Balve. Die stürmische „Roxana“ fegte durchs Hönnetal. Der Flusspegel stieg. Doch ist der Winter in Balve wirklich zu nass? Zeit für einen Faktencheck.

Dieser Winter wird als grau und, mehr noch, als nass wahrgenommen. Die stürmische „Roxana“, die am Wochenende mit Böen und Regenmassen hinlangte, scheint den Eindruck zu verstärken – Zeit für einen Fakten-Check.

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Tatsächlich startete der Februar in Balve außergewöhnlich feucht. Binnen einer Woche fielen in Balve 56 Millimeter Niederschlag pro Quadratzentimeter. Das geht aus aktuellen Daten der privaten Wetterstation von Frank Baumeister hervor, der das Wetter auf seiner frei zugänglichen Homepage wetter-balve.de dokumentiert. 56 Millimeter Regen innerhalb von sieben Tagen: Das ist reichlich.

Der Mendener Peter Friedrich erhebt nicht nur lokale Wetterdaten mit seiner professionell ausgestatteten Wetterstation am Kapellenberg – er wertet sie auch aus. „Roxana“ brachte dem Hönnetal vor allem Sonntag 19 Millimeter Niederschlag.

Balve Hochwasser Winterwetter
Balve Hochwasser Winterwetter © Manuela Nossutta/Funkegrafik NRW | Manuela Nossutta/Funkegrafik NRW

Das machte sich gleich beim Hönne-Pegel bemerkbar. Am Sonntag kletterte er beispielsweise am Pegel in der Hölle von Sonntagfrüh, 0 Uhr, bis Sonntagabend, 24 Uhr, von knapp 50 auf etwa 85 Zentimeter. Der Scheitelpunkt war gegen 22 Uhr erreicht. Seither fällt der Pegel, wie die Landesumweltbehörde Lanuv am Montag vermeldete.

Die Feuerwehr, kein Wunder, hatte bei Sturm und Regen am Wochenende gut zu tun. Letztlich aber mussten Wehr-Chef Frank Busche & Co. lediglich umgestürzte Bäume von Straßen, Überlandleitungen und Telefonkabeln entfernen. Zu Schaden kam niemand. Busche reagierte am Montag, ähnlich wie Verwaltungsvize Michael Bathe im Rathaus, auf Anfrage der Westfalenpost erleichtert: „Man ist seit dem Hochwasser im Juli sensibiliert.“

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Doch war der Winter bisher tatsächlich nasser gewohnt? Die Analyse des Hobby-Meteorologen Peter Friedrich überrascht. Der Januar war nicht zu nass – er war, im Gegenteil, zu trocken. Sein Niederschlagssoll habe der Monat „nicht erreicht“.

Hoffnung für den Babywald

Aber warum, bitte, wurde der Jahresauftakt als feucht empfunden? Die Antwort lautet: Der Januar bot vor allem 50 Schattierungen von Grau. Ein verhangener Winterhimmel bringt lediglich kleine Regenmengen mit. Es nieselte immer wieder, mehr nicht. Und der Dezember? Noch deutlicher wird die Tendenz zur Trockenheit im letzten Monat des vergangenen Jahres. Mit 40,4 Millimetern fiel gerade die Hälfte des langjährigen Regenmittels. Umgekehrt ließ sich die Sonne etwas länger sehen als gewohnt. 49 Stunden kamen zusammen. Im Schnitt sind’s 46,8 Stunden. Welche Folgen hatte der bisher eher trockene Winter für den Boden? Die Frage kann das Helmholtz-Zentrum für Umweltforschung in Leipzig beantworten. Es wandelt die Daten in regelmäßig aktualisierte, regionalisierbare Grafiken auf dem „Dürremonitor“ um. Ergebnis: Der Oberboden auf Mendener Stadtgebiet ist gelb markiert. Gelb steht für „ungewöhnlich trocken“. Damit ist die mildeste Dürre-Stufe gemeint. Vergleichswert ist ein langjähriges Mittel. Der Oberboden im Balver Stadtgebiet macht den Forschern allerdings keine Sorgen.

+++ MONSTER-TIEF „BERND“: WALDWEGE IN BALVE IMMER NOCH KAPUTT +++

Hönne-Hochwasser im Cäcilia Siedhoffs Garten an der Hönnetalstraße: Bilder vom Juli 2021 wecken böse Erinnerungen.
Hönne-Hochwasser im Cäcilia Siedhoffs Garten an der Hönnetalstraße: Bilder vom Juli 2021 wecken böse Erinnerungen. © WP | Joshua Kipper

Was bedeutet das für die Pflanzen kurz vor Beginn der Wachstumsphase? Nach den Regengüssen der vergangenen Tage steht den Pflanzen in einer Bodentiefe bis zu 25 Zentimetern genügend Wasser zur Verfügung. Der Boden, sagen die Wissenschaftler, könne die Feuchtigkeit „einige Tage“ halten.

Das ist gut für den Babywald in Mellen, weiß Försterin Ronja Martens. Im Winter können Setzlinge zwar nicht wachsen, bei extremer Trockenheit können sie jedoch verdorren. Was Ronja Martens freut: „Der Oberboden hat jetzt genügend Wasser. Man sieht es auf den Wiesen an den Pfützen.“