Balve/Mellen.
Sie hat das Berufsleben hinter sich, und das ist gut so, findet Sieglinde Drees. Die pensionierte Lehrerin aus Mellen hat Zeit gewonnen, Zeit für Kommunalpolitik. Den Übergang hat kein harter Schnitt markiert. Es ist ein schleichender Prozess, Corona sei Dank.
In ihrer Zeit im Schuldienst hat sich Sieglinde Drees, die im Hönnetal besser bekannt ist als „Siggi“, mit politischem Engagement zurückgehalten: „Wenn sich auf den Unterricht gut vorbereiten will, kostet das sehr viel intensive Zeit. Ich habe das gerne gemacht.“
Gern hat sich Siggi Drees auch in der Politik engagiert, 1989 schon, die Mauer fällt, das Ende der DDR liegt in der Luft, die deutsche Einheit. Doch nicht die große Politik interessiert Siggi Drees. Vielmehr will sie das Leben in Dorf und Stadt voranbringen: „Das hat mich interessiert. Damals waren die Kinder klein, und mein Mann hat sich damals um die Kinder gekümmert, wenn er abends von der Arbeit kam, und ich konnte dann zu den Ausschüssen gehen. Das war für mich eine Abwechslung. Familie und Haushalt habe ich gerne angenommen, aber nur das wäre mir zu langweilig gewesen.“
Raimund Vedder-Stute, im Dorf bestens vernetzt, gibt damals ihr den letzten Anstupser: „Du könntest uns doch gut im Rat vertreten.“ So zieht Siggi Drees für die Union ins Stadtparlament ein. Später wird sie Mellens Ortsvorsteherin: „Man sieht, dass man mitentscheiden, man sieht, dass man mitgestalten kann, wenn man sich einbringt. Man hat Zugang zu Menschen, zu neuen Themen.“
Als die Kinder größer werden, entscheidet sie sich, in den Schuldienst zurückkehren. Die neue Hinwendung zum Beruf bedeutet für Siggi Drees einen weitgehenden Abschied aus der Politik. „Als ich zurück in den Beruf gegangen bin, musste ich selektieren: Was hat Priorität? An erster Stelle steht die Familie, dann der Beruf, und die Politik steht hinten dran...“ Siggi Drees macht eine kleine Pause, lässt ihre Worte wirken. „In den Ausschuss, vorher eine Einladung aufgemacht und schnell mal übers Papier gehuscht – dabei habe ich ein ganz schlechtes Gefühl, wie ich da in der Sitzung entscheiden soll.“
Mobbing im Netz
Die Politik wird Siggi Drees nie ganz loslassen – nicht nur, weil Politik eines ihrer Unterrichtsfächer ist.
Hat sich Politik in rauen Zeiten der sozialen Netzwerke verändert? Siggi Drees nachdenklich: „Ein dickes Fell musste man immer schon haben.“ Online-Mobbing hin, Internet-Trolle: Die Chefin der Ortsunion lässt sich dennoch nicht schrecken. Der neue Rat macht der Sachkundigen Bürgerin im Ausschuss ESDS – trotz der mickrigen Frauen-Quote – Hoffnung: „Die Mischung aus Jung und Alt ist mir ganz wichtig. Die Jungen bringen die Ideen, wir haben die Erfahrung.“
Mehr Informationen aus dem Hönnetal: www.wp.de/staedte/balve