Beckum. Georg Wortmann folgt auf Julia Jost – und setzt sich als neuer Ortsvorstehen ehrgeizige Ziele. Was der 59-Jährige Beckumer mit dem Dorf vorhat.
Es geht nur gemeinsam: Das weiß Georg Wortmann. Er ist der neue Ortsvorsteher von Beckum, hat das Amt von Julia Jost übernommen. Er möchte nun anpacken für seine Heimat, vor allem aber alle Beckumer miteinander ins Gespräch bringen.
Seine bisherigen 59 Lebensjahre hat Georg Wortmann durchweg an diesem Ort verbracht. Auf die Frage, was Beckum für ihn lebenswert macht, kann er deshalb glaubwürdig antworten: „Ich fühle mich einfach zuhause, meine Familie lebt hier.“ Das sagt er mit Überzeugung, auch wenn es die erwachsenen Kinder teilweise gar auf einen anderen Kontinent gezogen hat.
Ein weiterer Pluspunkt: „Wir haben ein funktionierendes Vereinsleben in Beckum.“ An dem er sich natürlich auch selber gerne beteiligt – beispielsweise als Vorstand des Partnerschaftskomitees Beckum-Roussay.
Aufgabe: Bewusst über Vereinsgrenzen hinaus neue Ehrenamtliche finden
Naturfreund, Landwirt, Lehrer und E-Biker
Georg Wortmann ist Natur und Tierwelt sehr verbunden.
Zum familiären Hof , der im Nebenerwerb betrieben wird, gehören auch mehrere Rinder sowie zwei Haflinger-Pferde, die hier ihren Lebensabend genießen.
Ansonsten fährt der neue Ortsvorsteher gerne mit dem E-Bike durchs Sauerland. Und er versucht auch, den Nachwuchs für die Umwelt zu sensibilisieren.
Im Frühherbst stellte er zusammen mit dem Landwirt und ehemaligen CDU-Ratsherrn Heiner Lürbke rund um Beckum Ansitzstangen für Greifvögel auf, von denen aus die Tiere auf Mäusejagd gehen können. Eine Klasse der Beckumer Grundschule begleitete das Projekt, konnte dabei von Wortmann einiges lernen.
Georg Wortmann will in seinem neuen Amt, das er seit Anfang November ausübt, er den Blick aber ganz bewusst über die Vereinsgrenzen hinaus richten. Und Menschen ansprechen, die auf dem Papier keiner dieser Gruppen verbunden sind. Und es vielleicht auch nicht planen. „Aber es wäre doch schön, wenn sie sich zumindest auf manchen Veranstaltungen sehen lassen.“ Dorfleben endet schließlich nicht mit einer Vereinsmitgliedschaft oder ist ausschließlich daran gebunden. Den Kreis der Aktiven größer ziehen, das ist sein Ziel: „Vielleicht gelingt es uns damit auch, Menschen anzusprechen, die im Verein nicht in der ersten Reihe stehen.“ Und die Akteure selbst pflegen zwar schon einen guten Austausch untereinander. Aber diesen weiter verbessern, noch mehr Synergien bilden, noch mehr von einander lernen, das geht schließlich immer.
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Im Gespräch mit Georg Wortmann fällt vor allem seine Vorliebe für die erste Person Plural auf, einfacher gesagt: Der 59-jährige Programmierer redet am liebsten nur von „wir“ wenn es um die Pläne zu Gestaltung Beckums geht. Und dazu gehört auch, den Stammtisch der Vereine und Gruppen wieder mit mehr Leben zu füllen.
Mit Beckumer Ratsneulingen will Wortmann im engen Austausch bleiben
Dieses Wir sieht Georg Wortmann auch durch die neue politische Vertretung des Ortes verwirklicht, eine für ihn sinnvolle Aufgabenteilung. Er übernimmt den Posten des Ortsvorstehers, mit David Bathe und Stefan Brinkschulte haben zwei junge Politik-Neulinge die Beckumer Ratsmandate angetreten, der Austausch soll eng sein. Wortmann selber bringt sich in der Ortsunion als Schriftführer ein.
Ein weiteres Ziel seiner Arbeit, das er durch verstärkte Kommunikation erreichen will: „Die Politik für die Menschen noch verständlicher und transparenter machen.“ Das persönliche Treffen im Moment schwierig sind, ist klar. Aber die ersten Beckumer Videokonferenzen sind schon in Planung.
Als Ortsvorsteher auch ein Mann für Europa: Kontakt nach Frankreich pflegen
In regelmäßigem Austausch ist Georg Wortmann auch mit der französischen Partnergemeinde Beckums Roussay. Der 59-Jährige erinnert sich grinsend an seinen ersten Kontakt vor 40 Jahren, als er für SuS Beckum gegen das Team aus Roussay gegen den Ball trat. „Wir haben damals ein wirklich schönes Wochenende in Frankreich verbracht.“
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Diese Partnerschaft, die Wortmann auch als Vorstandsmitglied im Freundschaftskomitee vorantreibt, hat er in all den Jahren vor allem aber mit persönlichen Verbindungen vertieft. Enge Kontakte bestehen zu einer Familie aus Roussay. „Ein guter Freund, er bezeichnet mich sogar als Bruder. Das sagt wohl alles“, erzählt der neue Ortsvorsteher. Die aktuelle Pandemielage im Nachbarland kennt Wortmann daher nicht nur aus den Nachrichten: „Auch in Roussay ist es schlimmer als bei uns.“ Dass natürlich auch der für diesen Herbst geplante Besuch französischer Schüler in der Grundschule St. Nikolaus im Ort nicht stattfinden konnte, ist dabei nur eine weitere traurige Randnotiz.
Willkommenskultur auf Ortsteil-Ebene: Neubürger sollen besucht werden
Mit Freude wiederum erfüllt es den Ortsvorsteher und damit Nachfolger von Julia Jost, dass auch das Freundschaftskomitee in den letzten Jahren durch einen Schwung junger Engagierter weiter belebt werden konnte. Damit dafür auch weiter gute Möglichkeiten geschaffen werden, bleibe auch für Beckum das Thema Neubaugebiete wichtig, sagt Georg Wortmann.
Wobei das Miteinander natürlich mit den fertiggestellten vier Wänden erst anfängt. „Wir möchten gerne eine Willkommenskultur in Beckum etablieren. Also dass ich zum Beispiel mit anderen Engagierten zusammen bei den Neubürgern an der Haustür schelle, Vereine und Aktivitäten vorstelle, zum mitmachen einladen.“
Mit der Zeit gehen: Eine Homepage fürs Dorf soll eingerichtet werden
Dazu könnte auch eine allgemeine Homepage von Beckum beitragen, wie sie andere Balver Dörfer schon pflegen. Und schließlich sieht der neue Ortsvorsteher noch Handlungsbedarf bei der Durchgangsstraße B 229. Schon öfter angesprochen und angestoßen, sei eine Verkehrsberuhigung der Arnsberger Straße längst überfällig.