Die Flut-Katastrophe – sie kam so schnell wie ein Spuk. Genauso schnell verschwand sie. Warum war das Hochwasser so schlimm?

Balve. Das Hochwasser kam schnell, es ging schnell: Der Volkringhauser Rainer Krause kann sich so genau an den Chaos-Tag Mittwoch erinnern, als gebe er eine Filmhandlung wider. Dennoch schwingt in seiner Erzählung etwas von einem bösen Spuk mit, der Gott sei Dank vorbei sei: „So etwas habe ich noch nie erlebt.“ Stimmt das? Zeit für einen Fakten-Check.

Hochwasser in Balve und Garbeck: Die Märkische Straße wird zur Wasser-Straße.
Hochwasser in Balve und Garbeck: Die Märkische Straße wird zur Wasser-Straße. © WP | jürgen overkott

Die Spurensuche führt wieder einmal zur Wetterstation von Frank Baumeister. Sie steht oberhalb von St. Blasius. Auch Baumeister die Daten, im Gegensatz zum Mendener Hobby-Meteorologen Peter Friedrich, nicht auswertet: Der Balver arbeitet mit Profi-Gerät.

+++ CHAOS-TAG MITTWOCH +++

Was hat Monster-Tief „Bernd“ am Mittwoch im Hönnetal angerichtet? Der Dauerregen bescherte Balve zwei unerbetene Rekorde: Zum einen brach „Bernd“ den Stundenrekord. Nie zuvor hatte es binnen einer Stunde so viel geregnet wie am Mittwoch. Mittwochfrüh um 2.47 Uhr registrierte die Wetterstation 19,8 Millimeter Niederschlag pro Quadratmeter innerhalb von 60 Minuten – Höchstwert.

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Überhaupt geht der gesamte Mittwoch in Balves Wetter-Geschichte ein. 137,2 Millimeter Regen ist gemessen worden. Klimaforscher haben festgestellt, dass ein durchschnittlicher Juli Balve rund 60 Millimeter Niederschlag bringt, Der Wert eines Tages hat also mehr als doppelt so hoch wie der Wert eines normalen Monats gelegen.

+++ DAS GROSSE AUFRÄUMEN +++

Balve Aufräumen nach dem Hochwasser im Pfarrarchiv. Sogar Dechant Andreas Schulte (2. von links) packt an.
Balve Aufräumen nach dem Hochwasser im Pfarrarchiv. Sogar Dechant Andreas Schulte (2. von links) packt an. © Sven Paul | Sven Paul

Stimmt die Beobachtung, dass die Pegel von Garbach und Hönne am Nachmittag plötzlich gestiegen sind? Das lässt sich anhand der Pegelstände der Umweltbehörde Lanuv überprüfen; sie arbeitet eng mit dem Ruhrverband zusammen, der aktuell Balves Kläranlagen betreibt und künftig die gesamte Kanalisation im Stadtgebiet übernehmen will. Die Daten sind im Internet einsehbar. Wie haben sie sich am Mittwoch entwickelt?

+++ STADT OHNE STROM +++

Die Kurve des Pegelstandes der Hönne in Garbeck zeigt beispielhaft, dass der Fluss in den vergangenen vier Wochen keinerlei Anlass zur Besorgnis gegeben hat. Nicht mal zwei Gewittertage haben daran etwas geändert.

Und dann ist „Bernd“ gekommen. Die Kurve ist in kürzester Zeit derart nach oben geschnellt, dass die Hönne fast sechs Mal so tief wie üblich geworden ist: 1,80 Meter statt 35 Zentimeter Tiefe. Am Tag danach ist davon nicht mehr viel zu sehen. Nur das Gras auf den Überschwemmungsflächen ist platt.