Balve/Hagen. Und noch ‘ne Verzögerung. Vorm Bau-Start der B 229 n müssen Fledermäuse umgesiedelt werden. Der NHV bietet Straßen NRW Hilfe an.
Immer wieder dasselbe Bild: 40-Tonner schieben sich im Schleichtempo auf der B 229 Richtung Menden oder Sundern um die 90-Grad-Kurve in Sanssouci, um sich durch die schmale Eisenbahnunterführung zu quälen. Unterdessen staut sich der Verkehr im Bereich der T-Kreuzung, wo B 515 und B 229 aufeinandertreffen. Das Problem ist bekannt – seit Jahren. Doch eine Lösung lässt, wie so oft bei Straßen-Bauprojekten, auf sich warten. Eine Weile schien ein Bau-Beginn in diesem Jahr greifbar nahe. Doch daraus wird nichts. Der Grund sind kleine Flattermänner. Den Naturhistorischen Verein Hönnetal (NHV) überrascht das nicht.
+++ B 229 N - DIE UNENDLICHE GESCHICHTE +++
In leerstehenden Gebäuden des Chemie-Unternehmens Stockmeier in der Nähe der Kreuzung sind Fledermäuse entdeckt worden. Warum ist das ein Problem für die Planung? Julia Ollertz vom Landesbetrieb Straßen NRW zur Westfalenpost: „Die geplante B 229 n bei Sanssouci verläuft zum Teil über das Gelände der Firma Stockmeier. Diese Gebäude müssen abgerissen werden, wofür ein Abbruch- und Entsorgungskonzept notwendig ist. Darum hat eine Begehung im Gelände stattgefunden, wobei man dann an zwei Stellen Fledermäuse gefunden hat. Da die Fledermäuse unter Naturschutz stehen, müssen wir nun zunächst Ersatzquartiere für sie finden. Die Abbrucharbeiten können erst beginnen, wenn die Fledermäuse sich nicht mehr in den Gebäuden befinden.“ Darum sucht Straßen NRW geeignete Ersatzquartiere. Ollertz: „Im weiteren Verlauf werden wir uns mit den Naturschutzbehörden dazu abstimmen.“
+++ BIKER-DEMO AUF B 229: AUF DEM HIGHWAY WAR DIE HÖLLE LOS +++
Was heißt das für die Bauarbeiten? Die Arbeiten für die Versorgungsanlagen in dem Bereich seien bereits angelaufen, entgegnete Ollertz. Gemeint sind Arbeiten an Strom- und Wasserversorgung. Was heißt das für die Planung? „Auch die Planungsarbeiten für die Ortsumgehung laufen weiter.“
Skeptiker haben Befürchtungen gestreut, der Fledermausfund gefährde die Planung für den bundesstraßenbegleitenden Ausbau des Hönne-Radweges. Ollertz winkt ab. Der Fledermausfund berühre nur die Planungen für die neue Straße, nicht jedoch für die Bike-Piste.
+++ HÖNNERADWEG PARALLEL ZU B 515 UND B 229: ADFC WILL MITMISCHEN +++
Höhlen-Experte Andreas Kolarik, Vorsitzender des Naturhistorischen Vereins Hönnetal, zeigt sich auf Anfrage der Westfalenpost von der Entdeckung der fliegenden Blutsauger wenig überrascht: „Die gibt es im Hönnetal en masse. Fledermäuse bewohnen in der Regel Höhlen. Wir haben im Hönnetal allein 110 Höhlen, die bekannt sind – und noch mehr, die noch nicht bekannt sind. Wir haben hier – und das ist das Ergebnis vieler Untersuchungen – eine sehr große Fledermaus-Population, wir haben sehr viele Arten.“ Die nachtaktiven Säugetiere brauchen Höhlen und vergleichbare Unterkünfte wie leere Gebäude im Winter. Die Höhlen im Hönnetal haben eine gleichbleibende Temperatur von acht Grad plus. Wichtig sei Fledermäusen, trocken und geschützt vor Fressfeinden abhängen zu können, weiß Kolarik.
Alte Baumhöhlen als neue Heimat
Was bedeutet die geplante Umsiedlung der Tiere? Das sei nicht ganz leicht, meint der Umwelt-Fachmann: „Fledermäuse sind auch Gewohnheitstiere. Bis die sich ein Ersatzquartier gesucht haben, das ihrem Nachwuchs Sicherheit verspricht, kann das ein, zwei Jahre dauern.“ Der NHV bietet sich Straßen NRW als Partner bei der Suche nach einer Lösung an: „Wir haben da schon ein, zwei Ideen. Denkbar ist auch, Baumbestände einfach alt werden zu lassen. Dann können die Fledermäuse natürlich Baumhöhlen nutzen.“
Der Bundesverkehrswegeplan hat die B 229 n gelistet. Bis 2030 soll sie fertig sein.