Balve. Der „Gott des Gemetzels“ wütet nicht in der Sokola.de. Der Festspielverein musste die Inszenierungen absagen. Im Ensemble gibt es ein Problem.

Es hat nicht sollen sein. Dabei hatten sich Regisseurin Marie Neuhaus-Schwermann und ihr Ensemble so gefreut, die populäre schwarzhumorige Beziehungskomödie „Gott des Gemetzels“ endlich auf die Bühne zu bringen – im dritten Anlauf. Doch daraus wurde nichts. Lukas Koch, Vorsitzender des Festspielvereins Balver Höhle, musste in der Nacht zum Donnerstag die Notbremse ziehen: „Es tut uns leid, Ihnen mitteilen zu müssen, dass auch der dritte Versuch, den Gott des Gemetzels in Balve aufzuführen, fehlgeschlagen ist“, hieß es in einer Mail an Karten-Besitzer und Theater-Freunde, die sich einen Platz in der Sokola.de hatten reservieren lassen. „Aufgrund eines erneuten gesundheitlichen Ausfalls im Ensemble ist es uns nicht möglich, das Stück aufzuführen. Eine der Hauptdarstellerinnen fällt nach einer geplanten Operation länger als geplant aus.“

Szene aus der Polanski-Verfilmung: Nancy Cowan (Kate Winslet) und ihr Mann Alan (Christoph Waltz) sind nach außen ein distinguiertes New Yorker Ehepaar. Tatsächlich flippen sie in einem Gespräch mit einem anderen Ehepaar über einen Streit ihrer Kinder aus.
Szene aus der Polanski-Verfilmung: Nancy Cowan (Kate Winslet) und ihr Mann Alan (Christoph Waltz) sind nach außen ein distinguiertes New Yorker Ehepaar. Tatsächlich flippen sie in einem Gespräch mit einem anderen Ehepaar über einen Streit ihrer Kinder aus. © ARD Degeto/Constantin Fim

Schade für Theater-Fans: „Leider ist es uns aufgrund anderer Konstellationen auch nicht möglich, die Aufführungen weiter zu verschieben. Daher hat der Vorstand schweren Herzens entschieden, die Produktion ,Der Gott des Gemetzels’ komplett einzustellen“, hieß es.

Der Festspielverein verfährt in üblicher Manier: „Die bisher vorbestellten, noch nicht bezahlten Karten verlieren ihre Gültigkeit.“ Für die bereits bezahlten Karten bietet der Verein mehrere Optionen:

Wer seine Karte(n) verfallen lässt, unterstützt den in der Corona-Krise schwer geprüften Verein finanziell. Möglich, hieß es, sei aber auch, den Kartenwert in einen Gutschein umzuwandeln oder das Geld zurückzufordern. Inhaber von Tickets mögen sich schnellstmöglich mit der Geschäftsstelle des Vereins in Verbindung setzen – unter Angabe der Buchungsnummer. Die Geschäftsstelle ist telefonisch erreichbar: 02375-1030. Mail-Adresse: info@festspiele-balver-hoehle.de.

Lukas Koch wusste schon am Mittwochabend, dass das Stück wegen der jüngsten Corona-Beschlüsse von Bund und Land zumindest hätte verschoben werden müssen.

Was für das Ensemble besonders schade ist: Nach Corona- und krankheitsbedingter Zwangspause liefen die Proben von Regisseurin Maria Neuhaus-Schwermann und ihrem Team bis zuletzt auf Hochtouren. Die Schauspieler seien motiviert, das Theaterstück den Menschen aus der Region mitreißend zu präsentieren, sagte sie der WP.

Marie Neuhaus-Schwermann war so begeistert von dem Stück und ihrem Ensemble. Sie alle schmerzt die endgültige Absage.
Marie Neuhaus-Schwermann war so begeistert von dem Stück und ihrem Ensemble. Sie alle schmerzt die endgültige Absage. © WP | Jürgen Overkott

Das Stück, geschrieben von Yasmin Reza, wurde erstmalig 2006 in Zürich aufgeführt. Worum geht’s? Zwei Ehepaare versuchen den eskalierten Konflikt ihrer Kinder zu klären. Was anfänglich friedlich zu laufen scheint, entwickelt sich schnell zu einer hitzigen Diskussion. „Situationen wie diese, sind so gut wie jedem bekannt. Viele Eltern werden sich in dem Stück wiederfinden können“, stellte Maria Neuhaus-Schwermann fest.

Kein guter Stern

Doch auf den Proben lag kein guter Stern. Auf Grund eines erkrankten Schauspielers waren die Proben schnell monatelang unterbrochen. Dem Ensemble habe das aber keineswegs einen Dämpfer verpasst. „Die Schauspieler sind so motiviert wie nie, sie freuen sich, endlich wieder auf die Bühne zu können. In der Pause wurden fleißig Texte gelernt“, meinte die Regisseurin.

Doch im Frühjahr kam der erste Lockdown. Er habe dem Schauspiel-Ensemble stark zugesetzt. Fast sechs Monate durften die Mitglieder ihrem Hobby nicht nachgehen. Nach dem zwischenzeitlichen Neustart des Kulturlebens wurden die Inszenierungen wegen vorgegebener Besucherbeschränkungen von der Balver Realschule in die deutlich kleinere Sokola.de in Langenholthausen verlagert. Die Regisseurin nahm’s positiv: „Die Zuschauer haben die Möglichkeit, eine intimere Atmosphäre zu genießen und Einzelheiten zu sehen und zu spüren.“ Das ist inzwischen passé. Dem Publikum entgeht die Chance, die Amateur-Schauspieler aus dem Hönnetal in anspruchsvollen Rollen zu sehen.