Balve/Menden. NHV-Chef Andreas Kolarik setzt sich für den Erhalt des Hönnetals und gegen eine Erweiterung des Kalkabbaus an. Dabei übt er harte Kritik am Land.

Im Interesse der Region und zum Schutz der Heimat soll „der industrielle Kalkabbau im Hönnetal beendet werden“. Das fordert der Vorsitzende des Naturhistorischen Vereins Hönnetal, Andreas Kolarik, in einem Offenen Brief an NRW-Arbeitsminister Karl-Josef Laumann (CDU). Kolarik macht die Landesregierung mitverantwortlich für „die laufenden Pläne zur dauerhaften Zerstörung der Landschaft“.

Das Hönnetal mit seinen umgebenden Karstzügen sollte demnach nach Ansicht des Naturhistorischen Vereins Hönnetal als „landesbedeutsamer Kulturlandschaftsbereich“ im Sinne des Landesentwicklungsplans geschützt werden.

Hönnetal wichtig fürs Heimatgefühl

Vereinsvorsitzender Andreas Kolarik verlangt, fachliche Empfehlungen für das Hönnetal sollten neu bewertet werden. Dabei beruft er sich auf den gültigen Landesentwicklungsplan (LEP). Angesichts von Vereinheitlichungstendenzen bei Städtebau, Architektur und Lebensstil seien gewachsene Kulturlandschaften „wichtig für die Verankerung der regionalen Identität und die Verbundenheit mit der Heimat“, schreibt Kolarik. Das gelte gerade für das dicht besiedelte Nordrhein-Westfalen. Deshalb sollte laut LEP bewusster Kulturlandschaftsentwicklung und Erhaltung landschaftlicher Zeugnisse der Kulturgeschichte „besondere Aufmerksamkeit zukommen“. Dabei gehe es „nicht nur um die Sicherung raumbedeutsamer schutzwürdiger Kulturgüter und ihrer Umgebung“. Es gehe vielmehr um einen querschnittorientierten und ganzheitlichen Betrachtungsansatz auf allen Planungsebenen. Dabei sollten die Eigenarten der Kulturlandschaften eine Rolle spielen, die für den lokalen Zusammenhalt und für das Image der Region wichtig seien.

Geschützte Tiere und Pflanzen

Naturhistorischer Verein Hönnetal präsentiert Buch übers Hönnetal: Vorstandsmitglieder Andreas Löbel, Andreas Kolarik, Adalbert Allhoff-Cramer (von links). Kolarik setzt sich für den Erhalt des Hönnetals ein. Dabei kritisiert er das Land NRW hart.
Naturhistorischer Verein Hönnetal präsentiert Buch übers Hönnetal: Vorstandsmitglieder Andreas Löbel, Andreas Kolarik, Adalbert Allhoff-Cramer (von links). Kolarik setzt sich für den Erhalt des Hönnetals ein. Dabei kritisiert er das Land NRW hart. © WP | Jürgen OverKott

Kolarik sieht das Hönnetal als eine Art Wiege Westfalens an. Es sei eine „reiche Fundlandschaft für alle Perioden der Menschheitsgeschichte“. Zudem sei das Hönnetal bedeutsam wegen geschützter Tiere und Pflanzen. Obendrein komme der Region zeitgeschichtliche Bedeutung zu. In der NS-Zeit wurde dort eine unterirdische Industrieanlage zur Produktion von synthetischem Flugzeug-Treibstoff errichtet.

Touristische „Highlights der Superlative“

Kolarik sieht für den Tagestourismus „ein großes Potenzial, das neu erschlossen werden kann“. Es sei „in jeder Hinsicht ausbaufähig – naturschonend und nachhaltig“. Denn: „Das Karstgebiet des Hönnetals bietet mit Höhlen und Burg ein faszinierendes Landschaftsbild, und wegen seiner archäologischen und kulturellen Vielfalt vom Mittelalter bis zur Neuzeit touristische Highlights der Superlative. Es bietet eine aufregende Geschichte, die erst in Ansätzen erzählt ist.“

Neue Grenzen für das Erweiterungsgebiet von Lhoist: Der Regionalrat der Bezirksregierung Arnsberg hat den Entwurf geändert.
Neue Grenzen für das Erweiterungsgebiet von Lhoist: Der Regionalrat der Bezirksregierung Arnsberg hat den Entwurf geändert. © Bezirksregierung Arnsberg

Kolarik beklagt, dass das Land Nordrhein-Westfalen der weiteren Ausbeutung des Rohstofflagers zugestimmt habe. Es nehme damit „die dauerhafte Zerstörung einer bedeutenden Natur- und Kulturlandschaft in NRW billigend in Kauf“. Der geplante Kalkabbau treibe „gigantische Landschaftszerstörung weiter voran“.

Direkte Kritik am Minister

Kolarik wirft Laumann vor, bei einem Besuch von Kalk-Hersteller Lhoist in Oberrödinghausen seine Zustimmung zum Abbau des Gesteins gegeben habe: „Abgebaut wird der Karstzug nach Auffassung der Landesregierung so oder so - wenn nicht im Eisborner Beil, dann eben im Beckumer Feld oder notfalls auf der Klusensteiner Hochfläche.“ Kolarik wendet sich auch gegen die Ausweisung von Reservegebieten für den Kalk-Abbau. Das sei „eine klare Entscheidung gegen den Umweltschutz und zukünftige Generationen“. „Dagegen erheben wir Einspruch“, erklärte Kolarik. !Wir fordern die Schließung des Abbaugebietes Hönnetal. Nach mehr als hundertjähriger Ausbeutung der Kalkaufkommen des Hönnetals ist das Maß voll. Das Land NRW muss dem Raubbau an dieser Kulturlandschaft endlich Einhalt gebieten und sie einschließlich ihrer Hochflächen wirksam schützen.“

Kolarik meint, der Kalktagebau sei unumkehrbar: „Landschaftseingriffe durch Steinbrüche sind endgültig. Von einer Renaturierung der Kalksteinbrüche zu sprechen ist unseriös, eine Mogelpackung. Die Landschaftszerstörung bleibt sichtbar, für immer.“

EXTRA: BEFÜRCHTETE FOLGEN FÜR DIE NATUR

Stefan Flügge, neuer Werksleiter bei Lhoist
Stefan Flügge, neuer Werksleiter bei Lhoist © WP | Christian Zöller

Der Naturhistorische Verein Hönnetal befürchtet durch den Kalk-Abbau für Grundwasserspiegel und Trinkwasserhaushalt „gravierende Auswirkungen“.

Eine Erweiterung des Steinbruchs Asbeck nach Süden erhöhe die Gefahr der Austrocknung der Felsen. Zudem würde eine Erweiterung in Beckum die geschützte Graubner-Hecke mittelfristig zerstören – und damit eine bedeutende Dino-Fundstelle.