Balve/Lüdenscheid. Eingewöhnung, welche Eingewöhnung? Landrat Marco Voge (40) muss seit dem ersten Arbeitstag Gas geben. Was passiert ist, was er vorhat: Interview.
Landrat Marco Voge (40) hat sein Amt Anfang des Monats angetreten. Der Balver hat sein Büro bezogen. Wegen Corona musste er gleich durchstarten.
Raus aus dem Landtag, rein in den Kreistag – wie weit sind Sie mit der Einrichtung Ihres neuen Büros?
Marco Voge Der Wunsch der Landtagsfraktion war, dass ich mein Büro in Düsseldorf zum 31. Oktober leer ziehe. Das habe ich selbstverständlich gemacht. Mein Wahlkreisbüro in Balve habe ich auch aufgelöst. Zwei Kisten stehen seit dem 2. November im Büro in Lüdenscheid. Da waren sind neben zahlreichen Arbeitsunterlagen auch persönliche Gegenstände drin, angefangen vom Bild meiner Familie bin hin zum Balver Mammut. Außerdem habe ich ein Kreuz aus Balve mitgebracht. Das hat mir Frau Kastens (Pfarrerin der Evangelischen Gemeinde Balve; Red.) geschenkt. Aber so richtig zum Auspacken bin ich noch nicht gekommen.
Warum?
…weil ich direkt am Montag (dem ersten Arbeitstag; Red.) zahlreiche Termine hatte. Der Kalender war schon recht voll.
Wie sah Ihr erster Arbeitstag aus?
Der erste Termin war die Corona-Lagebesprechung am Morgen, 8.30 Uhr, dann kam der Verwaltungsvorstand. Ein Gespräch mit dem Personalratsvorsitzenden – Ludger Heitmann aus Küntrop – stand darüber hinaus unter anderem an. Und das sind nur wenige Beispiele. Das ging die ganze Woche so durch.
Wie sah’s mit Gerätschaften aus?
Ich hatte mein Arbeitslaptop vorher schon eingerichtet, so dass alles funktionierte…
…zumal gleich die konstituierende Sitzung des Kreistages anstand.
Das haben wir von der Verwaltung in Absprache mit den Fraktionen gemeinsam mitvorbereitet: Das ist Tradition hier im Hause. Und wir sind stolz darauf, dass alles so gut geklappt hat. Alles einstimmig – und das bei sechs Fraktionen, bei denen es durchaus widerstreitende Interessen gibt.
Sie sind gewissermaßen mit qualmenden Reifen gestartet. Wie sind die Fahrten von Balve nach Lüdenscheid? Sie sehen die Strecke als Autofahrer – und als Entscheider.
Ich setze mich ins Auto, telefoniere, steige aus, und dann wird weiter geackert. Es sind immer noch zwei Funklöcher da, und die nerven. Wir tun jetzt alles dafür, dass sie verschwinden.
Verschwinden soll auch Corona. Wie haben Sie sich auf die regionalen Besonderheiten vorbereitet?
Egal ob Krankenhäuser oder Bundeswehr-Unterstützung – das ist immer eine Teamleistung. Klar, ich habe das selbstverständlich verfolgt, und es gab auch zahlreiche und sehr konstruktive Übergabe-Gespräche. Die Zusammenarbeit mit den Fachbereichsleitern läuft wirklich sehr gut.
Der Leiter der Gesundheitsdienste war im Wahlkampf Ihr politischer Gegner. Wie läuft die Zusammenarbeit?
Ganz super, wirklich. Er hat mir die Zusammenarbeit schon am Wahlabend angeboten. Wir sehen uns nicht jeden Tag, aber wenn wir zusammenarbeiten, läuft es richtig gut. Ich hatte auch nie einen Zweifel daran, dass er (Volker Schmidt, Leiter des Kreisgesundheitsamtes; Red.) einen guten Job macht. Ja, wir haben gegeneinander kandidiert . Wir wollten beide Landrat werden. Es gibt aber keinerlei persönliche Zerwürfnisse – im Gegenteil.
Corona hat weitergehende Folgen. Die Haushaltslage des Kreises dürfte sich verschlechtert haben. Müssen sich die Kommunen auf eine höhere Kreisumlage einstellen?
Tatsächlich sinkt der Hebesatz für die Haushaltsplanung 2020 um 0,58 Prozentpunkte und absolut um 1.087.218 Millionen Euro. Die Corona-Kosten separieren wir ganz bewusst – damit wir sie korrekt ausweisen können. Mir geht es darum, dass der Kreis nicht gegen die Kommunen steht, sondern dass wir als Kreis zusammen mit den Städten und Gemeinden an guten Lösungen arbeiten. Ich habe nicht vergessen, dass ich vor dem 1. November Ratsmitglied (in Balve; Red.) war.