Balve/Bochum. Christus-Figuren geschändet oder gestohlen. Dem mutmaßlich Verantwortlichen droht viel juristischer Ärger. Er hat offenbar ein Frauenproblem.
Den 40-jährigen Balver, dem vielfacher Wegekreuz-Frevel im Stadtgebiet zur Last gelegt wird, erwartet eine Menge Ärger. Derweil erklärt der Bochumer Psychologie-Professor Dr. Jürgen Margraf, warum sich der mutmaßliche Täter lange so sicher fühlte.
+++ DIE WEGEKREUZ-SERIE IN BALVE +++
Bei der Befragung durch die Polizei hatte der Tatverdächtige gesagt, er habe eine Frau beeindrucken wollen. Bei der Polizei ist der 40-Jährige aus der Glärbach kein Unbekannter. Nach Informationen der Westfalenpost ist der arbeitslose Mann bereits früher wegen Stalkings aufgefallen. „Er hat wohl Probleme mit Frauen“, hieß es.
Vorgeworfen werden dem Tatverdächtigen besonders schwerer Diebstahl und, seit vergangenem Samstag, auch Störung der Totenruhe. Dem 40-jährigen wird angelastet, zuletzt in Mellen nicht nur fünf Wegekreuze beschädigt, sondern auch 22 Grabkreuze vom Dorffriedhof im Golddorf entwendet zu haben.
Fall landet wohl bei Schöffengericht
Nach Informationen der Westfalenpost dürfte der Fall kaum lediglich von einem Einzelrichter verhandeln werden. Vielmehr dürfte er vor einem Schöffengericht landen. Es wird erwartet, dass die Fälle keineswegs zu einer Gesamtstraftat zusammengezogen werden: „Es ist davon auszugehen, dass jede Tat einzeln bewertet wird, weil jede Tat einzeln geplant war.“
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Dazu kommen zivilrechtliche Ansprüche. Allein der Wert des Gransauer Kreuzes wird auf 1600 Euro geschätzt.
Für wie viele Taten sich der 40-Jährige verantworten muss, war am Montag noch abschließend geklärt, wie Polizeisprecher Christof Hüls im Gespräch mit der Westfalenpost betonte. So sei beispielsweise noch ungeklärt, ob der Balver auch für den Schaden an einem Wegekreuz im Sunderner Ortsteil Allendorf gerade stehen muss.
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Der Bochumer Psychologe Professor Dr. Jürgen Margraf verwies bei der Betrachtung der Tatumstände darauf, dass die Wegekreuze leicht zugänglich seien. Es habe lediglich ein geringes Risiko bestanden, erwischt zu werden. Dabei gebe es bei Tätern oft eine Kombination von Spannung und Entspannung im Fall, nicht erwischt worden zu sein. Bei den Diebstählen der Christus-Korpusse brachte Margraf auch den Faktor Trophäe ins Spiel. Demnach haben sich Täter nach Margrafs Erfahrung in ähnlich gelagerten Fällen zuweilen ein „Privatmuseum“ eingerichtet.
Fahnder kamen dem Tatverdächtigen auf die Schliche, weil er dem Drang zur Selbstdarstellung im Internet nicht widerstehen konnte. Er hatte Videos von Beweisstücken gepostet. Ein Beobachter der Kriminellenszene zur Westfalenpost: „Er hielt das wohl für eine Mutprobe.“