Balve. Wind, Sonne, Biogas: Für erneuerbare Energien hat sich der Wind gedreht. So finanziert die heimische Sparkasse Projekte - nicht nur in Balve.

In Mellen steht eine Dorfenergiegenossenschaft vor dem Start. Im Balver Wald sollen weitere Windräder gebaut werden. Obendrein ist der Ausbau der Biogas-Anlage in Volkringhausen geplant. Der Ratsausschuss USB kann sich in seiner Sitzung am Dienstag, 22. November, über Langeweile nicht beklagen. Klimaschutz hin, Energiekrise her: Plötzlich wird allerorten Bedarf für mehr Energie aus erneuerbaren Quellen gesehen – auch in Balve. Doch wie stehen die heimischen Banken dazu?

Fünfköpfiges Team

Die Volksbank Südwestfalen winkt auf Anfrage der Westfalenpost ab. Sie sympathisiert zwar mit erneuerbare Energie, hieß es. Eine Task-Force – eine Gruppe hauseigener Spezialisten – gebe es indes nicht. Anders die Vereinigte Sparkasse im Märkischen Kreis. Sie hat den Wandel der Energieerzeugung im Hönnetal und anderswo gar zur Chefsache gemacht. Treffen in der Balver Hauptstelle der Sparkasse. Vorstandschef Kai Hagen ist persönlich gekommen. Gleich zwei Experten hat er mitgebracht. Hubertus Heiser hat seinen Arbeitsplatz an der Balver Hauptstraße, Kollege Stefan Ziegler sitzt in Plettenberg.

Sparkassen-Zweckverband tagt in Neuenrades Kaisergarten. Vorstandssprecher Kai Hagen trägt beste Zahlen vor (Archivbild vom Mai 2022).
Sparkassen-Zweckverband tagt in Neuenrades Kaisergarten. Vorstandssprecher Kai Hagen trägt beste Zahlen vor (Archivbild vom Mai 2022). © WP | jürgen overkott

„Wir beschäftigen uns mit dem Thema ,erneuerbare Energie’ sehr intensiv – seit mindestens 14 Jahren“, betont Bankchef Kai Hagen. Er habe bereits vor seinem Amtsantritt in Plettenberg für den damals größten Finanzierer von Windkraftanlagen im Emsland gearbeitet; ihm sei die wachsende Bedeutung der umweltfreundlich erzeugten Energie schon damals klar gewesen – als „strategische Stoßrichtung“.

Ideen und Konzepte hat das öffentlich-rechtliche Geldinstitut längst personell unterfüttert: „Wir haben ein Kompetenz-Team geschaffen“, erläutert Kai Hagen, „mit Mitarbeitern, die Interesse und Lust haben, und Erfahrung.“ Hubertus Hörster und Stefan Ziegler haben hausintern ähnlich qualifizierte Pendants. Dazu kommt der Chef: „Meine erste Windkraftanlage habe ich 1994 finanziert.“

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Seit 2009 produzieren die beiden Landwirte Conrad Albersmeier und Alfred Reinken (Foto) mit ihrer Balver BioGas GmbH & Co. KG am Standort Volkringhausen Strom aus Biomasse.
Seit 2009 produzieren die beiden Landwirte Conrad Albersmeier und Alfred Reinken (Foto) mit ihrer Balver BioGas GmbH & Co. KG am Standort Volkringhausen Strom aus Biomasse. © WP | Peter Müller

Als Interessenten hat die Sparkasse vor allem Kunden aus der Landwirtschaft ausgemacht, „weil sie die Flächen haben“. Jenseits von Schweinezyklus und Klimakrise seien Bauern an stabilen Erträgen interessiert.

Den Erzeugern von Nahrungsmitteln gehe es nicht nur um Windkraft, sondern auch um Sonnenenergie. Nach Kai Hagens Erfahrung eignen sich große Dachflächen von Ställen und Geräteschuppen mit geringer Neigung – sofern sie nicht nach Norden ausgerichtet sind. Als neuen Trend hat er Parks für Windräder oder Solarzellen ausgemacht. „Dann haben wir den Bereich Biogas: ebenfalls ein sehr großes Thema“, stellt der Vorstandssprecher fest.

Stallgeruch zählt

Wegen der bäuerlichen Kundschaft empfehlen sich für das kommunale Geldhaus Spezialisten mitsprichwörtlichem Stallgeruch: Hubertus Hörster, beispielsweise, komme „direkt vom Hoff“, sagt Kai Hagen. Auch Stefan Ziegler könne Trecker fahren. Die beiden haben sich ihren Fachbereich aufgeteilt: Hubertus Hörster kennt sich vor allem mit Biogas aus, Stefan Ziegler indes bringt frischen Wind in die Energie-Erzeugung. Fotovoltaik können alle Beteiligten.

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Die Sparkasse finanziert – jenseits lokaler Projekte – auch zukunftsweisende Vorhaben. Dazu gehöre beispielsweise ein Elektrolyseur im Emsland. Ziel der Anlage ist, Windkraft zur Erzeugung von grünem Wasserstoff einzusetzen.

Melanie Rose aus Beckum ist Energieberaterin. Sie kennt Sparpotenziale. Fotovoltaik ist für sie längst ein Thema.
Melanie Rose aus Beckum ist Energieberaterin. Sie kennt Sparpotenziale. Fotovoltaik ist für sie längst ein Thema. © WP | jürgen overkott

Das Kompetenz-Team betont, derzeit biete sich ein Mix verschiedener Energiequellen an. Sonnenenergie sei erfahrungsgemäß vor allem im Sommer in großer Menge zu gewinnen, Windkraft indes in der kalten Jahreszeit. Mittelfristig, heißt es, müssten Speichermöglichkeiten her.

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Die Sparkasse hat bei ihrem Engagement für grüne Energie durchaus ein Eigeninteresse. „Wirtschaftsprüfer haben uns Risiken bescheinigt“, gesteht Kai Hagen, „weil sich in unserem Raum so viel Industrie konzentriert. 60 Prozent verarbeitendes Gewerbe: Das ist ein Risiko, vor allem wenn Autozulieferer dann noch von einem einzigen Hersteller wie VW abhängig sind. Windkraft war eine Möglichkeit, Konzentrationsrisiken abzumildern.“ In der Bilanz macht sich die Arbeit des insgesamt fünfköpfen Teams bereits „mit einem dreistelligen Millionen-Betrag“ bemerkbar – Tendenz steigend.