Balve/Hagen. Wandel im Handel, Wandel in der Innenstadt: SIHK-Expertin Kirsten Deggim hat Ideen. Warum Bürgerbeteiligung dabei wichtig ist.
Was hilft einer Innenstadt auf, was dem Handel? SIHK-Expertin Kirsten Deggim hat Ideen.
In Balve hat der letzte Spielwarenladen der Region geschlossen: ein inhabergeführter Laden. Wie kann es dem Einzelhandel weitergehen?
In vielen Fällen ist es gerade der inhabergeführte Einzelhandel, der dem Online-Handel noch etwas entgegenzusetzen hat. Normalerweise bietet der inhabergeführte Einzelhandel genau das, was das Internet nicht: eine persönliche Beziehung zur Kundschaft, eine persönliche Beratung. Ganz wunderschön ist es zu beobachten, wenn sich der Inhaber eines Ladens die Vorzüge des Internets zunutze macht, in dem er Geschichten von sich in den sozialen Netzwerken erzählt, verbal oder mit Fotos, Geschichten, die Sehnsüchte wecken, in einer Art und Weise, die die Kunden in die Geschäfte lockt. Ich sehe es allerdings nicht als Lösung, dass jeder Händler seinen eigenen Online-Shop hat.
Online-Shops sind mit viel Arbeit im Hintergrund verbunden. Die Homepage muss gepflegt werden, die Ware versandt...
...eine andere Möglichkeit, Internet und Ladenlokal zu verbinden, wäre für einen Händler mit Online-Shop, vor Ort ein Outlet einzurichten. In diese Richtung könnte man Nachfolge auch denken – aber eine Nachfolge muss gut vorbereitet werden. Eine Nachfolge-Beratung bieten wir im Haus an, bei der SIHK.
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Ich schätze, bei einer Nachfolge-Beratung lohnt es sich auch, die Stadtverwaltung einzubeziehen. Was sind geeignete Mittel, eine Innenstadt wie die von Balve zu beleben?
Es wird ein Umdenken von allen Seiten gefordert sein, und ein Zusammenarbeiten, Beteiligungsprozesse, wie man so schön sagt. Wie wollen wir das gemeinsam machen? Was passt für uns? Das reicht von „Wir wollen mehr Wohnraum gestalten“ bis zu „Finden wir noch Gastronomen, die bereit sind, etwas zu machen, vielleicht auch mit vermehrter Außengastronomie?“. Eine Rolle spielt auch die Gesundheitsversorgung. Da stellt sich für viele die Frage: „Muss ich meine Zeit im Wartezimmer verbringen, oder kann ich in der Zwischenzeit Einkaufen gehen oder Kaffee trinken?“ Oder eine andere Möglichkeit wäre, Co-Working-Spaces (gemeinsames Arbeiten von Selbstständigen in gemütlichen Großbüros, Red.) einzurichten. Vielleicht gibt es ja Balver, die sagen: „Wir haben da Bock drauf, wir machen das.“ Aber da muss man ergebnisoffen draufschauen.
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Welche Rolle spielen Events, um die Innenstadt zu beleben?
Das sind immer einmalige Aktionen, mit denen man sich in die öffentliche Aufmerksamkeit bringt. Man muss aber gucken, dass man drum herum, im Alltag, ein Angebot macht, was den Besuch attraktiv macht, auch ohne Event. Wenn aber eine Stadt danach völlig ausgestorben ist, dann kommen Besucher einmal und dann nicht wieder.
Besucher: Das klingt nach Tourismus.
Ein gelungenes Beispiel ist der Ruhrtal-Radweg. Das ist ein Band, wo sich eine Stadt an die andere reiht. Da heißt es: „Ach, da ist es doch schön. Lass uns mal eine Pause machen und hier Kaffee trinken.“
ZUR PERSON
Kirsten Deggim sagt über sich: „Bei der SIHK bin ich Branchenkoordinatorin für Handel, Dienst und Gastronomie. Mein ehrenamtliches Engagement als Vorsitzende der Werbegemeinschaft habe ich mit Aufnahme der Tätigkeit bei der SIHK beendet, ebenso die selbstständige Tätigkeit als Marketingberaterin und Webdesignerin.“