Volkringhausen. 100.000 Euro Schaden - aber Rainer Krause aus Volkringhausen sagt, er habe großes Glück. Dahinter steckt eine spannende Geschichte.

Der Tag danach. Am 14. Juli vorigen Jahres hat ein Jahrhundert-Hochwasser das Hönnetal heimgesucht. Volkringhausen wird, wie Balve, besonders hart getroffen. 24 Stunden später sind die Wassermassen weg, die Probleme jedoch geblieben. Keller der Hönne-Anwohner sind immer noch geflutet. Rainer Krause hat keinen Keller. Das macht seine Lage im Vergleich zur ebenfalls betroffenen Nachbarschaft nicht leichter. Das Ausmaß ist ihm zunächst noch nicht ganz klar. Erst nach und nach erkennt der selbstständige Dachdeckermeister, dass er sein Haus kernsanieren muss. Ein Jahr später sitzt Rainer Krause in der Redaktion beim Kaffee und zieht Bilanz.

Dieser Holzstuhl ist vom Hochwasser am 14. Juli in Volkringhausen angeschwemmt worden. Der Volkringhauser Rainer Krause zeigt am Tag danach Galgenhumor.
Dieser Holzstuhl ist vom Hochwasser am 14. Juli in Volkringhausen angeschwemmt worden. Der Volkringhauser Rainer Krause zeigt am Tag danach Galgenhumor. © WP | jürgen overkott

Die Flut hat ihn kalt erwischt. Eine Elementarschutzversicherung hat er nicht. „Man kriegte uns da uns nicht unter“, sagt Rainer Krause, „auch mit Risikozuschlag nicht.“ Sein Garten liegt im Hochwasser-Risikogebiet HQ 100, sein Haus Gott sei Dank nicht. „Man dachte sich damals keine Gedanken, In Volkringhausen gibt es immer Hochwasser, und dann wird normalerweise nur der Wanderweg überflutet.“

+++ HOCHWASSER IN BALVE: FEUERWEHR HAT MIT MONSTERWELLE NICHT GERECHNET +++

Zum Jahrestag kommen alle Erinnerungen, alle Herausforderungen, alle Gefühle wieder hoch, wie der Handwerker sagt. Aber ein Gefühl hat er bereits unmittelbar nach der Katastrophe gehabt, und er hat es immer noch: „Wir haben bei all dem unheimlich Glück gehabt,“ Warum?

Wasser zieht in alle Wände

Straßen NRW beseitigt im Sommer 2021 Flut-Schäden an der B 515 in Volkringhausen bei Balve.
Straßen NRW beseitigt im Sommer 2021 Flut-Schäden an der B 515 in Volkringhausen bei Balve. © WP | jürgen overkott

„Wir haben ein unterkellertes Gebäude mit Holzständerwerk, mit Holzrahmen-Bauweise“, erläutert Rainer Krause. „Das Wohnzimmer liegt 30 Zentimeter als der Rest. Und dann kam das Wasser und stieg und stieg, 40 Zentimeter, 60 Zentimeter, das ganze Haus war eingeschlossen.“ Eine „Schmockspur“ hat davon gezeugt. Dann zieht sich das Wasser zurück.

+++ NEUE FEUERWEHR-LEUTE FÜR BALVE UND MENDEN +++

„Was wir an Hilfe erlebt haben, ist unglaublich“: Das hat Rainer Krause der Westfalenpost bereits unmittelbar nach der Monsterwelle gesagt, und er wiederholt es beim Redaktionsbesuch. Rainer Krause erwähnt die Feuerwehr. Sie hat Sandsäcke geschleppt, sie hat versucht alle bodentiefen Türen zu schließen. Außerdem hilft die Nachbarschaft. „Nachbarn standen plötzlich vor der Tür und fragten: Was können wir machen? Und sie haben alle Möbel, die irgendwie tragbar waren, in den ersten Stock geschleppt“, berichtet Rainer Krause. Stühle, Tische werden auf Klötze gestellt, ein Sofa kommt auf einen Hänger. Waschmaschine und Trockner werden aufgeständert. „Unser Wohnzimmer war letztens Ende leer“, sagt Rainer Krause, noch immer erleichtert.

Am Tag nach dem Regen-Chaos räumt die Feuerwehr in Volkringhausen auf.
Am Tag nach dem Regen-Chaos räumt die Feuerwehr in Volkringhausen auf. © WP | jürgen overkott

Doch wenig später folgt „das große Erwachen“: „Das Wasser hat sich seinen Weg gesucht und ist in jede Wand eingezogen.“ Was nun?

„Es hat sich herausgestellt, dass wir komplett sanieren mussten“, stellt Rainer Krause in bemerkenswert lockerem Ton fest. Auch dafür gibt es einen Grund: „Auch da standen wir nicht alleine. Die Hilfe, die wir erfahren haben: Da kann man eigentlich nur noch Danke sagen.“ Wer hat geholfen?

+++ WIE SCHÜTZT SICH BALVE VOR KATASTROPHEN? +++

„Es fing an mit der Stadt Balve, die Soforthilfe sehr schnell unbürokratisch ausgezahlt hat“, sagt Rainer Krause. „Dazu kam eine Summe von der Aktion ,Balve hilft’. Damit konnten wir schon mal ein bisschen planen.“ Mehr noch: Das Land sagt 80-prozentige Wiederaufbauhilfe zu. Für Hausrat gibt es 100 Prozent. Zudem helfen Behörden beim Antragstellen, wo sie können. Von einem 100.000-Euro-Schaden ist eine Summe geblieben, die tragbar ist. Rainer Krause hat Glück gehabt. Seine Augen strahlen.