Balve. Plötzlich Hotspot. Wie die bisher musterhafte Stadt Balve eine Corona-Welle erlebt und was sie dagegen tut.

Lange Zeit galt Balve als musterhaft in der Corona-Krise. Während vor allem aus dem Südkreis immer mehr Erkrankungen bekannt wurden, blieben die Zahlen aus dem Hönnetal übersichtlich. Das hat sich inzwischen geändert. Eine Welle von Infektionen, vor allem im Flüchtlingsheim in der Helle, ließ den Sieben-Tage-Inzidenzwert, die binnen einer Woche bekannt gewordenen Erkrankungen auf 100.000 Einwohner hochrechnet, in die Höhe schnellen. Plötzlich war Balve Corona-Hotspot. Immerhin zeichnete sich am Freitag eine leichte Entspannung ab.

Infektionszahl sprunghaft gestiegen

Bürgermeister Hubertus Mühling ist wieder als Krisenmanager gefragt.
Bürgermeister Hubertus Mühling ist wieder als Krisenmanager gefragt. © WP | jürgen overkott

Nachdem Kreis-Sprecherin Ursula Erkens Mitte der Woche sprunghafte Corona-Zahlen aus Balve vermeldet hatte, wurde am Freitag lediglich eine einzige Neuinfektion gemeldet. Das summierte sich auf 35 Corona-Fälle.

Die Stadt Balve hat nach dem Corona-Ausbruch in der Helle umgehend reagiert. Sie engagierte einen privaten Sicherheitsdienst aus Menden. Das Personal sorgt dafür. dass die Kontakte aufs Nötigste beschränkt werden. Am Freitagmorgen herrschte im Bereich vor dem eigentlichen Stockmeier-Werksgelände eine fast gespenstische Stille.

Wie ist die Lage in der Unterkunft? Im Heim in der Helle leben derzeit 29 Menschen im Alter zwischen zwei und 73 Jahren. 13 Nationalitäten sind vertreten. Jenseits der Vorschulkinder gibt es keinen Analphabeten. Das erleichtert der Stadt, aber auch Deutschem Roten Kreuz (DRK) und Bündnis für Flüchtlinge die Information der Geflüchteten.

Ein Flüchtling auf Normalstation

Trotz der hohen Infektionszahl ist Balve bisher glimpflich davongekommen. Wie Bürgermeister Hubertus Mühling der Westfalenpost auf Anfrage sagte, sei lediglich ein Flüchtling im Krankenhaus – auf Normalstation.

Ärzte kümmern sich um die medizinische Versorgung der Patienten, die oft an Atemwegserkrankungen leiden. Lebensmittel und Hygieneartikel beschaffen Mitarbeiter des Sozialamtes. Bei Bedarf steht auch das DRK bereit, wie Schatzmeister Bernd Krämer auf Anfrage versicherte. Zusätzlich habe das DRK auf Wunsch der Stadt mit einem mobilen Team des Testzentrums am Donnerstag in zwei Einrichtungen Corona-Schnelltests organisiert.

Aber was wird getan, um angesichts von 14-tägiger Quarantäne Lagerkoller in der Unterkunft zu vermeiden? Mühling: „Täglicher Kontakt zu den Flüchtlingen, teilweise telefonisch oder vor Ort unter Beachtung der Corona-Schutzregeln.“

Wie funktioniert Kontakt zu Geflüchteten?

DRK Balve, Verabschiedung lang gedienter Vorstandsmitglieder (von links) Karl Würminghausen, Rainer Schäfer, Stephan Elend, Paul Stüeken, Bernd Krämer. Das DRK ist aktuell eingebunden in die Betreuung der Flüchtlingsunterkunft in der Helle.
DRK Balve, Verabschiedung lang gedienter Vorstandsmitglieder (von links) Karl Würminghausen, Rainer Schäfer, Stephan Elend, Paul Stüeken, Bernd Krämer. Das DRK ist aktuell eingebunden in die Betreuung der Flüchtlingsunterkunft in der Helle. © DRK Balve | V. Greger

Wie das geht, verriet Engelbert Falke vom Bündnis für Flüchtlinge auf Anfrage: „Die Hauspaten – Frau Streitenberger, Herr Schwarz, Herr Hermanns und Frau Schäfer-Hahne – stehen telefonisch mit den Bewohnern in Verbindung. Die Stimmung ist, wie man sich denken kann, nicht hervorragend. Trotzdem sei gesagt, dass die Bewohner des Stockmeierhauses wenigsten die Möglichkeit haben, sich an der freien Luft aufzuhalten. Im Gegensatz zu Menschen, die eine kleine Wohnung – ohne Garten – in der Stadt haben.“

Das Wetter spielt vorerst mit. Es bleibt bis Anfang kommender Woche trocken mit sonnigen Abschnitten. Laut privatem Portal wetter-balve.de bewegen sich die Höchsttemperaturen nach kalten Nächten im zweistelligen Bereich.

Der Corona-Ausbruch hat auch Folgen für die Hilfsangebote des Bündnisses für Flüchtlinge. „Es soll nun versucht werden, für die Teilnehmer die Möglichkeit zu schaffen sich online weiter mit der deutschen Sprache zu beschäftigen, damit die bisher guten Ergebnisse durch zu lange Pausen nicht verloren gehen“, sagte Falke. Die mittwöchliche Beratung im Balver Jugendzentrum fällt vorerst aus. Aber es gibt in dringenden Fällen Hilfe per Telefon (02371-24781).