Balve. Müll, Lärm, Vandalismus: Der Ausschuss ESDS setzt bei der Beschreibung des Problems auf Genauigkeit, Welche Lösungen helfen können.
KirchenvorstandLudger Terbrüggen ist sauer, richtig sauer. Es ist Anfang März. Die Corona-Regeln haben das öffentliche Leben eingefroren. Was Terbrüggen ärgert: Müll rund um die Pius-Kapelle. Auf dem Vorplatz vor der Pfarrkirche St. Blasius sieht’s kaum besser aus. Schließlich stellt die Gemeinde Videokameras auf.
SGV-Chef Frank Wassmuth ist sauer, richtig sauer. Es ist Anfang Mai. Von Lockerungen der Corona-Beschränkungen wagt im Hönnetal noch niemand zu träumen. Frank Wassmuth hat Fotos zusammengestellt, um zu zeigen, was ihn nervt: Am SGV-Heim türmt sich Müll – neben dem Eimer. Ein Mülleimer landet gar in der Sickergrube. Mehr noch: Ein Handlauf der Aussichtsplattform im Balver Wald wird kurzerhand abgeschraubt, das Panoramaschild auf den Kopf gestellt.
Scherben, Krach und rotzfreche Lümmel
Realschulleiterin Nina Fröhling ist sauer, richtig sauer. Vorigen Mittwoch, im Ausschuss ESDS in Volkringhausen, wird sie emotional, als sie Vermüllung des gerade sanierten Schulhofes beklagt, mutwillige Beschädigung von Holztischen auf dem Hof, Scherben, Krach und rotzfreche Lümmel.
Der städtische Fachbereichsleiter Michael Bathe sieht in seiner Zusammenfassung vielerorts „extreme Vermüllung“. Er fügt aber hinzu: „Das war schon vor Corona so.“ Unbestritten aber ist: Die Nebenwirkungen der Seuche fürs gesellschaftliche Leben haben das Müll-Problem im Hönnetal verschärft. Bathe erwähnt allerdings auch, dass das Ordnungsamt bereits im Einsatz ist – und die Polizei. Überdies sei ein Wachdienst für das Gelände am Krumpaul engagiert.
Was sagt die Polizei dazu? Mendens Wachleiter Friedhelm Reinwald und Bezirksbeamter Thomas Wietbüscher: „Wir müssen differenzieren.“
Bücher für Feuerchen auf Grundschulhof
Rund um die Realschule haben – so sagen sie – Auto-Poser und Hobby-Schrauber getummelt: Laut ja, nervig manchmal, aber sie hinterlassen weder Müll noch Schäden. Inzwischen ist das Schulgelände meist per Schranke abgeriegelt.
Ärgerlich indes ist die Unsitte mancher Pubertierender, Bücher aus dem Bücherschrank neben der Bäckerei Tillmann zu holen, „um auf dem Hof der Grundschule Balve ein Feuerchen zu machen“.
Probleme bereiten Erwachsene zwischen 20 und 30. Sie protzen mit PS, hinterlassen Müll, demolieren Gegenstände, plustern sich auf.
Vertreibung verlagert Problem
Was tun? Die beiden Polizeibeamten raten, das Gespräch mit den jungen Leuten zu suchen. Zugleich machten sie eines klar: Eine Vertreibung aufmüpfiger Jugendlicher löst das Problem keineswegs. Er wird nach ihrer Erfahrung lediglich verlagert. So hat sich der Hönneradweg hinter Netto zum neuen, kaum einsehbaren Treffpunkt für gelangweilte bis genervte junge Leute entwickelt.
CDU-Fraktionschef Alexander Schulte fragt, wie er reagieren soll, wenn er Regelverstöße junger Leute sieht: „Soll ich mir von denen eine blutige Nase holen?“
Streetworker soll bei Lösung des Problems helfen
Die Beamten raten lediglich dann zum Polizei-Ruf, wenn Jugendliche bei Sachbeschädigung oder Drogenhandel erwischt werden.
SPD-Ratsfrau Sigrid Schmidt nimmt den Gedanken der Polizei auf. Sie bringt einen Runden Tisch mit allen Beteiligten ins Gespräch.
Sie findet Zustimmung, zumal Ausschusschef Lorenz Schnadt (UWG), selbst Polizist, nicht von Straftaten, sondern von „sozialen Ungehörigkeiten“ spricht. Der Beschluss fällt einstimmig aus.
Die Situation ist für Balve günstig. Christian Wulf kann bald auf Unterstützung eines neuen Streetworkers hoffen. Nils Haarmann beendet gerade sein Studium als Sozialarbeiter.