Balve. Die Balver Werbegemeinschaft sieht beim erneuten Corona-Lockdown Risiken und Nebenwirkungen. Warum Vorsitzender Daniel Pütz sauer ist.
Die Balver Werbegemeinschaft sieht die Corona-Beschlüsse von Bund und Land kritisch. Das machte der Vorsitzende Daniel Pütz am Donnerstag im Gespräch mit der WP klar.
Die Gastronomie
„Verlierer sind ganz klar die Gastronomen, die sich über das Jahr hinweg immer neuen Anforderungen haben stellen müssen und diese auch verantwortungsbewusst gemeistert haben“, sagte Pütz. Die erneuten Repressalien gegen die vermeintlichen Spaßbetriebe erscheinen ihm „wie ein Schlag ins Gesicht für einen der größten Wirtschaftszweige Deutschlands“. Pütz erläuterte seine Argumentation. Vor allem Gastronomie-Angebote im Außenbereich können demnach mit Hygienekonzept nicht nur unter Coronabedingungen funktionieren. Sie seien aktuell geeignet, auch die weithin unüberschaubare Situation in privaten Innenräumen zu entzerren, erklärte Pütz. „Der Sommer hat gezeigt, dass die Frischluft im Kampf gegen die Pandemie unser Freund ist, dieses Wissen sollte man nutzen“, fügte er hinzu, „besser die Leute stehen im Biergarten mit Jacke unterm Heizpilz als zuhause dicht gedrängt in der ungelüfteten Wohnung vorm Kamin.“ Was im Frühjahr mangels Erkenntnis und Konzepten noch dringend geboten war, erscheint heute nur noch bedingt sinnvoll.
Die Veranstaltungsbranche
Einen weiteren Wirtschaftssektor sah Pütz in einer Dauerkrise: die Veranstaltungsbranche mit allem, was daran hängt, von der Technik über Catering und Getränke bis hin zu Künstlern. Sie hänge „seit März im Dauerlockdown“.
Die Vereine
Der Vereins- und Kulturbetrieb liege nach Pütz’ Einschätzung „ebenfalls völlig darnieder“. Vereine, gerade mit kultureller Zielsetzung, haben demnach Konzepte ausgearbeitet, um den nicht selten älteren Mitgliedern höchstmögliche Sicherheit zu bieten. Das gelte auch fürs Publikum bei öffentlichen Veranstaltungen. Pütz verärgert: „Ich frage mich, warum Konzepte, die letzte Woche noch einen ausreichenden Infektionsschutz geboten haben, dieses nun nicht mehr machen, zumal ja die gleichen Konzepte in der Schule Wirkung zeigen sollen. Natürlich erhöhen mehr Infizierte im Umfeld auch das allgemeine Infektionsrisiko, aber es kann ja jeder für sich selbst entscheiden, wie hoch er das aktuelle Risiko einstuft, und gegebenenfalls zuhause bleiben.
Die Fitnessstudios
Der neue Corona-Lockdown trifft auch die beiden Fitnessstudios im Stadtgebiet: Anja Dransfelds „Hönnevital“ in Balve und Andrea Krügers „life“ in Garbeck. Chefinnen und Belegschaft werde erneut eine Zwangspause verordnet – „trotz der ausgearbeiteten Hygienekonzepte“, wie Pütz betont.
Das Handwerk
Selbst für das Handwerk sah Pütz Risiken. Zwar sagte er, die Branche sollte „eigentlich ganz gut mit den Einschränkungen leben können“. Voraussetzung sei aber, dass genug Geld bei den Leuten da sein müsse, um Aufträge zu erteilen. „Der Boom des Sommers, den beispielsweise die Baumärkte zu verzeichnen hatten dürfte sich nicht wiederholen“, urteilte Pütz. „Irgendwann ist zuhause alles gemacht.“ Vermutlich seien die scheinbar guten Zahlen in diesem Bereich vorgezogenen Umsätzen zuzurechnen.
Der Einzelhandel
Unsicherheit machte Pütz auch im Einzelhandel aus. Gut sei, dass die Betriebe weiter öffnen dürfen. „Fraglich ist allerdings, wie viele Kunden sie haben werden, wenn alle möglichst zuhause bleiben sollen“, meinte Pütz. Angesichts der weiteren Öffnung der Geschäfte werde es schwierig, für corona-bedingte Umsatzeinbußen staatliche Hilfen einzufordern. Finanzspritzen waren nach dem Lockdown im Frühjahr an den Nachweis geknüpft, dass behördliche Auflagen zum Umsatzknick geführt hatten.
Die Weihnachtsaktion
„Ob wir die von uns geplante Weihnachtseinkaufaktion realisieren können, ist unter den gegebenen Umständen auch noch fraglich“, sagte Pütz. „Gleiches gilt für unser Adventmeilenangebot, mit dem wir für etwas Betrieb in der Stadt sorgen wollten.“ Zumindest der erste Advent falle in den zweiten Lockdown. Er argwöhnte, „dass es nicht unbedingt bei vier Wochen bleibt, wenn vier Wochen angekündigt werden“.
Pütz: „Ich glaube nicht, dass sich die Händler mit gutem Gefühl mit Waren fürs Weihnachtsgeschäft eindecken werden. Die genannten Betriebe haben den Sommer genutzt und ihre Hausaufgaben gemacht, um ihre Existenz sicherzustellen. Ich hätte von der Regierung erwartet, dass sie die Zeit auch nutzt, um präzise und planbare Szenarien vorzubereiten, um uns bei der Sicherstellung unserer Existenz zu unterstützen. Weniger Bazooka und mehr Skalpell wäre angezeigt gewesen.“