Langenholthausen. Corona hat die Goldbäckerei vor Herausforderungen gestellt. Dabei erwies sich eine Innovation des Bezahlen unvermutet als Trumpf.
Das Bäcker-Handwerk muss kleine Brötchen backen. Doch die Goldbäckerei Grote wächst gegen den Trend.
Sie haben das Bäckorant am Sorpesee eröffnet, die Einrichtung eines neuen Backcafés im Iserlohner Fritz-Nolte-Haus angekündigt und startet in Herscheid am 27. Oktober ein neues „Goldcafé“. Was ist die Idee dahinter?
Carl Grote Alle Projekte haben wir vor der Krise beschlossen. Amecke, beispielsweise, war weit vor Corona. Auch Iserlohn haben wir vor Corona fix gemacht.
Welche Folgen hat Corona für die Goldbäckerei?
Auch wir haben damit zu kämpfen. Wir hatten aber dennoch in unserer Branche sehr viel Glück. Es ist ein Unterschied, ob ich von 100 auf null runter fahre – oder von 100 auf 80. Selbst als meine Frau damals noch in ihrem Schuhladen komplett schließen mussten, hatten wir ja immerhin im Café-Bereich noch den Außer-Haus-Verkauf. Bei Brot, Brötchen und Kuchen sind die Umsätze gleich geblieben. Aber im Café-Bereich haben wir Corona schon gemerkt. Wir hatten damals beispielsweise keine Frühstücke mehr. Nach der Schließung gingen die Umsätze in den Cafés wieder nach oben. Aber wir haben noch nicht wieder die Umsätze von vorher. Bei vielen Verbrauchern ist immer noch Angst (vor Ansteckung; Red.) mit im Spiel.
Wie ist das Bäckorant angelaufen?
Wir sind nach der Eröffnung im Sommer regelrecht überrollt worden. Es schien so, als wenn es Corona gar nicht gäbe. Das Wetter hat uns in die Karten gespielt – und die Neugier der Leute. Wir haben extra eine Karte dafür erstellt, hochwertige Produkte, alles auf der Basis von Backwaren.
Dabei war ein Produkt eine Innovation: die Brommes, Pommes auf Brot-Basis.
Die sind sehr, sehr gut angelaufen. Die Leute dachten zuerst, da wäre ein Rechtschreibfehler auf der Karte (lacht).
Das Haus hat eine Top-Lage. Wie lange bleiben die Gäste?
Unterschiedlich. Manche bleiben eine Minute, bestellen, bezahlen, gehen. Manche bleiben 20, 30 Minuten, um zu frühstücken. Manche kommen, essen etwas, gehen einmal ums Vorbecken und kommen dann wieder für ein Stück Kuchen. Andere setzen sich hin, nur um etwas zu trinken. Von den Umsätzen liegen wir deutlich über dem, was wir erwartet haben. Ich bin fest davon überzeugt, dass das Konzept Nachahmer haben wird. Wir haben im Sommer um die 50 Kollegen aus der Bäckerwelt dagehabt, aus ganz Deutschland.
Welche Rolle spielt Elmar Kleine-Linsmann dabei?
Eine ganz wichtige. Er ist seit 2015 dabei. Er kommt aus Gastronomie. Ohne sein Knowhow hätten wir’s nicht gemacht. Dazu sind wir zu sehr Bäcker und zu wenig Gastronomen.
Jetzt kommt die kalte Jahreszeit – und die steigenden Corona-Zahlen.
Geburtstags- und Weihnachtsfeiern sind zu 80 Prozent abgesagt. Ich gehe davon aus, dass die übrigen auch noch abgesagt werden. Viele Leute haben Angst – und sei’s nur davor, dass die eingeladenen Gäste nicht kommen. Ein paar kleine Veranstaltungen sind uns noch geblieben.
Nun ist mit Corona kontaktloses Bezahlen in Mode gekommen. Bei Ihnen gibt es das schon länger. Waren Sie Wegweiser?
In unserer Branche schon. In Bäckereien gab es das hier im Sauerland nicht.
Was waren die Gründe für das zögerliche Verhalten der Mitbewerber?
Die Kosten für bargeldloses Bezahlen waren damals noch sehr hoch, vor allem wenn man bedenkt, dass wir in der Regel nur einen kleinen Kunden-Bon haben. Im Durchschnitt sind das vier bis fünf Euro. Früher gab es beim bargeldlosen Bezahlen pro Bon noch eine Pauschale für die Händler.
Was hat sich geändert?
Die Bezahlsysteme sind günstiger geworden. Die Betreiber der Systeme haben den Branchen mit den kleinen Bon inzwischen auch gute Angebote gemacht. Da gibt noch eine Änderung: Das Bargeld kostet bei den Banken inzwischen Geld. Früher konnte man bei der Hausbank Bargeld 1:1 tauschen. Heute wird eine Gebühr fällig. Zwei Prozent Bearbeitungsgebühr sind immer weg, egal ob privat oder geschäftlich. Der Bezahlvorgang ist schneller geworden. Das bargeldlose Zahlen hat jetzt, durch Corona, noch mal mehr Aufmerksamkeit gekriegt: durch das Thema Hygiene. Vor Corona lagen wir bei sechs Prozent bargeldlos – heute zahlen 30 Prozent der Kunden mit Karte.