekommen, gäbe es die Möglichkeit, eine sogenannte Unternehmergesellschaft (UG) zu gründen. Auf der Grundlage dieser Rechtsform – im Volksmund auch „Mini-GmbH“ genannt – wird der „Dorfladen“ in der Nachbarschaft, im Sunderner Ortsteil Hagen, seit vier Jahren geführt – von einem Trio mit Einzelhandelserfahrung. Unterstützt wird es durch ein teilweise ehrenamtliches Team. Was, wenn sich in Mellen nicht genügend Aktive fänden? Wäre ein größeres Sortiment im SB-Kiosk eine Option?
Björn Freiburg will diese Möglichkeit nicht rundweg ablehnen. Doch er gibt zu bedenken, dass Warenautomaten für gekühlte Lebensmittel teuer seien. Kleine Automaten kosten gut 10.000 Euro. Bei großen Automaten werden 100.000 Euro aufgerufen, mindestens.
SELBSTBEDIENUNGSGESCHÄFT
Die Goldbäckerei Grote betreibt im Stadtgebiet Läden in Langenholthausen und Beckum, die Brot und Gebäck auch weitere Lebensmittel anbieten.
Handelskette Rewe hat vor kurzem Selbstbedienungsgeschäfte mit Warenautomaten für Dörfer und abgelegene Ortsteile von Städten ins Gespräch gebracht. Eine derartige Lösung ist für Carl Grote, der mit seinem Vater Charly Chef der Goldbäckerei ist, derzeit keine Option. Er will der Kundschaft nach wie vor Beratung bieten.