Balve/Menden. Lhoist liegt direkt hinter Hönne-Engstelle Klusenstein. Normalerweise droht bei Hochwasser Gefahr. Doch es ging noch mal gut. Warum?

Der Klusenstein ist eng. Kein Wunder, dass die Hönne an dieser Stelle noch einmal richtig Fahrt aufnimmt – wobei Kenner wie Bürgermeister Hubertus Mühling wissen, dass der Fluss eine der höchsten Fließgeschwindigkeiten weit und breit hat. Hinterm Klusenstein, bereits auf Mendener Boden, liegt das Werk Hönnetal von Kalk-Hersteller Lhoist. Wie ist die Firma mit dem Jahrhunderthochwasser vom 14. Juli zurecht gekommen? Herrschte Land unter? Wie groß waren die Schäden?

Lhoists Kalkwerk liegt im Hönnetal. Es kam bei der Flut glimpflich davon.
Lhoists Kalkwerk liegt im Hönnetal. Es kam bei der Flut glimpflich davon. © WP | Peter Müller

Theoretisch müsste sich Werksleiter Stefan Flügge Sorgen machen. Denn: Die Hönne entspringt dem Großen Attig in Neuenrade; die Quelle liegt 437 Meter überm Meeresspiegel. Die Hönnemündung in Fröndenberg liegt auf nur 180 Metern über Normalnull. Das große Gefälle macht die Hönne schnell, dazu die Talenge und, zumindest am 14. Juli, bisher nie dagewesene Regenmengen. 137,4 Millimeter Niederschlag pro Quadratzentimeter: Diesen 24-Stunden-Wert haben professionelle Wetterstationen noch nie erfasst. Flügge wirkt aber mehr als 14 Tage nach dem Ereignis, das Tausende von Menschen in der Region als Katastrophe erlebt haben, erstaunlich entspannt: „Wir haben Wahnsinnschwein gehabt“, sagt er. „Uns retteten Zentimeter.“

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Lhoist verdankt seine beinahe wundersame Rettung dem ungefragten Einsatz von Mitarbeitern. „Sie sind abends gekommen und haben Vorsichtsmaßnahmen durchgeführt“, erläutert Flügge. „Sie haben beispielsweise in Bereichen, um die wir Angst hatten, vorsichtshalber die Energieversorgung abgestellt. Wir haben gewisse kritische Bereiche, die durch Grundwasser oder die Kanalisation gefährdet werden können, mit Pumpen ausgestattet.“ Lediglich einige Gebäuden hatten Probleme mit hochdrückendem Grundwasser.

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Die Kalk-Öfen gelten als sensibler Bereich. Vorsichtshalber wurde der Strom zeitweise abgestellt.
Die Kalk-Öfen gelten als sensibler Bereich. Vorsichtshalber wurde der Strom zeitweise abgestellt. © WP | Peter Müller

Lhoist-Mitarbeiter versuchten aber nicht nur das Werk zu retten – sie sahen auch drohende Gefahr für Anwohner der nahen Arminiastraße im Ortsteil Oberrödinghausen. „Sie haben versucht zu retten, was zu retten ist. Sie haben Säcke geschaufelt, Pumpen gehängt“, fasst Flügge zusammen. Nicht alle Häuser konnten vor der Flut gerettet werden. Dennoch sagt Flügge: „Im Vergleich zu den, was an manchen Stellen in Menden und Balve passiert ist, war das nichts.“ Lhoist kümmerte sich, wie Flügge betont, sehr schnell um die Abfuhr von Sperrmüll: „Die Anwohner hatten schon am nächsten Tag die Container da stehen.“ Das große Aufräumen begann schon am Tag nach der Katastrophe. Die Keller seien sehr schnell leer gewesen.

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Länger dauerte die Reparatur des Schienennetzes der Bahn, das Lhoist wesentlich zum Gütertransport nutzt. Die Bahn habe binnen vier Tagen dafür gesorgt, dass die Waggons wieder rollen können. Flügge: „Wir können uns nur bedanken.“