Balve. Balve schneidet im Heimatcheck bei der Frage nach den Einkaufsmöglichkeiten gut ab. Kunden schätzen den Service. So wie im Schuhhaus Schneider.
Klein, aber fein: Der Balver Einzelhandel bekommt in unserem Heimatcheck ein gutes Zeugnis ausgestellt, distanziert zum Beispiel das benachbarte Menden deutlich. Diese Bewertung freut natürlich auch die Händler. Die auch genau wissen, mit welchen Pfunden sie wuchern können.
Die Schulnote 2,67 für den Einzelhandel kann in der Hönnestadt mit Freude zu Kenntnis genommen werden. Findet zum Beispiel Irene Grote. Ihr Schuhhaus Schneider an der Balver Hauptstraße kann exemplarisch stehen für so ein inhabergeführtes Geschäft, keine 100 Quadratmeter an Verkaufsfläche groß, dafür umso größer das Herz und die Leidenschaft dafür, die Menschen gut aussehen zu lassen an den Füßen. Und das merken die Kunden. „Beim Einkauf in Balve geht es immer um die persönliche Note", sagt Irene Grote. Und darum bedient und berät die Chefin auch gerne selber.
In den corona-bedingten Zeiten der Geschäftsschließung trumpfte sie auf mit ihrer Onlineberatung auf (wir berichteten). Jetzt steht das Geschäft wieder für den persönlichen Besuch offen, und Irene Grote kann, wie sie mit einem Augenzwinkern erzählt, eine ihrer großen Stärken ausspielen: ein formidables Gedächtnis. „Ich kann mir einfach einige Dinge sehr gut merken, warum auch immer. Deshalb weiß ich auch nach einigen Jahren immer noch genau, welche Schuhgröße jemand hatte oder kann ihn fragen, ob er Freude hatte mit den blauen Schuhen, die er im letzten Jahr bei mir gekauft hat. Manche Kunden erstaunt mein Gedächnis, aber vor allem schätzen sie das sehr. Ebenso, dass wir sie mit Namen ansprechen können."
Mut und Unternehmergeist
Die schiere Menge an inhabergeführten Geschäften ist in Balve nicht unbedingt riesig. Dafür ist ihr Anteil am gesamten Angebot recht hoch. „Und das schätzen die Menschen hier am Ort im Vergleich mit anderen Städten auch", weiß Irene Grote.
Einsatz für die Menschen schafft Identifikation
Einzelhandel vor Ort, das bedeutet in den meisten Fällen auch Einsatz für die Menschen, für die Vereine, für die Kollegen in der Umgebung. Nicht nur die Goldbäckerei Grote schafft damit Identifikation. Und ein kreatives Projekt reagierte auf die Corona-Beschränkungen.
Auch Carl Grote jun., Geschäftsführer der Goldbäckerei, freut sich über die Bewertung der Balverinnen und Balver in der Kategorie Einzelhandel beim großen WP-Heimatcheck. Aus heiterem Himmel oder als gar unverdient sieht er die gute Note natürlich keineswegs. Dass die Menschen den Geschäften vor Ort besonders verbunden sind, das schafft man nicht nur durch gute Produkte. Es geht auch darum, im Ort Zeichen zu setzen. Vereine und Gruppen zu unterstützen etwa. „Das ist aber auch generell unsere Stärke auf dem Land", so Grotes Einschätzung. Und die gilt auch für Kollegen, die in dieser besonderen Zeit unverschuldet in Notlagen geraten sind. Und so entstand das Projekt „Heimaturlaub" bei Grote.
Zusammen mit ihrem Lieblingsprodukt aus der Langenholthauser Goldbäckerei sollten sich die Menschen ablichten lassen und zeigen, wie sie sich auch in Zeiten von Reisebeschränkungen und -verboten auf Balkonien und Co. eine gute, entspannte Zeit machen. Schön ist es im Sauerland ja schließlich auch. Als Preis für das beste Bild stiftete die Bäckerei einen Gutschein für das Hotel Antoniushütte in Eisborn, wo Corona für schwere Zeiten gesorgt hatte. Also ein Statement in zweifacher Weise. „Dass man sich gegenseitig helfen kann, ist sicher eine Win-win-Situation", sagt Carl Grote. Und natürlich schaffe man Identifikation mit den Menschen durch ihre kreativen Werke. In der digitalen Social-Media-Welt war die Aktion ein großer Erfolg, erzählt der Geschäftsführer weiter. Fast 200 Einsendungen trudelten ein, mehr als 20.000 Mal wurden diese dann angeschaut. Gewonnen hat übrigens ein junger Mann aus Neuenrade-Küntrop, der eine Brötchentüte aus der Grote-Filiale im dortigen Baumarkt auf einem Pony sitzend abholt. Das machte der Jury die Wahl nicht so schwer, wie Carl Gote erzählt: „Einfach cool, dieses Bild!“
Die Leidenschaft für den weit über 100 Jahre alten Familienbetrieb ließ sie vor einigen Jahren den Sprung aus einem durchaus sicheren Beruf als Krankenschwester in die Selbstständigkeit wagen. Dass diesen Mut und Unternehmergeist noch mehr Menschen zeigen – auch in schwierigen Zeiten für den Einzelhandel, eingequetscht zwischen Einkaufszentren und Internethandel –, das würde sich die Balverin durchaus wünschen, auch um das Angebot in der Hönnestadt zu vergrößern.
Es gehe aber auch ums Engagement über den eigenen Laden hinaus. So bringt sie sich auch im Balver Fachhandel ein, der sich derzeit in der Phase der Umbenennung zum „Balver Unternehmertum“ befindet. Hier arbeitet sie mit an einer bessere Aufenthaltsqualität in der Innenstadt. Und da geht es nicht immer nur um die ganz großen Würfe, auch vermeintliche Kleinigkeiten schaffen Wohlfühl-Atmosphäre Nicht zuletzt ist die Sitzbank vor dem Schuhhaus ist ein sichtbares Ergebnis.
Die Corona-Pandemie hat im Nachhinein für Irene Grote auch positive Auswirkungen. Der Großteil der Freizeitmöglichkeiten fiel mit dem Lockdown weg, ebenso war der Shoppingausflug in die nächste Großstadt erstmal nicht angesagt. Also gingen die Menschen spazieren und warfen dabei auch, wie sie festgestellt hat, interessierte Blicke in die heimischen Schaufenster. Und viele kamen dabei offensichtlich auf den Geschmack. „Es kommen jetzt auch Balverinnen und Balver zu uns, die zuvor noch nie oder schon sehr lange nicht mehr im Schuhhaus waren."
Einzelhandel unterstützen
Zum Schluss steht ihr Appell: Einzelhandel in einem Ort überschaubarer Größe funktioniert nur, wenn die Menschen hier ihn auch annehmen und unterstützen. Die Note für Balve sollte da Zuversicht geben.