Balve. Wegekreuzschändungen sorgten für Empörung. Winfried Reinken ist unzufrieden mit dem Ablauf der Spendenaktion. Was sagt Balves Pastoralverbund?

Die Schändung von Wegekreuzen im Balver Stadtgebiet hat in den Jahren 2021/22 für viel Empörung gesorgt. Vor fast genau einem Jahr ist ein Tatverdächtiger gefasst worden. Eine Spendenaktion des Pastoralverbundes hat helfen sollen, sprichwörtliche Wunden zu heilen. Doch stattdessen – so scheint es – hat sie neue aufgerissen. Winfried Reinken aus Höveringhausen sagt im Gespräch mit der Westfalenpost, was ihn geärgert hat. Markus Hablowetz, Verwaltungschef des Pastoralverbundes, stellt seine Sicht der Dinge dar. Gibt es einen Ausweg?

Winfried Reinken aus Höveringhausen: Der ehemalige Feuerwehr-Chef ist verärgert über die seiner Meinung nach schlechte Kommunikation über die Spendenaktion für die Reparatur geschändeter Wegekreuze.
Winfried Reinken aus Höveringhausen: Der ehemalige Feuerwehr-Chef ist verärgert über die seiner Meinung nach schlechte Kommunikation über die Spendenaktion für die Reparatur geschändeter Wegekreuze. © WP | jürgen overkott

Winfried Reinken ist ein besonnener Mann. Der Höveringhauser hat lange an der Spitze der Balver Feuerwehr gestanden. Für das Gespräch in der Redaktion hat er sich vorbereitet, Schreiben hat er dabei, auch ausgedruckte Mails. „Ich habe eine besondere Beziehung zum Wegekreuz, von Kindheit an, das war mein Schulweg“, erzählt Winfried Reinken, „anderthalb Kilometer nach Garbeck und zurück, bei Wind und Wetter.“ Das Kreuz ist ihm so wichtig, dass er es als Garbecker Schützenkönig 1990/91 auf seiner Königskette hat verewigen lassen.

Privatanzeige bei der Polizei

Gestohlene und beschädigte Wegekreuze sind in Mellens Pfarrheim zu sehen. Geschädigte können überprüfen, ob ihr Eigentum dabei ist (Archivbild vom 2. Februar 2022).
Gestohlene und beschädigte Wegekreuze sind in Mellens Pfarrheim zu sehen. Geschädigte können überprüfen, ob ihr Eigentum dabei ist (Archivbild vom 2. Februar 2022). © WP | Peter Müller

Unmittelbar nach der jüngsten von insgesamt drei Schändungen hat sich Winfried Reinken mit Höveringhausens damaligem Ortsvorsteher Thomas Busche kurzgeschlossen. Zudem hat er Privatanzeige bei der Polizei erstattet.

+++ WEGEKREUZE IN BALVE: SERIE BEENDET - VERDÄCHTIGER GEFASST +++

Gefreut hat sich Winfried Reinken darüber, dass Dechant Andreas Schulte eine öffentliche Spendenaktion gestartet hat. „Wir haben verabredet, dass es in seinem Bereich und nach seinen Möglichkeiten Spenden sammeln soll“, erinnert sich Winfried Reinken. Aus dem Spendenpool sollen Geschädigten anteilmäßig zumindest einen Teil ihrer Kosten erstattet werden: So sei der Plan gewesen. Start: Aschermittwoch. Ende: Ostermontag. Klar ist allen Beteiligten gewesen: „Paderborn muss mit im Boot sein.“ Das Erzbistum habe von seiner Seite die Summe verdoppeln wollen.

+++ WEGEKREUZE GESCHÄNDET: WER MACHT SO ETWAS? +++

„Wir von der Dorfgemeinschaft haben unsere Pflicht erfüllt. Wir haben Angebote nach Paderborn geschickt“, berichtet Winfried Reinken. Erst auf Nachfrage habe der Pastoralverbund erklärt, die Aktion sei verlängert worden, bis zur Einsegnung des Balver Pfarrheims. Dann sei auf kirchlicher Seite lange nichts passiert, beklagt er. Dabei habe er immer wieder das Gespräch gesucht, betont Winfried Reinken, mit Markus Hablowetz, schließlich auch mit Dechant Schulte. Auch per Mail hat Winfried Reinken nach eigenen Worten nachgefasst. Was hat ihn angetrieben?

+++ WARUM WEGEKREUZE IN BALVE WICHTIG SIND +++

Wegekreuz-Frevel in Mellen: Christus-Korpus landet im Dorfteich.
Wegekreuz-Frevel in Mellen: Christus-Korpus landet im Dorfteich. © Daniel Schulze Tertilt

„Ich stehe auch der Dorfgemeinschaft gegenüber in einer Verpflichtung“, stellt Winfried Reinken fest. Er fügt hinzu, dass er im Lauf der Zeit unfreundliche Reaktionen aus der Nachbarschaft erlebe habe. „Das hat sich zugespitzt.“ Grund sei die lange Ungewissheit.

Winfried Reinken hätte sich vom Pastoralverbund zumindest Informationen über Zwischenstände gewünscht. Stattdessen wirft er den Verantwortlichen „null“ Kommunikation vor. Was sagt der Pastoralverbund?

Bürokratischer Hindernislauf

Markus Hablowetz hat auf Anfrage der Westfalenpost schriftlich reagiert. Demnach freut sich der Pastoralverbund über eine Spendenaktion „mit sehr gutem Ergebnis“. Bei verschiedenen Aktionen seien voriges Jahr im Pastoralverbund Balve-Hönnetal insgesamt Spenden in Höhe von 5.956,13 Euro zusammengekommen. Markus Hablowetz bestätigt, dass das Erzbischöfliche Generalvikariat in Paderborn jeden Spenden-Euro verdoppeln wolle: Das sei „enorm“.

Dechant Andreas Schulte (links) und Verwaltungsleiter Markus Hablowetz (rechts) mit den Plakaten des Erzbistums zu den Wahlen. Winfried Reinken zeigt sich mit ihrer Kommunikation in Sachen Wegekreuze unzufrieden. Der Pastoralverbund macht langsame Abläufe in der erzbischöflichen Bürokratie geltend.
Dechant Andreas Schulte (links) und Verwaltungsleiter Markus Hablowetz (rechts) mit den Plakaten des Erzbistums zu den Wahlen. Winfried Reinken zeigt sich mit ihrer Kommunikation in Sachen Wegekreuze unzufrieden. Der Pastoralverbund macht langsame Abläufe in der erzbischöflichen Bürokratie geltend. © WP | Alexander Lück

„Schwierig“ sei es jedoch bei der Umsetzung der Zusage in die konkrete Auszahlung geworden. Markus Hablowetz spricht von einem „umständlichen und zeitraubenden Beantragungsprozess“. Er sei „ein bürokratischer Hindernislauf“ gewesen. Erst Ende voriges Jahre sei der versprochene Betrag überwiesen worden. Inzwischen kann der Pastoralverbund einen Gesamtbetrag von 11.912,26 Euro an die geschädigten Personen und Gruppierungen verteilen. Am 7. Februar trifft sich das zuständige Gremium im Pfarrheim St. Blasius in Balve. Dann gebe es Geld. Markus Hablowetz räumt ein, dass nicht alles rundgelaufen sei. Dennoch meint er: „Wir brauchten Beharrlichkeit und Vertrauen in dieser Angelegenheit. Das hat sich beides ausgezahlt.“

In Höveringhausen sind inzwischen 500 Euro für das Wegekreuz angekommen. Darüber freut sich Winfried Reinken. Eines ist ihm jedoch wichtig: „Ich will keine Vorzugsbehandlung. Ich will Gleichbehandlung.“