Langenholthausen/Amecke. Charly und Carl Grote setzen mit dem „Heinathafen“ in Amecke ein Ausrufezeichen in der Corona-Krise. Ihr Konzept gilt als wegweisend.

Krise, welche Krise? Wenn Charly Grote dieses Wort hört – sei’s mit Bezug aufs Bäckerhandwerk, sei’s mit Bezug aufs Corona-Virus –, lächelt der 60-Jährige fein. Der Goldbäcker aus Langenholthausen hält auf seine Weise gegen: erst mit einer deutlich vergrößerten Bäckerei am Stammsitz Langenholthausen, jetzt mit einem Gastro-Tempel in Amecke direkt an der Sorpe. In Kürze wird das Haus am See eingeweiht.

Grotes Restaurant
Grotes Restaurant "Heimathafen" am Sorpesee: Charly Grote und Juniorchef Carl setzen mit ihrem "Bäckorant" in Amecke ein Ausrufezeichen in der Corona-Krise. © WP | jürgen overkott

Es geht dem Ende entgegen, im positiven Sinne. Heimische Handwerker sorgen buchstäblich für den letzten Schliff. Das freistehende Gebäude direkt am Seeufer ist ein Hingucker. Immer wieder bleiben Besucher stehen, um einen Blick aufs Haus zu werfen und, lieber noch, ins Haus. Die beiden Grotes, Senior und Junior, üben sich in Multitasking. Sie sprechen mit den Handwerkern über Elektrik und Thekendesign. Parallel organisieren sie für Freunde und Bekannte – sie haben viele davon – Hausführungen.

Das Interesse der Öffentlichkeit hat einen Grund, wie Thorsten Hellweg vom Branchenverband Dehoga NRW feststellt. Eine Investition in dieser Größenordnung gilt in der Corona-Krise als Ausrufezeichen – auch wenn die Planungen lange vor Ausbruch der Pandemie begannen. Dazu kommt ein weithin einzigartiges Konzept. Charly Grote nennt es „Bäckorant“. Der Bäckermeister setzt die Verschmelzung von Lebensmittelhandwerk und Gastronomie fort. Einst verwischten Backcafés die Grenzen. Inzwischen erscheint ein Restaurant, was Küchenkunst mit Brotspezialitäten verbindet, als logische Fortsetzung. „Ich glaube schon, dass unser Projekt für das Bäcker-Handwerk deutschlandweit etwas Besonderes ist. Die anderen Betriebe werden schon darauf schauen, was hier passiert. Ich könnte mir vorstellen, dass der Eine oder Andere etwas davon für sich übernimmt.“ Thorsten Hellweg sieht das ähnlich: „Wenn das Konzept stimmig ist, dann funktioniert es auch.“

Der „Heimathafen“ ist schon seit Wochen ein Hingucker am Sorpesee.
Der „Heimathafen“ ist schon seit Wochen ein Hingucker am Sorpesee. © WP | jürgen overkott

Den Anfang aber soll ein Edel-Imbiss machen, der Brot und Backwerk verbindet mit Pommes und Pizza. Schon dabei setzen Vater und Sohn Grote einen eigenen Akzent: „mit Brommes, Pommes aus Brot“.

Dennoch backen die Grotes alles andere als kleine Brötchen – gemeinsam mit dem Amecker Investor APS. Dahinter stehen Johannes Becker und seine Frau Annette Assheuer-Becker. Das Ehepaar errichtet das zweistöckige Gebäude mit Terrasse und großzügiger Außenanlage. Baustart war im Januar 2019. Die Grotes stießen im Herbst vorigen Jahres dazu. „Wir wurden angesprochen“, berichtet Carl Grote. „Der Kontakt kam über die Veltins.“ Doch warum bissen die Grotes überhaupt an?

Die Antwort ist nahe liegend: Die Lage gilt als Filetstück. „Die gibt es im Sauerland sicherlich kein zweites Mal“, ahnt Carl Grote. Nebenher liegt das neue Restaurant lediglich vier Kilometer von der Unternehmenszentrale entfernt, „quasi direkt vor der Haustür“. Und dann sahen die Goldbäcker eine Chance, ein Konzept für die Zukunft zu entwickeln.

Hoffnung auf viele See-Leute

Mit dem Ehepaar Assheuer-Becker wurden die Goldbäcker schnell einig. „Unser Investment ist ungefähr 800.000 Euro.“ Das bezieht sich auf die Inneneinrichtung – von den beiden großen Gasträumen über die Küche bis zu den Personalräumen.

Die frischgebackene Schreinermeister Julia Roeper bei der Arbeit.
Die frischgebackene Schreinermeister Julia Roeper bei der Arbeit. © WP | jürgen overkott

Welches Publikum haben die Grotes im Blick? Die Sorpe gilt als Naherholungsparadies. Gerade während der aktuellen Hitzewelle galt die Talsperre als Planschbecken des Sauerlandes. Die Grotes denken jedoch größer. Anhand der Autokennzeichen am Seeufer wissen sie, dass die Sorpe Tagestouristen und Kurzurlauber von Rhein und Ruhr lockt. Der Senior-Chef will die angereisten Besucher mit Andenken zum Essen ködern – etwa mit einer „Sorpekruste“.

Doch zunächst wollen die Grotes bei heimischen Leckerschmeckern testen, wie ihre Kreationen ankommen – beim Preopening am kommenden Montag ab 18 Uhr. Das neue Restaurant heißt „Heimathafen“. Der Name ist Programm. Neben dem Klassiker Fleisch wird auch Fisch gereicht.

Der eigentliche Betrieb beginnt nur zwei Tage später, am Mittwoch, 19. August. Die Grotes hoffen auf viele See-Leute.